Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
Vom Netzwerk:
hatte. »Darf ich um die Ehre bitten, dir das Haar zu bürsten?«
    Diese Frage überraschte mich vollkommen. Arthur konnte es nicht gewusst haben, aber es war schon immer eines meiner schönsten Vergnügen gewesen, die Haare gebürstet zu bekommen, ein geliebtes allnächtliches Ritual, das ich in den fünf Jahren seit dem Tod meiner Schwester Anne sehr vermisst hatte. »Weißt du … wie es geht?«, fragte ich in meiner Verwirrung – eine lächerliche Frage.
    »Ja.«
    Ich reichte ihm die Bürste.
    »Kommst du zum Bett?«, fragte er. »Es ist einfacher, wenn wir uns beide hinsetzen können.«
    Ich erhob mich. Ich nahm meine Brille ab und ergriff die Hand, die er mir hinstreckte. Ich ließ mich von ihm zum Bett führen, wo ich mich neben ihn hinsetzte und ihm den Rücken zuwandte. Er begann, mir meine langen Locken mit bedächtigen, gleichmäßigen Strichen zu bürsten. Anne war in vergangenen Jahren immer rührend aufmerksam, wenn sie mir diesen Dienst erwies; Ellen genauso; aber ihre Handreichungen waren – wie ich bald feststellen durfte – nur nachlässig und oberflächlich gewesen, jedenfalls verglichen mit der Zärtlichkeit und dem Geschick des Mannes, der sie nun ausführte.
    Meine Kopfhaut prickelte, als die Bürste sie leicht streifte. Wieder und wieder spürte ich die Fingerspitzen meines Ehemannes, wie sie mir zart den Nacken liebkosten, wenn er mein Haar hochhob und die Bürste mit langen, wohltuenden Strichen hindurchzog. Bei jeder dieser Berührungen meiner Haut fuhr ein unerwarteter, elektrisierender Blitz durch meinen Körper.
    »Ich nehme an«, sagte ich beinahe atemlos, »dass du schon einmal zuvor jemandem die Haare gebürstet hast?«
    »Als ich noch ein kleiner Junge war, erlaubten mir zuerst meine Mutter und dann meine Tante, diese Aufgabe zu übernehmen.Ich gestehe, damals hatte ich nur die unschuldigsten und pflichtbewusstesten Beweggründe.« Leise und mit rauer Stimme fügte er nah bei meinem Ohr noch hinzu: »Ich kann dir nicht sagen, wie viele hundert Male ich mir seit dem Tag unserer ersten Begegnung diesen Augenblick mit dir in Gedanken ausgemalt habe, Charlotte.«
    Plötzlich pochte mein Herz so laut in meinen Ohren, dass ich kein Wort mehr herausbrachte. Es war, als berührte er mit den sanften und rhythmischen Bewegungen seiner Fingerspitzen und der Bürste jeden einzelnen Zoll meines Körpers aufs vertrauteste. Meine Augen schlossen sich, der Kopf fiel mir in den Nacken, all meine Anspannung verebbte, als flösse sie wie ein köstlicher, flüssiger schimmernder Strom aus mir heraus. So, dachte ich mir (soweit ich überhaupt noch denken konnte), so musste es sein, wenn man Opium genommen hatte.
    Ich spürte noch einmal, wie Arthur mir das Haar aus dem Nacken hob. Dann folgte die höchst willkommene Berührung seiner Lippen, warm und zärtlich auf meinem Hals. Wonneschauer rieselten mir durch den Körper. Nun drückten seine Lippen einen weiteren Kuss auf meine Haut, und noch einen, bis er sich immer mehr meiner Halsgrube näherte.
    Ich stöhnte auf. Jetzt löste er die Schleife an meinem Hals und zog das Nachthemd am Hals auf. Zärtlich fuhr er mir mit den Fingerspitzen am Schlüsselbein entlang, erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Dann wagte er sich ein wenig weiter vor, liebkoste die Oberseite meiner Brüste und den Raum zwischen ihnen. Erneut stockte mir der Atem.
    Er nahm mich bei der Schulter und drehte mich zu sich herum, sodass ich ihm auf dem Bett gegenübersaß. Jetzt neigte er seinen Kopf herab und küsste jeden Flecken, den er zuvor mit den Fingerspitzen berührt hatte. Bei jedem Kuss auf meinernackten Haut hörte ich mich erneut leise stöhnen. Mein Herz hämmerte, mein Körper stand in Flammen. Nie hatte ich so etwas verspürt. Niemals hatte ich selbst in meinen kühnsten Träumen solch eine Berührung oder solch eine Empfindung vermutet. Plötzlich verlangte es mich wie nie in meinem Leben danach, den Druck seiner Lippen auf den meinen zu spüren. Und plötzlich war er da. Seine Lippen lagen auf den meinen, suchten und erkundeten und fanden mich in einem langen und liebevollen Kuss.
    Als dieser Kuss endlich ein Ende fand, öffnete ich die Augen und schaute in die seinen, nur wenige Zoll entfernt, wie sie mich mit brennender Dringlichkeit und einem Verlangen anblickte, das dem meinen in nichts nachstand.
    »Oh!«, rief ich, als ich die Arme um meinen Ehemann schlang und seine Lippen erneut auf die meinen zog.
     
    Ich wachte im ersten Morgengrauen auf und

Weitere Kostenlose Bücher