Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
Vom Netzwerk:
sagte ich einfach: »Mr. Nicholls ist ein Anhänger von Pusey und so engstirnig, dass es einen graust. Aber genug von ihm! Erzähl mir von dir, Nell. Ich möchte alles wissen, was du erlebt hast, seit du hierhergekommen bist.«

FÜNF
    Schwatzend wie die Elstern legten wir die wenigen Meilen bis zum neuen Zuhause von Ellens Bruder zurück. Hathersage war ein winziges, von vereinzelten Gehöften umgebenes Dorf, in dem die Arbeiter aus den nahegelegenen Nadelfabriken wohnten. Ebenso wie Haworth bestand es aus einer Ansammlung von kleinen Steinhäusern entlang einer steilen Straße, die zur Kirche und zum Pfarrhaus hinaufführte, einem recht angenehm anmutenden zweistöckigen Haus, das unserem nicht unähnlich war.
    »Bitte entschuldige den Staub und die Unordnung«, sagte Ellen, als sie mich durch das Haus führte, an dem gerade umfassende Umbauten vorgenommen wurden. Im Erdgeschoss wurde ein großes Wohnzimmer mit Erkerfenster und im ersten Stock ein neues Schlafzimmer angebaut. »Jeden Tag hat es neue Komplikationen gegeben, für die Stuckateure gibt es sehr viel mehr als vorhergesehen zu tun, und die neuen Möbel wurden noch nicht geliefert; aber Henry kündigt an, dass er und seine Frau in vier Wochen hier eintreffen werden, ob nun alles für sie bereit ist oder nicht.«
    »Es sieht alles großartig aus. Ich bin sicher, dass die Neuvermählten entzückt sein werden und es dir zu danken wissen, dass du eine solche Last auf dich genommen hast.«
    Nach dem Tee schlug Ellen vor, ich sollte mich ein wenig ausruhen, aber ich sagte, ich hätte den lieben langen Tag gesessen und sei nun begierig, die Schönheit der Umgegend zu erkunden. Also setzten wir unsere Hauben auf, streiften die Handschuhe über und brachen unverzüglich zu einem Spaziergang durch den kühlen frühen Abend auf. Nachdem wir dasHaus verlassen hatten, schlenderten wir einen Pfad entlang, der durch ein weites grünes Feld führte. Ich hielt vor Staunen und Entzücken den Atem an, als ich die umgebende Landschaft sah, die weitaus herrlicher war als die um Haworth, mit lieblich sich wellenden Hügeln und Tälern, die von Weideland und Wäldern überzogen waren und einen dramatischen Kontrast zu den höher gelegenen Hängen des Hochmoors in der Ferne bildeten.
    »Wie schön es hier ist!«, rief ich aus. »Ich bin so froh, dass Henry den Plan aufgegeben hat, Missionar zu werden. Im indischen Klima hätte er es wohl keine zwei Monate ausgehalten. Er hat gut daran getan, sich für diesen Ort zu entscheiden.«
    »Das hat er. Ich hoffe nur, dass er bei der Wahl seiner Braut ebenso klug verfahren ist.«
    »Wenn ich aus deinen Briefen schließen darf, so ist diese Miss Prescott, inzwischen Mrs. Nussey« (denn die Vermählung war einige Wochen zuvor gewesen), »eine sehr nette Frau. Das muss sie auch sein, wenn sie Henrys Ansprüchen genügt, denn wir wissen ja, wie wählerisch er bei der Suche nach einer Ehefrau war …«
    Ellen schaute mich verdutzt an, merkte dann, dass ich sie neckte, und wir lachten beide. Tatsächlich hatte Henry – ein langweiliger, ernsthafter junger Mann – im Laufe der letzten sechs Jahre unzähligen jungen Damen Anträge gemacht und jedes Mal einen Korb bekommen. Ich war die Erste gewesen, der er sich in dieser Absicht genähert hatte.
    »Weißt du«, meinte Ellen plötzlich ein wenig wehmütig, »ich überlege oft, wie es wohl gewesen wäre, wenn du vor Jahren Henrys Antrag angenommen hättest. Dann wären wir jetzt Schwägerinnen. Ich würde dich regelmäßig sehen, vielleicht würden wir sogar im selben Haus wohnen.«
    »Du wärst meiner schon bald überdrüssig geworden, Nell, wenn wir so nah beieinander gelebt hätten.«
    »Deiner könnte ich niemals überdrüssig werden.«
    »Ich deiner auch nicht«, erklärte ich ehrlich, während ich Ellen die Hand drückte, »aber Henry und ich passen wirklich nicht zusammen. Ich kannte ihn doch kaum. Und ich könnte ihn nicht lieben. Per Post einen Antrag zu machen! In seinem Brief hat er mich einfach, ohne jedes schmeichelnde Wort unverblümt wissen lassen, das Pfarrhaus, in dem er wohne, sei für eine Person zu groß, und gefragt, ob ich in Erwägung ziehen könnte, es als seine Ehefrau für ihn zu führen? 1 Du musst zugeben, das ist nicht der Heiratsantrag, den sich eine Frau erträumt. Und dass mir so etwas zweimal passieren musste!«
    »Ach ja, das stimmt! Du hast ja später einmal einen Antrag von einem völlig Fremden bekommen?«
    »Ja, von einem jungen irischen Pfarrer namens Mr.

Weitere Kostenlose Bücher