Die Geheimnisse der Therapeuten
verändert: Wir sitzen zu viel. Sport verhindert das Altern der GefäÃe â man ist so alt wie seine Arterien â und übt eine günstige Wirkung auf das psychische Gleichgewicht aus. Kurzum: Er hat nur Vorteile! Dem Beispiel meines Vaters folgend fand ich sehr früh Gefallen an Sport â Laufen, Radfahren, Tennisspielen â, und ich habe es mein ganzes Leben lang beibehalten. Aber man muss ihn lieben und sich die Zeit dafür nehmen. Leicht gesagt und oft sehr viel schwerer getan! Denn es ist schwer, alteingefahrene Gewohnheiten zu verändern. Denken Sie an die Vorzüge: die zusätzlichen Lebensjahre mit erhöhter Lebensqualität. »Morgen ist ein anderer Tag, und er hängt von uns ab« (Gaston Berger).
Unsere Errungenschaften gegen das Altern
Sie können das Altern Ihres Gehirns hinausschieben. Anders als man lange geglaubt hat, muss es nicht zwangsläufig zu einer Verschlechterung der Hirnfunktionen kommen. Wir verlieren zwar mit fortschreitendem Alter Neuronen, aber eine Kompensation ist aufgrund zweier Prozesse möglich, die in jüngster Zeit entdeckt wurden:
â Die Neurogenese: Aus Stammzellen können sich neue Zellen entwickeln.
â Die neuronale Plastizität: Infolge äuÃerer Stimulationen können sich zahlreiche neue Nervenverbindungen bilden.
In Wirklichkeit ist das Gehirn eines unserer Organe, das dem Altern am besten widersteht. Aber das ist nur unter zwei Voraussetzungen der Fall:
â Dass man soweit wie möglich alle Gifte vermeidet, die die Neuronen schädigen könnten, in der Hauptsache Alkohol; dass man auÃerdem dem Altern der GefäÃe entgegensteuert, das die HirngefäÃe schädigt, denn diese transportieren den Sauerstoff, der für eine normale Funktion unerlässlich ist.
â Dass man dem Gehirn immer wieder Aufgaben stellt: Use it or lose it , was man frei übersetzen könnte mit: »Das Gehirn baut nur ab, wenn man es nicht gebraucht!« Alles bietet sich dafür an: vom Lesen über die Arbeit am Computer, Kreuzworträtsel, Gesellschaftsspiele und Schach bis hin zu den Seniorenuniversitäten, kurz, alles, was zum Nachdenken anregt und die sozialen Beziehungen fördert. Man muss sich auch ein Ziel im Leben stecken, beispielsweise sich nach der Pensionierung im Verbandsleben zu engagieren. Ich konnte auf diese Weise nach meiner Versetzung in den »Ruhestand« aus purer Freude und dem Wunsch, nützlich zu bleiben, weiterarbeiten: »Man hat das Alter seiner Arterien, aber man hat vor allem das Alter seines Gehirns.«
SchlieÃlich müssen wir uns jeden Tag sagen, dass es ein ungeheures Glück ist, am Anfang des 21. Jahrhunderts und in einer Region der Welt zu leben, in der Frieden herrscht, was es uns ermöglicht, vom Fortschritt zu profitieren. Jemand, der ein halbes Jahrhundert lang alle Fortschritte der Wissenschaft â technischer, biologischer und medizinischer Art â miterlebt hat, kann darüber nur im höchsten Grade staunen.
Die Vorstellungen vom Tod
Unsere Vorstellung vom Tod ist aufgrund der neueren Erkenntnisse in der Biologie und Neurobiologie im Wandel begriffen. Nach der religiösen und philosophischen Phase der Auseinandersetzung mit dem Tod treten wir nun in das rationale Zeitalter ein: Zahlreiche Werke, die in den letzten zehn Jahren über den Tod veröffentlicht wurden, befürworten mehr oder minder eine Vorstellung davon, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. Ich möchte hier vor allem die Werke von P. Boyer 34 , S. Atran 35 , R. Edelman 36 und J.-P. Changeux 37 nennen.
34 Pascal Boyer: Und Mensch schuf Gott. Klett-Cotta, Stuttgart 2009.
35 Scott Atran: Au nom du Seigneur. La religion au crible de lâévolution . Odile Jacob, Paris 2009.
36 Gerald Edelman: Das Licht des Geistes. Wie Bewusstsein entsteht. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2007.
37 Jean-Pierre Changeux: Der neuronale Mensch. Wie die Seele funktioniert â die Entdeckungen der neuen Gehirnforschung. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1984.
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das wirklich um seinen Tod weiÃ. In der Tat ist er sich nicht nur seines individuellen Schicksals bewusst, er ist sich auch der anderen bewusst und hat deren Vergänglichkeit zu seinem Leidwesen beobachten können. Das Wissen um den Tod geht bis in graue Vorzeiten zurück, ins Paläolithikum, denn schon seit diesen uralten Zeiten (100 000 Jahre und mehr) gibt es
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