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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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Hand vors Gesicht. »Was soll das heißen?«
    »Nun, sie sind blau, und zwar unbeschreiblich blau.«
    »Na und?«
    »Ich dachte immer, Asiaten hätten keine blauen Augen.«
    Asiaten?, dachte Avi. Bin ich ein Asiat? Er erinnerte sich an die alte Frau im Fernseher. Die mit den rosafarbenen Haaren. Was will ein feiner Herr wie der mit einem asiatischen Jungen?, hatte sie gesagt.
    »Wer bist du eigentlich wirklich?«, wollte Hannah wissen.
    »Das habe ich vergessen.«
    Sie musterte ihn zweifelnd. Es gefiel ihm, wie sie dabei die Nase rümpfte. »Gedächtnisverlust?«
    »Kann sein.«
    Sie starrte ihn weiter an. »Ich bin sicher, dass deine Augen vorher dunkel waren. Ist das nicht seltsam?«
    Im nächsten Moment fuhren rings um sie die Autos an. Mit ausdruckslosen Mienen lenkten die Fahrer ihre Wagen rund um den Platz, und zu Avis Erstaunen gab es keinen einzigen Zusammenstoß.
    »Ob die wissen, was mit ihnen passiert ist?«, fragte er.
    »Weißt du es denn?«, entgegnete Hannah in scharfem Tonfall. »Okay, ich verschwinde jetzt. Wenn du ins Savoy willst, geh einfach in diese Richtung bis zur Strand. «
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und marschierte über den Platz.
    »Was ist das, Strand ?«, rief Avi ihr nach.
    Sie blieb stehen, überlegte einen Moment und kehrte zurück. »Du hast echt keine Ahnung, was?«
    Nach der Stille war der Verkehrslärm überwältigend. Dicke Abgaswolken waberten in der Luft. Der Platz war riesengroß und wirkte eher wie eine Arena für Gladiatoren als wie eine Insel im Straßenverkehr. Avi fühlte sich sehr klein.
    »Kannst du mich nicht zuerst hinbringen und dann deine Erledigungen machen?«, fragte er.
    »Es kann aber nicht warten.«
    »Warum? Was ist denn so wichtig daran?«
    Hannah wurde so kreidebleich im Gesicht, dass Avi kurz befürchtete, sie könnte in Ohnmacht fallen. Er hielt sie am Ellbogen fest.
    »Hannah?«, sagte er. »Was ist los?«
    Verzweifelt verzog sie das Gesicht und fing leise an zu weinen.
    Avi kramte in den Taschen von Durins Mantel, aber sie hatte bereits ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche genommen, wischte sich die Augen ab und putzte sich die Nase.
    »Es geht um meine Mum«, erwiderte sie. »Ich glaube … Avi, ich habe wirklich Angst.«
    Avi sorgte dafür, dass sie sich neben einen der steinernen Löwen setzte. Aus irgendeinem Grund fürchtete er sich nicht vor diesen Statuen. Wie gerne hätte er Hannah versichert, dass alles in Ordnung sei. Aber wie sollte er sie überzeugen, wenn er es selbst nicht glaubte? Stattdessen hörte er ihr einfach zu.
    »Ich weiß nur noch, dass ich im Taxi saß und zu meiner Mum ins Krankenhaus fahren wollte. Sie haben sie, wenn ich es richtig mitgekriegt habe, gestern Nachmittag direkt vom Arbeitsplatz in die Notaufnahme eingeliefert. Als ich aus dem College nach Hause kam, war eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Ich sollte die neurologische Abteilung kontaktieren. Aber stattdessen habe ich mir sofort ein Taxi gerufen. Ich saß also im Taxi, schaute aus dem Fenster und wünschte, es würde sich beeilen, und im nächsten Moment sind wir über den Trafalgar Square gerast, und du hast meine Knöchel begrapscht. Und dann war da noch dieses Ding auf dem Dach, dieser Goblin. Wie hieß er noch mal?«
    »Kellen«, erwiderte Avi. »Was fehlt deiner Mutter denn?«
    »Keine Ahnung. Die Ärzte wissen es auch nicht. Sie ist einfach bei der Arbeit zusammengebrochen – sie ist Lehrerin. Mitten im Unterricht. Ich begreife das nicht. Sie ist immer so … Avi, meine Mutter kriegt sonst nicht einmal eine Erkältung.«
    Sie schniefte und wischte sich mit dem Ärmel die Nase ab.
    »Ich komme gerade aus einem Krankenhaus«, meinte Avi, »und habe keine große Lust, schon wieder eines von innen zu sehen.«
    »Das verlangt ja auch keiner von dir. Pass auf, mir wird das hier alles zu schräg. Viel Glück bei der Suche nach dem Savoy, aber ich muss jetzt wirklich los.«
    Spontan griff Avi nach ihren Händen.
    »Bitte«, sagte er. »Können wir einander nicht helfen?«
    Sanft schob sie ihn weg. »Tut mir leid, Avi, doch ich habe gerade den abartigsten Autounfall der Weltgeschichte hinter mir, meine Mutter ist krank, und du … woher soll ich wissen, ob ich dir trauen kann? Ich kenne dich ja gar nicht.«
    »Da wären wir schon zu zweit«, entgegnete Avi.
    »Genau darauf wollte ich hinaus.«
    »Hilf mir einfach zu finden, was ich suche.«
    »Ich habe dir doch schon erklärt, dass ich ins Krankenhaus muss.«
    »Dann eben danach.«
    Sie starrte

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