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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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folgten Avi und Hannah durch das dunkle Observatorium. Brucie schwirrte, eine Reihe bläulicher Lichtpunkte hinter sich herziehend, einige Meter voraus.
    »Weißt du, wo du hinwillst?«, fragte Avi, als sie immer weiter ins Gebäude vordrangen.
    »Mein lieber Junge«, entgegnete Roosevelt, während er um eine Ecke nach der anderen bog. »Ich war es, der Sir Christopher Wren bei der Errichtung dieses Gebäudes geholfen hat. Das war damals in dem Jahr, das die Sterblichen als 1675 bezeichnen. Ich habe Charles ermutigt, es Roosevelt Manor zu nennen, aber der Narr hat sich für Flamsteed House entschieden.«
    »Charles?«, meinte Avi.
    »Der Zweite. Wir sind da!«
    Der Flur mündete in einem gewaltigen, mit violetter Seide tapezierten Raum. Die Decke war mit Stuck verziert. Der Boden bestand aus schwarzem, spiegelblank poliertem Granit. Der Raum wurde von einem beeindruckenden Gerät dominiert, das sich aus Messingkugeln und komplizierten Hebeln zusammensetzte. Avi starrte es an und versuchte, seine Funktion zu ergründen, doch er kam nicht dahinter, wozu es gut sein sollte.
    Roosevelt trat ohne zu zögern in das Gerät, duckte sich unter einigen Verbindungsstäben hindurch und stieg über andere hinweg. Die größten Kugeln waren so groß wie er, die kleinsten hatten etwa den Umfang seiner Faust. In der Mitte des Raums ragte ein einsamer Messinghebel aus einer Holzkiste. Roosevelt betätigte den Hebel, und die Kugeln begannen sich zu bewegen.
    Allmählich verstand Avi, wie das Gerät funktionierte. Die Kugeln waren an langen Metallarmen befestigt, die ihrerseits mit einem Ganggetriebe verbunden waren. Wenn die Gänge sich drehten, kreisten die Kugeln darum herum. Allerdings gab es einige Kugeln, die wiederum von kleineren Kugeln umkreist wurden. Außerdem drehte sich jede Kugel um die eigene Achse. Diese gleichzeitigen Bewegungen waren kompliziert und wunderschön und erinnerten an einen kosmischen Tanz.
    »Sind das die Welten?«, flüsterte Avi.
    »Das ist Flamsteeds Planetarium!«, rief Roosevelt über das Klappern der Gänge. »In den Augen vieler seine größte Dummheit, da es die Planeten und Sterne, die es angeblich darstellen soll, nicht korrekt wiedergibt.«
    »Das bedeutet, dass es als Modell nicht gelungen ist«, fügte Hannah hinzu.
    »Aber das ist ja auch gar nicht sein Sinn«, fuhr Roosevelt fort.
    »Sondern?«, fragte Avi.
    Aber Roosevelt war zwischen den kreisenden Kugeln abgetaucht. Avi konnte hin und wieder einen Blick auf seine Beine, seine Ellbogen und seine Hände erhaschen, während er immer neue Hebel und Schalter erkundete. Sie konnten nur dastehen, zuschauen und hoffen, dass er wusste, was er tat.
    Allmählich wurde das Planetarium schneller und fing zudem zu rattern an. Einige Kugeln schienen sehr locker auf den Armen zu sitzen, und aus dem Inneren des Geräts drang ein unheilverkündendes Knirschen.
    »Ach, es ist viele Jahre her, dass ich Flamsteeds Planetarium bedient habe«, beruhigte Roosevelt sie. »Ich fürchte, der Mechanismus ist ein wenig eingerostet. Aber keine Angst, meine Freunde. Roosevelt kennt sich in diesen Dingen aus!«
    Also warteten sie weiter, bis sich ein neues, bedrohlicheres Geräusch mit dem Klappern des Planetariums mischte. Schwere, regelmäßige Schritte, die sich auf dem Flur näherten. Als Avi herumwirbelte, sah er einen Wachmann hereinkommen. Der Mann leuchtete erst ihn und dann Hannah mit der Taschenlampe an. Etwas schwirrte durch den Lichtstrahl: Brucie, die nicht entdeckt werden wollte. Avi hoffte, dass sie ein gutes Versteck finden würde.
    »Stehen bleiben, ihr beiden!«, blaffte der Wachmann sie an.
    Wieder traf sie der Lichtstrahl, so dass Avi schützend die Hand vors Gesicht hob.
    »Wo ist der Dritte?«, fragte der Wachmann. »Ich bin sicher, dass ich drei Personen habe hereinkommen sehen.«
    Er ließ den Lichtstrahl über die schnell kreiselnden Kugeln gleiten, so dass die Reflexion sich an der Decke spiegelte. Als Avi nicht mehr geblendet war, stellte er fest, dass sich im Flur hinter dem Wachmann etwas bewegte. Eine bräunliche Gestalt huschte durch den Schatten, war aber verschwunden, bevor er sie erkennen konnte.
    Ein Scheppern ertönte, als Roosevelt einen weiteren Hebel betätigte. Das Planetarium verdoppelte seine Geschwindigkeit. Eine der kleineren Kugeln brach ab, flog durch den Raum, prallte gegen die Wand, wo sie eine beträchtliche Delle hinterließ, und rollte dann mit dem Dröhnen eines Gongs über den Boden.
    Genau in der Mitte des Geräts,

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