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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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an der Achse, von der aus sich alles drehte, entstand ein winziger weißer Lichtfunke.
    »Was zum Teufel macht ihr da?«, rief der Wachmann entrüstet. »Finger weg von dem Gerät!«
    Zwei weitere Kugeln lösten sich und wurden an die Decke geschleudert. Das Licht flackerte wie eine erlöschende Kerze und breitete sich plötzlich aus. Es war so hell, dass Avi seine Augen schützen musste, eine Sonne im Miniaturformat, die mitten im Raum stand.
    »Das ist der Lohn des Glaubens!«, rief Roosevelt von irgendwo innerhalb des Geräts.
    Der Wachmann stieß einen lauten Fluch aus und wollte sich auf ihn stürzen, doch er stolperte über etwas und landete bäuchlings auf dem Boden. Dabei fiel der Strahl seiner Taschenlampe auf den bräunlichen Schatten, den Avi vorhin bemerkt hatte. Es war einer der Füchse vom Hof.
    Als der Wachmann sich aufrappelte, wand sich der Fuchs zwischen seinen Beinen hindurch, wobei er seinen Körper verbog wie eine Schlange. Hinter ihm kamen seine beiden Artgenossen. Der Wachmann richtete nacheinander seine Taschenlampe auf sie. Im nächsten Moment griffen sie ihn mit gefletschten gelben Zähnen an. Der Fuchs, über den er gestolpert war, schnappte erst nach seinem linken Knöchel und versuchte dann, ihn in den Oberschenkel zu beißen. Der Wachmann schrie auf und schlug mit der Taschenlampe nach ihm. Daraufhin schnappten auch die anderen Füchse nach seinen Beinen und sprangen hoch, um seine Arme zu erwischen. Einem gelang es sogar beinahe, die Zähne in sein Gesicht zu bohren. Nachdem er sich eine Weile zur Wehr gesetzt hatte, ließ er die Taschenlampe fallen und lief um sein Leben.
    Die Füchse verfolgten ihn nicht, sondern trotteten mit gesenkten Köpfen und leise winselnd auf Avi und Hannah zu. Zurückweichen war keine Lösung, da die wirbelnden Kugeln sie sonst am Kopf getroffen hätten. Der Flur war die einzige Fluchtmöglichkeit. Avi fragte sich, wie schnell Füchse wohl rennen konnten.
    Sind das wirklich Füchse? Sie sind so groß!
    Wie zur Antwort stellte sich einer der Füchse auf die Hinterbeine. Er machte nicht etwa Männchen, nein, es war eine bedächtige und bewusste Bewegung. Dabei wurden seine Beine länger und seine Pfoten flacher, sein Brustkorb dehnte sich aus, die Schultern wurden breiter. Muskel um Muskel, Gliedmaße um Gliedmaße veränderte er sich. Die Verwandlung wurde von einem abscheulichen Knirschen begleitet, das an zerknickende Zweige erinnerte. Als Avi sich vorstellte, wie die Gedärme des Fuchses sich verlagerten, hätte er sich am liebsten übergeben.
    Inzwischen hatte die Verwandlung den Kopf des Fuchses erreicht. Einen schrecklichen Moment lang schien sich sein Gesicht nach außen zu stülpen und gab eine feuchte Masse frei, die eher in eine Anatomiestunde gehört hätte. Das Geschöpf wurde von einem gewaltigen Zittern durchfahren, sein Fell sträubte sich und leuchtete kurz und noch heller auf als die Sonne des Planetariums. Dann war es vorbei.
    Vor ihnen stand ein Wesen, das einem Menschen ähnelte, nackt und muskulös und mit einem dichten bräunlichen Fell an Unterarmen und Bauch. Seine Ohren waren geschwungen und erinnerten an Muschelschalen. Der verschlagene Gesichtsausdruck des Fuchses war geblieben.
    »Kobolde!«, rief Roosevelt aus dem Planetarium. »Weg von ihnen!«
    Avi war nicht sicher, ob der Wächter mit ihm oder mit den Kundschaftern sprach. Jedenfalls stand fest, dass sie in Schwierigkeiten steckten. Als ob er noch einen zusätzlichen Grund gebraucht hätte, um sich zu fürchten!
    Der Kundschafter grinste und fletschte winzige gelbe Zähne. Seine Augen waren vom selben Gelb und blickten blutrünstig drein.
    Hinter ihm begannen auch die beiden anderen Füchse sich zu verwandeln.
    »Kopf runter!«, sagte Hannah plötzlich, drückte Avis Kopf nach unten und zog ihn rückwärts in das Planetarium.
    Die erste Kugel sauste knapp an seinem Kopf vorbei, die zweite streifte seine Schulter. Hannah war bereits auf die Knie gefallen. Avi folgte ihrem Beispiel und kroch hinter ihr her auf das Licht zu. Währenddessen unterhielten sich die verwandelten Füchse in einer Sprache, die er nicht verstand.
    »Hier entlang!«, wies Hannah ihn an. Sie stand auf, schätzte die Distanz ab und sprang über einen der rotierenden Arme, der wie eine Sichel auf sie zuraste. Die Stange sauste mit einem schrillen Pfeifen vorbei, das an einen kochenden Teekessel erinnerte. Avi folgte ihr und blickte dabei über die Schulter. Die Kundschafter waren nirgendwo zu sehen.
    Wieder

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