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Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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öffnete die Tür und Aten folgte Dagon hinaus. Er blinzelte, als er ins Licht trat. Seine Pupillen veränderten sich und wurden zu horizontalen Strichen auf den flachen gelben Augen.
    »Die Treppe ist sehr lang«, entschuldigte Dagon sich mit einem Blick nach oben.
    Aten schaute ebenfalls auf und sah Hunderte schmaler Stufen, die sich irgendwo im Dämmerlicht verloren.
    »Wenn das mein letzter Gang ist, werde ich jede einzelne Stufe auskosten«, erwiderte er und die beiden – Gefängniswärter und Gefangener – machten sich an den langen Aufstieg von dem unterirdischen Kerker hinauf zum Gefängnis.
    »Die Hälfte ist geschafft«, verkündete Dagon nach einer Weile.
    Das Treppensteigen schien ihm nichts auszumachen, doch Aten spürte die Anstrengung deutlich. Seit einiger Zeit schon hörte er ein leises Grollen. Anfangs hatte er gedacht, es käme von der Lava, doch dann merkte er, dass es von oben kam. »Was ist das?«, fragte er.
    »Das sind die Humani, die draußen protestieren«, antwortete Dagon. »Als ich herkam, wurden es von Minute zu Minute mehr. Angefangen hat es vielleicht mit tausend. Jetzt mögen es achttausend sein oder vielleicht sogar zehntausend. Die Leute verlangen, dass man Euch freilässt.«
    »Und was sagt Ard-Greimne dazu?«
    »Er ist bereit, sämtliche verfügbaren Kräfte hinauszuschicken und die Leute niederzuwalzen. Soweit ich weiß, hat er die Wachen angewiesen, brutal vorzugehen. Er will den Humani eine Lektion erteilen, die sie nie mehr vergessen.«
    »Verstehe.« Aten war klar, worum es ging. »Er muss die Protestierer aus dem Weg schaffen, damit die Wachen mich zur Pyramide bringen können.«
    Dagons Miene verriet nichts. Er schob seine Sicherheitsbrille auf die Stirn und es sah aus, als hätte er jetzt zwei Augenpaare. »Wie ich gehört habe, erwarten Euch Bastet und Anubis dort.«
    Aten nickte. »Und sie wollen sicher nicht, dass ich zu meiner Beerdigung zu spät komme.«
    Ard-Greimne wartete am Ende der Treppe.
    Er war klein und schlank und sah eher gewöhnlich aus. Der Wandel hatte an ihm noch kaum Spuren hinterlassen – die Haare waren ihm ausgefallen und sein Schädel hatte sich verformt und zum Hinterkopf hin verlängert, sodass die Gesichtszüge sich zur Seite hin verschoben hatten. Die gezwirbelten Enden seines roten Schnauzbarts reichten bis über die Mundwinkel und seine Augen waren von einem überraschend intensiven Grün. Wie immer trug er eine ärmellose, gerade geschnittene Tunika, die vom Hals bis zu den Füßen reichte und schon seit Hunderten von Jahren aus der Mode war.
    Er blickte auf Aten hinunter. »Wie sind die Helden gefallen«, begrüßte er ihn. Ard-Greimne hatte massive Probleme wegen seiner geringen Größe und trug deshalb immer Schuhe mit extra hohen Einlagen. Als von Aten keine Reaktion kam, versuchte er es erneut. »Ich sagte: Wie sind die Helden ge–«
    »Es war schon beim ersten Mal nicht komisch und erst recht nicht geistreich«, unterbrach Aten ihn. »Und es stammt auch nicht von dir.«
    Das blasse Gesicht des Mannes verzog sich zu so etwas wie einem Lächeln. »Mutige Worte für einen Mann kurz vor dem Tod.«
    »Noch bin ich nicht tot.«
    »Aber bald.«
    Aten hatte das Ende der Treppe erreicht. Er ließ den Tartarus-Kerker hinter sich, ging an dem Älteren vorbei und trat hinaus auf einen großen Hof.
    Wie ein gewaltiger Sturm donnerten die Rufe von außen an die Gefängnismauern. »Aten … Aten … Aten …«
    »Dein Volk verlangt nach dir«, höhnte Ard-Greimne.
    Direkt vor Aten standen Ard-Greimnes Wachmänner in vier langen Reihen. Meist handelte es sich um Anpu oder Asterionen, doch es waren auch einige Bullen- und Eber-Hybride dabei. Sie alle trugen schwarze Lederrüstungen, geprägt mit Ard-Greimnes persönlichem Wappensymbol, dem immer offenen, alles beobachtenden Auge. Bewaffnet waren sie mit Keulen und Peitschen, einige wenige auch mit Speeren. Selbst ein paar Bogenschützen befanden sich darunter.
    »Ich weiß, dass du diese Humani achtest …«, begann Ard-Greimne.
    »Genau«, unterbrach Aten ihn.
    Ard-Greimnes schmale Lippen kräuselten sich. »Und dass du in ihnen die Nachfolger der Älteren siehst.«
    »Genau.«
    »Wenn du sie so sehr achtest, möchte ich, dass du dich auf die Mauer stellst und ihnen sagst, sie sollen friedlich auseinandergehen.«
    »Weshalb sollte ich das tun?«, fragte Aten.
    »Weil ich, wenn sie sich nicht zerstreuen, die Wachleute auf sie loslasse. Ich stelle einhundert – nein, zweihundert Bogenschützen auf

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