Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
mit den Schwertern das Krafttor auf Alcatraz entstehen lassen.« Bisher hatte Josh sich mit seiner Rüstung beschäftigt, jetzt schaute er seine Schwester an. »Sind die Schwerter eigentlich mit uns durch das Tor gefallen? Ich erinnere mich nicht, sie gesehen zu haben.«
»Aber ich. Als ich nach dir hineingesprungen bin, sind sie hinterhergekullert. Ich habe sie gesehen, als ich die Augen wieder aufgemacht habe. Zuerst dachte ich, es seien rostige Metallstangen, doch dann hat Osiris sie kurz vor unserem Abflug aufgesammelt und mir war klar, dass sie eine Bedeutung haben müssen.«
»Was passiert jetzt?«, fragte Josh.
Sophie nahm ihren Bruder am Arm und zog ihn zu der gläsernen Wand. Sie schob sie auf und trat hinaus in den Garten. Der süßliche Blumenduft war durchzogen vom Schwefelgestank fauler Eier. Er zog vom Vulkan herüber und winzige schwarze Sandkörnchen und graue Aschefetzen wirbelten durch die Luft. Es war niemand im Garten und Sophie führte Josh zu einem Brunnen. Das Wasser spritzte aus dem erhobenen Rüssel eines steinernen Mammuts und das Plätschern war wie leise Hintergrundmusik.
»Was sollen wir machen?«, fragte sie leise und drängend. »Mir wird jedes Mal übel, wenn ich nur daran denke, was hier abgeht. Diese Leute …« Sie wies mit ihrer behandschuhten Hand in Richtung Haus. »… diese Leute – und ich bin mir nicht einmal sicher, ob es wirklich unsere Eltern sind – sie sind anders.«
»Sie sind anders«, bestätigte Josh. »Eine Zeitlang dachte ich, Mom und Dad seien gekidnappt und durch Doppelgänger ersetzt worden, wie in dem Film Die Körperfresser kommen .«
»Und jetzt?«, fragte Sophie.
»Jetzt denke ich, dass es dieselben Menschen sind, mit denen wir aufgewachsen sind. Sie sehen aus wie sie, gehen und reden wie sie und haben sogar ihre kleinen Macken, aber es sind nicht die Menschen, die wir kennen.«
Sophie konnte ihm nur zustimmen. »Das sind sie nicht.«
»Auf der Erde haben sie irgendeine Rolle gespielt, die sie jetzt, da sie uns hier unter ihrer Kontrolle haben, offensichtlich ablegen konnten. Wir sehen sie so, wie sie wirklich sind.« Er tauchte seinen Handschuh ins Wasser und beobachtete, wie es sich golden färbte. Plötzlich roch es nach Orangen. »Wow! Es ist Orangensaft!«
»Josh! Bleib bei der Sache.«
»Du klingst genau wie Mom oder Isis oder wie sie heißt. Sie sind anders«, wiederholte er. »Aber weißt du was? Sie waren schon immer ein wenig seltsam. Sie waren immer anders als normale Eltern.«
»Ich weiß gar nicht, wie normale Eltern so sind.«
»Überleg doch. Sie haben uns nie ermuntert, Freundschaften zu schließen. Wir durften nie jemanden über Nacht zu uns einladen und auch nicht bei anderen übernachten. Wir sind nie mit auf Schulausflüge gegangen.«
»Und wir haben immer wieder die Schule gewechselt«, ergänzte Sophie leise. »Sie haben uns bewusst isoliert.«
»Genau.«
»Aber Freunde hatten wir trotzdem.«
»Kameraden, aber keine besten Freunde. Wer ist deine beste Freundin?« Josh schaute seine Schwester herausfordernd an.
»Na ja, Elle …«
»… die in New York wohnt und die du wie lange nicht gesehen hast?«
»Sehr lange.«
»Wir hatten keine normale Kindheit«, fuhr Josh fort. »Dad – Osiris. Ach, ich nenne ihn von jetzt an einfach Osiris – hat recht. Wir haben irre Sachen gelernt. Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Einiges hat richtig Spaß gemacht. Aber kann man den Besuch einer archäologischen Ausgrabungsstätte als normalen Familienausflug bezeichnen? In dem Jahr, als ich ins Disneyland wollte, sind wir in Machu Picchu gelandet.«
»Wo du in … getreten bist.«
»Ich weiß. Wir haben viel über Geschichte gelernt, über Archäologie und alte Sprachen. Sie haben uns in Museen alte Waffen und Rüstungen gezeigt.« Er tippte sich mit seinem metallenen Fingernagel an die Brust. »Als ich die hier gesehen habe, war sie mir sofort vertraut. Wie viele andere Sechzehnjährige –«
»Fünfzehneinhalb«, korrigierte ihn Sophie.
»- Fünfzehneinhalbjährige wüssten, dass dies eine gotische Rüstung aus dem späten fünfzehnten Jahrhundert ist?«
Sophie lachte. »Ich wusste es auch nicht.«
»Aber ich.«
»Du bist auch eine Art Freak, was solche Dinge betrifft.«
»Wie nennt man deine Schuhe?«, fragte er.
Sophie blickte auf ihre spitzen Stiefel hinunter. »Sabatons«, antwortete sie ohne zu zögern.
Josh grinste. »Ich bin ganz sicher, dass jede Fünfzehneinhalbjährige das weiß. Und deine modebewusste
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