Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)
vielmehr um das Sein geht, besser um den Sinn von Sein. Denn unsere Studien zu den physikalischen Erkenntnissen über Raum und Zeit haben uns nicht einen Schritt weiter geführt.
Wenn ich ernsthaft der naturwissenschaftlich-deterministischen Weltsicht folge und meine eigene Existenz mithilfe ihrer Begriffe reflektiere, spüre ich, dass unweigerlich ein gewaltiges depressives Potential freigesetzt wird. Mit anderen Worten, wir werden irgendwann verrückt. Die Naturwissenschaften können uns bei der Bewältigung der eigentlichen Lebensprobleme keine Hilfe geben und auch nicht bei deiner Sanduhrgeschichte. Es muss sich hinter all dem, was du bisher erlebt hast, ein Plan verbergen und die Zeit ist vermutlich nur ein abgeleitetes Problem.“
„So ähnlich empfinde ich es schon seit Jahren. Vielleicht sollten wir bei den klügsten Köpfen des Planeten Rat suchen.“
„Wen meinst du, Nobelpreisträger oder Politikberater oder den Dalai Lama?“
„Der Dalai Lama wäre nicht schlecht. Er hätte bestimmt mit seiner buddhistischen Sicht auf die Zeit gute Hinweise für uns. Aber an den werden wir wohl kaum herankommen. Nein, ich denke an die Drehbuchautoren von Hollywood. Es gibt kaum ein Ereignis, das sie in ihren Filmen nicht schon vor dem Eintreten vorausgesehen und künstlerisch verarbeitet hätten, sie kennen wahrscheinlich sehr gut die Entwicklung und neuesten Entdeckungen auf allen möglichen Gebieten und berücksichtigen auch mystische und fantastische Momente.“
„Du meinst dies ernst?“
„Ja, es ist mein voller Ernst. Ich werde mir in den nächsten Wochen alle Filme ansehen, die in irgendeiner Weise mit der Idee der Zeitreise spielen. Vielleicht bekomme ich eine neue Sichtweise des Problems oder erhalte Anregungen für ein Weiterdenken in eine bisher unbekannte oder vernachlässigte Richtung.“
Ich hätte nicht für möglich gehalten, wie viele Filme sich auf abenteuerliche, humorvolle, philosophische oder religiöse Weise mit dem Thema der plötzlichen Versetzung von Menschen in andere Zeitphasen beschäftigten. Ich brauchte Monate, um mir die gekauften oder geliehenen Kassetten alle anzusehen.
Von Klassikern wie „Die Zeitmaschine“, „Time Tunnel“, über bestimmte, das Thema direkt berührende Folgen von „Star Trek“, bis hin zu romantischen Komödien wie „Peggy Sue hat geheiratet“ und den mir schon bekannten „Murmeltiertag“ oder mehr actiongeladenen Streifen wie „Flucht in die Zukunft“, „Der letzte Countdown“, „Time Bandits“, „Timecop“, „12.01“ und „Zurück in die Zukunft“ reichte das Angebot. Unterhaltung und Anregung fand ich zur Genüge, zumal ich die meisten Filme noch nicht gesehen hatte und damit wiederum eine Veränderung zum ersten “Durchlauf“ meines Lebens in den Jahren 1999 bis 2000 eintrat. Wenn ich einen Film sah, den ich für meine Situation passend empfand, empfahl ich ihn Tommy, wir diskutierten dann über Sinn und Unsinn des Streifens und mögliche Konsequenzen. Vor allem ging es uns darum herauszufinden, wie die Protagonisten wieder in ihre Zeit zurückkehren konnten und was die Ursachen für die Zeitreise gewesen waren. Es gab zwei grundsätzliche Herangehensweisen. Die eine war Wells „Zeitmaschine“ entlehnt und versetzte den oder die Helden mittels irgendwelcher Apparaturen in andere Zeitepochen, um dort Abenteuer zu bestehen oder für die Zukunft entscheidende Veränderungen vorzunehmen. Es gab oberflächliche, aber plausible Erklärungen, wie diese Zeitreisen möglich wurden. Die anderen Filme versuchten gar nicht erst logische Erklärungen zu geben, sondern konzentrierten sich auf die Protagonisten und ihr Verhalten und äußere und innere Veränderungen. Es waren nicht näher benannte Mächte, Kräfte oder Schicksalskonstellationen, die sie ohne selbst Einfluss nehmen zu können in die andere Zeit brachten und dann zu individuellen Veränderungen führten, meistens eine moralische Besserung bewirkten. Ich fühlte mich ein bisschen zwischen diesen beiden Varianten, die Sanduhr hatte schon etwas von einer Zeitmaschine, ich konnte sie, wenngleich nur am 24. Dezember benutzen und die Anzahl der Jahre zurückgehen, die ich im Rahmen der von der Sanduhr gesetzten Spanne selbst bestimmte. Ich hatte mich auch sicher persönlich verändert, obwohl andere dies wohl besser als ich selbst beurteilen konnten. Dennoch war mir einfach nicht klar, wohin dies alles führen sollte.
Die Zahl 375 hatte ich noch nicht entschlüsselt. Vielleicht
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