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Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Tenner
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weitermachen und stark bleiben und das Lächeln nicht verlieren, selbst wenn es schmerzt. Ich berichtete Tommy von dem bevorstehenden, so folgenschweren Anschlag. „Du willst versuchen, dieses Ereignis aufzuhalten? Dann tu es, sonst wirst du dich danach fragen, ob es vielleicht hätte doch anders kommen können. Wenn du gegen die Notwendigkeit nicht ankommst, dann kannst du dir wenigstens im Spiegel ins Gesicht schauen, ohne den Blick senken zu müssen. Wenn du möchtest, helfe ich dir.“
    „Ich danke dir. Aber es ist meine Sanduhr und damit mein Problem. Ich werde dir aber erzählen, was ich vorhabe. Vielleicht hast du noch einen besseren Vorschlag.“

25. Kapitel
    Ich würde zum einen auf die schriftlichen Warnungen zurückgreifen, ähnlich wie ich es 1980 getan hatte. Diesmal würde ich die Briefe aber selbst einstecken, und zwar vor Ort.
    Außerdem hatte ich einen Plan B parat. Die Briefe schrieb ich aus Sicht eines islamistischen Fundamentalisten, der sich zum Aussteigen entschlossen, der Gewissensbisse bekommen hatte und nicht Mitschuld am Tod vieler Tausend Menschen haben wollte. Ich kannte natürlich alle Namen der Attentäter und den gesamten Ablauf des Terroranschlages. Aber ein zu detailliiertes Schreiben hätte auf Misstrauen und Unglauben stoßen können, keiner der untergeordneten Attentäter konnte den gesamten Plan und Ablauf kennen, ich begnügte mich damit, auszuführen, dass am 11. September Anschläge auf New York geplant seien und dazu Inlandmaschinen entführt werden sollten. Eines der zur Entführung vorgesehenen Maschinen sei der Flug AA11, der Anführer hieße Mohammed Atta, er würde in Portland das Flugzeug nach Boston mit drei oder vier arabischen Komplizen besteigen und versuchen, die Maschine auf dem Flug unter seine Kontrolle bringen, um es dann als Waffe gegen Gebäude in New York, wahrscheinlich das World Trade Center zu benutzen. Auch andere Ziele wie das Pentagon seien besprochen worden. Ich schrieb die Briefe in einem schlechten Englisch, in einer Satzstellung und Grammatik, wie ich sie bei Drohbriefen oder Bekennerschreiben von arabischen Terrorgruppen gelesen hatte. Ich warf die Briefe am 9. September in New York in einen Briefkasten am Brodway, sie waren an zwei staatliche Behörden, das FBI-Hauptquartier und die Generalstaatsanwaltschaft sowie an einen großen überregionalen Fernsehsender gerichtet. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es nicht wenigstens einige Verantwortliche geben sollte, die die Warnungen ernst nahmen und vorsorgliche Maßnahmen einleiten würden. Ich gehörte nicht zu denen, die im Nachhinein irgendwelche Verschwörungstheorien entwarfen und die US-Regierung als Drahtzieher der Anschläge ausgemacht haben wollten. Wer die ersten Bilder vom Präsidenten und seinem Stab nach den Anschlägen gesehen hatte, der konnte nicht ernsthaft glauben, dass dieser Mann im Voraus auch nur den Hauch einer Ahnung vom Geschehenen gehabt haben könnte. Selbst ein professioneller Schauspieler wie Ronald Reagan hätte diese Miene nicht hinbekommen. Um die Briefe persönlich einstecken zu können, musste ich natürlich in New York sein. Diesmal war ich auch da. Beim ersten Mal saß ich am 11. September in Berlin vor dem Fernseher, drei Tage zuvor war ich mit meiner Frau aus Florida zurückgekehrt. Ich hatte keine Mühe, Monique zu überreden, nach unserem Aufenthalt in Florida noch einen Kurzurlaub in New York anzuhängen. Wir waren nur ein einziges Mal und dies auch nur für zwei Tage in New York gewesen und Monique hatte schon mokiert, dass wir Florida besser kennen würden als Berlin oder Thüringen, aber kaum einen anderen Bundesstaat oder eine der großen Metropolen der USA besucht hätten.
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, sie glaubte, einen Traumurlaub zu genießen und ich dachte nur an den Terror, die Folgen des 11. September und meinen Plan. Wir wohnten in einem Mittelklassehotel im Theaterviertel, Monique wollte unbedingt eine Musicalvorstellung besuchen. Ich war so geistesabwesend, dass ich bei der anschließenden Auswertung meiner Frau bei ihren Beurteilungen der Musik, der Ausstattung und der Darsteller immer nur zustimmte.
    „Ich merke schon, dir hat es nicht gefallen. Du hast nicht einmal richtig zugehört, ein Wunder, dass du nicht die Augen geschlossen und geschnarcht hast.“ Als ob ich in der Lage gewesen wäre zu schlafen. Als wir am 10. September die Fifth Avenue entlang schlenderten, hätte ich mich am liebsten auf eine Bank gesetzt und ein

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