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Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Tenner
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eine andere Zeitdimension geschleudert wurde. Das spürte ich in diesem Augenblick. Es war einfach gut, jemanden, dem man vertraute, die Geschichte erzählen zu können. Tommy ließ mich ausreden, unterbrach mich nicht. Erst als ich eine längere Pause machte und überlegte, was ich noch hinzufügen konnte, begann er zu fragen: „Du willst mir also erzählen, dass die Kraft einer Sanduhr dazu geführt hat, dass du in der Zeit zurückgereist bist, aus dem Jahre 2008 zurück in unser Jahr 1985?“
    „Nein, ich bin im Jahr 1978 gelandet und habe die letzten knapp sieben Jahre meines Lebens gewissermaßen wiederholt.“
    „Die Sanduhr war also so eine Art Zeitmaschine, wie sie Herbert G. Wells Romanheld benutzt hat, um in die Vergangenheit oder in die Zukunft zu reisen.“
    „In gewisser Weise schon“, stimmte ich zu. „Es gibt aber einige entscheidende Unterschiede. Die Zeitmaschine war eine menschliche Erfindung wie das Flugzeug oder die Rakete. Sie brachte den englischen Erfinder in jede, auch die entfernteste Vergangenheit oder Zukunft. Wells war, wie viele seiner Dichterkollegen der Zeit voraus. Der Gedanke der Zeitreise ist fast so alt wie der Traum vom Fliegen.“
    „Alles richtig, aber zwischen Dichtung und Fantasie und Naturgesetzen und Realität klafft ein Riss so groß wie der Grand Canyon“, meinte Tommy nüchtern.
    „Bist du sicher, dass du nicht einfach einen Traum, eine Fiktion zur Realität umdichtest?“ „Ich verstehe natürlich deine Zweifel. Wenn du mir die gleiche Geschichte erzählt hättest, würde ich denken, dass du unter Drogen stehst oder aber unter Bewusstseinsstörungen leidest. Aber im Unterschied zu allen verrückten Behauptungen oder irren Theorien kann ich meine Geschichte beweisen.“
    „Durch exakte Vorhersagen?“
    „Genau so ist es, da ich diese Jahre, in denen wir uns jetzt befinden, schon einmal erlebt habe, ist mir bekannt, was bis 2008 geschehen wird. Natürlich könnte man raten und auch mal ins Schwarze treffen, aber ich bin bereit, dir hundert oder noch mehr Ereignisse zu nennen, die in der Zukunft geschehen werden. Du kannst meine Behauptungen in den folgenden Jahren mit der Realität vergleichen. Wenn meine Voraussagen eintreffen, ist meine Geschichte wohl kaum der bloßen Fantasie entsprungen. Du könntest dann nur noch als Gegenargument behaupten, dass ich die Fähigkeit besitzen würde, hellzusehen. Aber dies wäre genauso ein Wunder, eine alle Naturgesetze ad absurdum führende Theorie. Und wenn ich diese Fähigkeit besäße, könnte ich dir dies mitteilen und darauf verzichten, dir meine Zeitreisegeschichte zu erzählen. Beides ist genauso irrational.“
    „Zeig mir deine Sanduhr, forderte Tommy auf.
    „Du Witzbold. Ich habe dir doch erzählt, dass ich sie 1990 in Paris in einem Antiquariat erworben habe. Mit anderen Worten: Ich bin im Augenblick noch gar nicht in ihrem Besitz. Das ist auch einer der entscheidenden Unterschiede zu Wells Fiktion. Der Zeitreisende hatte seine Zeitmaschine, er konnte sie einstellen, mit ihr in die Vergangenheit düsen oder weit in die Zukunft und auch mit ihr in seine Zeit zurückkehren. Ich kann gar nichts tun, außer mein Leben zu leben. Es ist alles wie beim ersten Mal, mit dem einzigen Unterschied, dass ich mein Bewusstsein, mein Wissen, meine Überzeugungen von 2008 im Kopf habe. Außerdem ist auf dem Weg bis zu diesem Wissensstand auch vieles verloren gegangen oder in irgendeine Ecke des Gehirns verdrängt worden.“
    „Was weißt du über diese Sanduhr? Lass uns erst mal Fakten zusammentragen, bevor wir zu Spekulationen greifen.“
    Ich beschrieb Tommy den Aufbau der Sanduhr und die Inschriften. „Außerdem steht Folgendes fest, weil ich dies mehrfach ausprobiert habe: Sie funktioniert nur am 24. Dezember, und auch nur, wenn ich die genannten Zeilen laut ausspreche. Die Skala umfasst, wie ich dir bereits erzählt habe, dreißig Eichstriche. Als ich das erste Mal die Sanduhr um einen Strich herunterdrückte, landete ich am 24. Dezember 2007, als mein Neffe mir in den Arm fiel und der Boden bis zum letzten Eichstrich heruntergedrückt wurde, befand ich mich im Jahre 1978. Ich denke, ein weiteres Zurückgehen ist nicht möglich. Dreißig Jahre scheint der größtmögliche Zeitraum zu sein, den man zurückreisen kann. Und ein Weg in die Zukunft scheint sie nicht zu ermöglichen. Im Augenblick kann ich gar nichts tun, da ich quasi meine Zeitmaschine, wenn du diesen Begriff verwenden willst, in der Zukunft habe.“
    „Und

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