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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Zahl solcher genetischer Dop-
    pelgänger weitaus größer, als die unendlich kleine
    Wahrscheinlichkeit, daß ein solcher Zufall sich ereigne-
    te, vermuten ließ. Es handelte sich um ein echtes Ge-
    heimnis, um ein wissenschaftliches Rätsel, an dem die
    Forscher sich die Zähne ausbissen. Die am häufigsten
    aufgestellte Hypothese, die der vorsichtigere Zorski üb-
    rigens nicht verteidigte, stützte sich auf das glückliche
    Zusammentreffen von Genverschmelzung und Bluts-
    verwandtschaft. Der Chirurg fragte sich, ob Alexander
    Sirchos die jüngst zu diesem Thema veröffentlichten
    Artikel erst nach den dramatischen Zwischenfällen ge-
    lesen hatte oder ob er sie bereits zur Zeit ihrer Veröf-
    fentlichung zur Kenntnis genommen hatte und sich
    noch sehr genau daran erinnern konnte. Der Milliardär
    schien zu beidem fähig zu sein.
    Mark Zorski seufzte.
    »Mister Sirchos, Ihre Frau hat eine ziemlich seltene
    Blutgruppe, ein noch ungewöhnlicheres Blutgewebe
    und derart komplexe Eiweißgene, daß ihre ganze aller-
    gische Vergangenheit davon bestimmt wird. Außenste-
    hende meinen, ich käme einfach so daher, würde mich
    mal kurz an den Operationstisch stellen und den vor
    mir liegenden Patienten aufschneiden und das kranke
    Organ ersetzen, ohne überhaupt zu wissen, wen ich da
    vor mir liegen habe. Ich muß zwar zugeben, daß die
    Vorstellung, die andere von mir haben, mir nicht miß-
    fällt, aber sie ist falsch. Völlig falsch. Ich studiere jede Krankenakte ganz genau und veranlasse zusätzliche
    Analysen, wenn sie mir unvollständig erscheint. Wenn
    ich einen Menschen operiere, weiß ich alles - oder fast
    alles - über ihn. Ich weiß, wann er das erste Mal an Ma-
    sern und zum letzten Mal an Pocken erkrankt war, ich
    weiß, ob er sich den Bauch mit gebratenen Hähnchen
    oder magerem Fisch vollstopft. Soweit das möglich ist -
    sogar bei dringenden Fällen -, bemühe ich mich, alles
    über das Leben des Patienten in Erfahrung zu bringen.
    Ich glaube, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie sorg-
    fältig ich mich mit der Krankheitsgeschichte von Pamela
    Sirchos beschäftigt habe. Die Möglichkeit, daß wir einen
    genetischen Doppelgänger finden, ist genauso groß wie
    die Wahrscheinlichkeit, daß ein Affe, der aufs Gerate-
    wohl auf den Tasten einer Schreibmaschine herum-
    klimpert, den Roman Krieg und Frieden neu schreibt.«
    Alexander Sirchos' Gesichtszüge verhärteten sich
    mehr und mehr. Seit einem Moment hatte er aufgehört,
    im Zimmer auf und ab zu gehen; seither bewegte er sich
    so gut wie überhaupt nicht mehr und machte den Ein-
    druck eines durch schnell bindenden Zement verstei-
    nerten Mannes.
    »Ich bin nicht Ihrer Meinung«, entgegnete er, fast
    ohne die Lippen zu bewegen.
    Plötzlich wurden die Kopfschmerzen des Chirurgen
    immer stärker; die beiden größten Schmerzherde lagen
    genau über den Augenbrauen. Er stützte sich mit den
    Ellbogen auf den Schreibtisch und begann sich sanft die
    Stirn zu massieren. Er wußte nicht, wie er die Ungeheu-
    erlichkeit, die der Milliardär soeben geäußert hatte, in-
    terpretieren sollte.
    »In dem besagten Artikel behaupten Sie, jeder von
    uns hätte zumindest einen genetischen Zwilling ir-
    gendwo auf der Welt«, fuhr Sirchos fort. »Und nun wol-
    len Sie behaupten, daß das bei Pamela nicht der Fall
    ist?«
    Mark Zorski streckte die Hände von sich und seufzte,
    als stünde er einem ungeschickten und schlecht ausge-
    bildeten Praktikanten gegenüber.
    »Selbst wenn es diesen Doppelgänger gäbe, so sind
    die Chancen, daß er in den nächsten Tagen mit einer Ku-
    gel im Kopf und einem gesunden Herzen in ein Kran-
    kenhaus eingeliefert wird, gleich Null, Monsieur Sir-
    chos. Und wenn Sie diese negative Wahrscheinlichkeit
    noch mit der Möglichkeit multiplizieren, daß dieser
    Zwilling zwei Monate oder fünfundsiebzig Jahre alt sein
    kann, so erhalten Sie eine Zahl mit derart vielen Nullen
    hinter dem Komma, daß Sie sie nicht einmal auf fünf-
    hundert engbeschriebenen Schreibmaschinenseiten
    festhalten könnten. Glauben Sie mir, es hat keinen
    Sinn.«
    Sirchos lächelte, doch sein Lächeln glich eher dem
    Gähnen eines Dinosauriers.
    »Sie verlangen von mir, daß ich mich mit der Vorstel-
    lung abfinde, daß Pamela in wenigen Tagen stirbt?
    Während Sie heute noch lebt?« knurrte er. »Sie kennen
    mich schlecht, Doktor Zorski! Ich bin bereit, mein gan-
    zes Vermögen - bis zum letzten Cent - für Pamela zu
    opfern.«
    »Sie haben Ihr Vermögen schon einmal

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