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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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verpfändet«,
    entgegnete der Chirurg. »Für nichts und wieder nichts.
    Aber diesmal gibt es wirklich keine Rettung mehr.«
    Der Blick des Milliardärs verriet eine gewisse Verärge-
    rung.
    »Haben Sie nie daran gedacht, daß Pamelas geneti-
    scher Zwilling zwangsläufig mit denselben Allergien
    geplagt sein muß?« beharrte er in einem völlig respekt-
    losen Ton. »Daß er beim ersten Wespenstich vermutlich
    eine prächtige Geschwulst bekommen hat? Daß er in je-
    dem Frühjahr an Asthma leidet? Daß seine Haut sich
    entzündet, wenn sie mit Kupferlegierungen in Berüh-
    rung kommt? Daß er eine Plakette bei sich tragen muß,
    die auf seine Allergie gegen Tetanusserum und Penicil-
    lin verweist? Und daß er letzten Endes wegen dieser Al-
    lergien gezwungen ist, einen Arzt aufzusuchen?«
    Diesen letzten Satz schrie er förmlich heraus. Faszi-
    niert hörte Zorski ihm zu. Er hatte das makabre Gefühl,
    einer riesigen Hornisse dabei zuzuschauen, wie sie ver-
    sucht, sich aus einem Spinnennetz zu befreien.
    »Irgendwo existiert eine Karteikarte dieses Doppel-
    gängers«, sagte Sirchos schließlich. »In irgendeiner
    Krankenhausabteilung oder in den Archiven eines Spe-
    zialisten. Ich habe meine ganze Organisation eingesetzt,
    um diesen Zwilling ausfindig zu machen . . . «
    »Na und?« unterbrach ihn Zorski.
    Sirchos war verwirrt und zögerte.
    »Wie bitte?«
    »Wenn Sie ihn irgendwo zwischen Grönland und
    Neuguinea gefunden haben, was wollen Sie dann tun?
    Werden Sie ihm vorschlagen, Ihnen sein Herz zu ver-
    kaufen?«
    Mit eiskalten Augen starrte der Milliardär den Arzt
    an.
    »Lassen Sie dieses Problem meine Sorge sein, Doktor
    Zorski. Beschränken Sie sich darauf, sich für die Opera-
    tion bereitzuhalten . . . «
    Zentimeter für Zentimeter war Mustapha Moussis
    Wohnung durchsucht worden, doch außer einigen miß-
    lungenen, entweder zu hell oder zu dunkel eingefärbten
    Fotokopien, die in einem Papierkorb lagen, hatten die
    Polizisten nichts finden können. Die meisten Kopien
    waren unleserlich, völlig unentzifferbar, und die weni-
    gen anderen bezogen sich auf banale Unfälle, die aus
    europäischen Tageszeitungen stammten. Man hatte
    ebenfalls das leere Versteck unter der Badewanne ent-
    deckt und bemerkt, daß in der ganzen Wohnung keiner-
    lei Koffer oder Tragetaschen vorhanden waren und im
    Kleiderschrank nur noch zwei beinahe funkelnagelneue
    Anzüge sowie einige von Motten zerfressene Klamotten
    hingen. Offensichtlich hatte Moussi die Wohnung be-
    reits vor einigen Tagen verlassen.
    Das Fotokopiergerät war mit einem Hauptzähler und
    einem Tageszähler ausgestattet. Der erste Zähler be-
    sagte nichts, da das Gerät bestimmt gebraucht gekauft
    worden war, doch der zweite Zähler gab eine beachtli-
    che Zahl an. Mescard kratzte sich am Kopf und wandte
    sich an einen seiner Kollegen.
    »Läßt sich herausfinden, ob dieses Gerät in letzter
    Zeit in Betrieb war?« fragte er.
    Der andere zuckte mit den Schultern und konnte ihm
    keine Antwort geben.
    Der Inspektor versagte sich eine Grimasse. So was
    nennt sich ultramoderner Polizist, mein Gott! Er legte
    seine Hand flach auf die gläserne Platte des Geräts und
    drückte auf den Einschaltknopf. Eine grünliche Leucht-
    röhre bewegte sich mit einem leisen öligen Geräusch
    rasch hin und her. Das Gerät surrte noch einige Seku-
    nen lang, bevor es erneut ausschaltete. Allerdings kam
    keine Kopie herausgeglitten. Inspektor Mescard run-
    zelte die Stirn. Einen Augenblick lang fingerte er am
    Gerät herum, dann gelang es ihm, es zu öffnen. Ein völ-
    lig zerknittertes und zerfetztes Blatt war unter der
    Trommel hängengeblieben. Der Polizist zog einige Fet-
    zen hervor und versuchte, sie wieder zusammenzuset-
    zen. Nur ein einziges Stück der Überschrift war zu ent-
    ziffern: Zu Händen Anwalt Jean-Louis Vo ... Der Rest war völlig verwischt und von dicker Tinte bedeckt, mit der
    Mescard sich schließlich Hände, Gesicht, Hemd und
    Hose beschmierte.
    Im alltäglichen Ritual, das sich im Saint-Louis-Flügel
    des Amerikanischen Hospitals abspielte, beendete Dok-
    tor Loic Gaborit seine letzte Operation dieses Morgens:
    Entfernung eines faustdicken Gallensteins. Dann eilte
    er sogleich unter die Dusche. Er war sehr schlecht ge-
    launt. Einige Stunden zuvor hatte man ihn wegen einer
    dringlichen Operation gerufen: Brustkorbblutung bei
    einem etwa zwanzigjährigen Soldaten. Eine ungeheure
    Blutung, die bereits die ganze linke Seite der Brust über-
    flutet

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