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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Kommandomitglied auf
    dem Dach kaltblütig erschossen hatte, was er allerdings
    nicht beweisen konnte. Sein einziges Anklagemotiv war
    seine persönliche Überzeugung. Aber das war zu we-
    nig. Der junge Polizist, der Milans plötzliches Ver-
    schwinden hätte bezeugen können, war tot, und selbst
    wenn ... Nicht einmal hundert Zeugen könnten den
    Geier an der Behauptung hindern, er hätte sich nur ent-
    fernt, um pinkeln zu gehen. Ein weiteres Detail ließ Da-
    vid keine Ruhe. Mit welcher Waffe hatte Milan den Ter-
    roristen getötet? Es konnte sich nicht um eine einfache
    Handfeuerwaffe handeln, da die Entfernung zu groß
    und die Sicht zu schlecht war ... Im ersten Moment
    hatte David logischerweise an die Gewehre mit dem
    Infrarot-Visier gedacht, mit denen ein Großteil der Po-
    lizisten bewaffnet waren, die das Gebäude umstellt hat-
    ten. Eine solche Behauptung würde jedoch nur dazu
    beitragen, Milan noch mehr zu entlasten, da er sich ei-
    ner derart auffälligen Waffe weder bemächtigen noch
    sie bei sich verstecken konnte ...
    David seufzte.
    »Woran denkst du?« fragte Gaborit erstaunt.
    »Einfach so. Ich glaube, ich brauche einige Stunden
    Schlaf. Aber was treibst du eigentlich hier?«
    Gaborit schaute dem Sammler kurz über die Schulter,
    bevor er ihm die Suchmeldung der Z.S.A. reichte.
    »Könntest du dich vielleicht diskret hierüber infor-
    mieren?« fragte er.
    Rasch las David die Meldung durch und verweilte ei-
    nen Moment lang auf dem Stempel der Organisation
    von Steve Odds.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Das wüßte ich auch gern«, entgegnete der Arzt.
    »Weswegen ich dich bitten möchte, dich mal ein wenig
    umzuhören.«
    David schwenkte das Fahndungsblatt der Z.S.A. hin
    und her.
    »Glaubst du, die Sache ist so wichtig?«
    Gaborit hob die Schultern.
    »Ich weiß nicht, aber es könnte sein«, entgegnete er
    leise.
    Mark Zorskis Metamorphose war geradezu spektakulär.
    Die Erschöpfung auf seinem Gesicht, seine an Hysterie
    grenzenden Reaktionen, auf geheimnisvolle Weise war
    alles verschwunden. An Pamelas Krankenbett wurde er
    wieder zum berühmten, hervorragenden Herzchirur-
    gen. Bevor er sich die schwarze Zunge anschaute, auf
    die Russel ihn aufmerksam gemacht hatte, hörte er die
    Herzschläge der jungen Frau ab. Die Milliardärsgattin
    war bei vollem Bewußtsein, schaute ihm aufmerksam
    zu, doch sie sprach kein Wort. Tief in ihrem Innern
    mußte sie spüren, daß der Tod ganz nahe war; ihre
    Angst davor ließ sie sich allerdings nicht anmerken. Sie
    wußte nichts von dem verzweifelten Versuch ihres
    Mannes, einen genetischen Zwilling zu finden. Zorski
    hingegen konnte an nichts anderes mehr denken. Zu-
    sätzlich zu dieser verrückten Hoffnung stellte er sich
    immer wieder dieselbe Frage: Was würde geschehen,
    wenn die Organisation von Sirchos tatsächlich einen
    >wahren falschen Zwilling< in bestem Gesundheitszu-
    stand ausfindig machen würde?
    Er richtete sich auf und schaltete das Elektrokardio-
    gramm ab, das ihn zu irritieren schien.
    »Das Geräusch erinnert mich an einen alten kaputten
    Blasebalg«, meinte er mit einem charmanten Lächeln.
    Pamela war völlig entspannt und reagierte mit einem
    Lächeln auf die betonte Lässigkeit des Chirurgen. Rus-
    sel, der etwas abseits stand, erkannte mit einemmal die
    alte Pamela wieder, die von aller Welt verehrt wurde,
    und hatte das Gefühl, sie müsse den Tod wie eine Erlö-
    sung empfinden. Die neuerdings defekte Herzklappe
    schien sie eher von ihren existenziellen Neurosen zu be-
    freien als hundert Jahre Psychotherapie.
    »In einer der Schreibtischschubladen meines Mannes
    finden Sie ausgezeichneten Alleskleber«, erklärte sie mit
    seltsam veränderter Stimme. »Bringen Sie den Schaden
    schnellstens wieder in Ordnung. Bald habe ich Geburts-
    tag, und dann will ich die ganze Nacht durchtanzen ...«
    Merklich erschöpft von diesen wenigen Sätzen, hielt
    sie inne.
    »Ich glaube, ich werde Ihnen diesen Alleskleber di-
    rekt in den Mund spritzen«, antwortete Zorski ziemlich
    barsch, »Öffnen Sie bitte den Mund.«
    Überrascht runzelte Pamela die Stirn.
    »Öffnen Sie den Mund und strecken Sie die Zunge
    heraus!« wiederholte der Chirurg.
    Pamela Sirchos gehorchte und zeigte dem Arzt ihre
    unglaublich faserige und schwarze Zunge. Die tiefen
    Furchen darauf bildeten zwischen der Schleimhaut-
    höhle und der Zungenspitze ein T. Zorski setzte seinen
    Stirnreif auf und leuchtete der Frau in den Mund. Er
    öffnete die Geschwüre, indem er

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