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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Schultern.
    »... Ich könnte Sie problemlos vor den mit dem Fall
    beschäftigten Untersuchungsrichter bringen. Mit drei
    Morden kann ich haufenweise Rechtshilfeersuchen er-
    gattern!«
    Der Anwalt lächelte böse.
    »Dann versuchen Sie's doch«, grinste er herausfor-
    dernd.
    Mescard wehrte ab.
    »Nein, nein! Ich habe nicht die Absicht, so etwas zu
    tun. Undwissen Sie auch, warum?«
    Der Anwalt runzelte die Stirn.
    »Ich weiß nur eins, Inspektor«, knurrte er. »Im Lauf
    meiner Karriere habe ich viele Ihrer Kollegen kennenge-
    lernt, und ich habe herausgefunden, daß es drei Arten
    von Polizisten gibt: die Beamten, die Verbitterten und
    die Duckmäuser. Ehrgeizlinge sind stets dieser letzten
    Kategorie zuzuordnen. Ich weiß nicht, ob Sie ehrgeizig
    sind oder nicht, aber in Sachen Heuchelei wird so
    schnell niemand Ihnen das Wasser reichen.«
    Mit dem Handrücken rieb Mescard sich über die
    Nase.
    »Monsieur Jean-Louis Voline«, begann er in leiden-
    schaftslosem Ton, »Sie haben im Lauf Ihrer großartigen
    Karriere nicht nur die Rechte von Witwen und Waisen
    verteidigt. Sie wissen ganz genau, daß ein Gauner oft
    viel mehr ausplaudert, als er gefragt wird . . . «
    Er klopfte die Taschen seines Dufflecoats ab.
    »Hätten Sie vielleicht eine Zigarette für mich?«
    Der Anwalt schob ihm ein Kästchen zu, dessen Dek-
    kel er öffnete. Mescard griff hinein, steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und fünf andere in die
    Manteltaschen.
    »Ehrlich gesagt«, fuhr er fort, indem er nach dem
    schweren runden Feuerzeug auf dem Schreibtisch des
    Anwalts griff, »ich bin kein begeisterter Anhänger des
    Gesetzbuches. Die Zeiten sind hart, jeder muß schauen,
    wie er zurechtkommt. Und in meinem Alter beschäftigt
    man sich nicht mehr mit solchen Lappalien wie Steuer-
    hinterziehung, Verkaufsbetrug, Falschnamen beim An-
    kauf von Wohnhäusern, die zur Prostitution und ande-
    ren Geschäftchen bestimmt sind . . . «
    »Reden Sie doch keinen Quatsch!« unterbrach ihn
    Voline. »Kommen Sie endlich zur Sache. Ich hab nicht
    viel Zeit!«
    »Wissen Sie, daß Sie denselben Ton draufhaben wie
    Bogart? Wie schaffen Sie es, einen solchen Akzent zu
    haben, ohne den Mund zu verziehen? Mir gelingt das
    einfach nicht ...«
    Der Anwalt seufzte laut auf.
    »Mustapha Moussi«, sagte der Inspektor nur.
    Anwalt Voline runzelte die Stirn.
    »Darauf hätte ich wetten können«, entgegnete er.
    Langsam blätterte Odds den medizinischen Bericht
    durch, dessen erste Seite fehlte. Auf den ersten Blick
    schien die Akte echt zu sein, und die meisten Resultate
    der Analysen stimmten mit den Angaben auf dem
    Fahndungszettel überein. Mein Gott! Odds unter-
    drückte einen Seufzer. Der von Alexander Sirchos ge-
    suchte genetische Zwilling existierte tatsächlich, und er
    lebte hier, in diesem Land, auf dem Territorium der
    Z.S.A., auf seinem Gebiet! Das war zu schön ... Seine
    Euphorie wurde wieder ein wenig gedämpft, als er
    merkte, daß weder die Identität des Mädchens noch der
    Name des Krankenhauses, in das es vor einigen Jahren
    eingeliefert worden war, in der Akte aufschienen.
    Wahrscheinlich hatten sie auf der herausgerissenen er-
    sten Seite gestanden. Ohne diese Angaben war die Akte
    nichts wert. Er hob den Kopf. Die Frau lächelte. Odds
    schauderte. Er hatte Feinde, viele Feinde, doch nur we-
    nige von ihnen ließen ihn nachts nicht ruhig schlafen;
    aber es wäre ihm lieber gewesen, diese Hexe nicht zu
    den letzteren zählen zu müssen.
    »Ich benötige eine Zahlungsgarantie«, sagte die Frau.
    Odds kreuzte die Arme. Im Prinzip hätte er sogleich
    Alexander Sirchos benachrichtigen müssen, aber er
    legte großen Wert auf seine wichtige Vermittlerrolle.
    Seinem amerikanischen Korrespondenten zufolge stan-
    den unbegrenzte Kredite und Prämien zur Verfügung.
    Einen solch lukrativen Job ließ Odds sich nicht so
    einfach durch die Lappen gehen.
    »Ich mache Ihnen folgenden Vorschlag«, erklärte er.
    »Eine jährliche Rente von hundertfünfzigtausend bis an
    Ihr Lebensende sowie eine erste Überweisung, sobald
    wir die Echtheit dieser Akte geprüft haben. Was halten
    Sie davon?«
    »Eine Rente?« entgegnete die Frau sichtlich verärgert.
    Odds beugte sich leicht nach vorn.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, Madame ...«
    »Madame Franck.«
    »Madame Franck. Wir kaufen nicht nur diese Akte,
    wir möchten uns ebenfalls auf Ihre Diskretion verlassen
    können. Und eine jährliche Rente ist die beste Methode,
    uns Ihre Diskretion zu

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