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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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sich vor seinen Augen in einen anderen Men-
    schen.
    »Eine kleine Hure ist sie!« knurrte sie erneut. »Eine
    kleine Hure, die von ihrer Mutter an den Meistbieten-
    den verkauft wurde! Und das liebte sie, dieses Biest!«
    Beschwichtigend hob Odds die Hände.
    »Gut, einverstanden ... Aber was hat das alles hier-
    mit zu tun?« fragte er und deutete auf das Fahndungs-
    blatt.
    Im Blick der Frau glitzerte ein anderes, gieriges, noch
    härteres Funkeln.
    »Wieviel zahlen Sie?«
    Odds gab sich empört.
    »Hören Sie, Madame! Wir haben dieses Plakat veröf-
    fentlicht, um ein Menschenleben zu retten . . . «
    »Daß ich nicht lache!« schrie die Frau mit erstaunlich
    ordinärer Stimme. »Mein Mann hat mir viel über Sie
    und Ihre Organisation erzählt. Glauben Sie wirklich,
    daß es in diesem Land noch einen einzigen Arzt gibt,
    der sich irgendwelchen Illusionen über die wahren Mo-
    tive der Z.S.A. hingibt?«
    Dieser aggressiven Bemerkung folgte ein kurzes
    Schweigen. Nachdenklich beobachtete Odds die Frau,
    die seinem Blick diesmal standhielt.
    »Zehntausend«, sagte er schließlich leise, wie mit
    schwerem Herzen.
    Die Frau gluckste nervös.
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Eine beachtliche Summe«, entgegnete Steve Odds.
    »Nichts!« unterbrach ihn die Frau schroff. »Die Sache
    ist hundertmal mehr wert.«
    Odds riß die Augen auf. Diese kleine unscheinbare
    Frau wagte eine Million Dollar von ihm zu verlangen.
    Bluffte sie einfach nur, oder kannte sie den tatsächlichen Zweck dieses Plakats und den Namen des Mannes, der
    es finanzierte? Odds versuchte nun seinerseits zu bluf-
    fen und log, um die Wahrheit zu erfahren.
    »Ist Ihnen das Leben eines an Leukämie erkrankten
    Kindes soviel wert?«
    Die Frau kniff die Augen zusammen. Sie drückte ihre
    Handtasche fest an sich und erhob sich.
    »In dem Fall ... befürchte ich, daß wir uns nichts
    mehr zu sagen haben.«
    Sie ging bereits auf die Tür zu, als Odds sie zurück-
    rief.
    Achtundzwanzigstes Kapitel
    Inspektor Mescard machte den Eindruck eines wüten-
    den Mannes, der sich auf den Weg zu seinem Friseur
    gemacht hat und aus Zerstreutheit im Wartezimmer
    seines Zahnarztes gelandet ist. Fast eine Stunde lang
    ließ Anwalt Jean-Louis Voline ihn warten, bevor er sich
    bereiterklärte, ihn zu empfangen. In der Zwischenzeit
    hatte Mescard beim Durchblättern der ausliegenden
    Zeitschriften nahezu alles über die enttäuschenden Lie-
    besaffären der monegassischen Fürstenfamilie und über
    die Techniken des Zyklon-Surfens erfahren, einer neu-
    en, von der amerikanischen Westküste stammenden
    Sportart, die er aller Wahrscheinlichkeit nach niemals
    ausüben würde, dann endlich wurde er in das Büro des
    Anwalts gebeten.
    Anwalt Voline glaubte, der Polizist würde sich so-
    gleich entschuldigen und wieder hinausgehen. Denn
    Mescard schaute sich um, als hätte er ganz vergessen,
    weshalb er eigentlich gekommen war.
    Merklich ungeduldig räusperte sich Jean-Louis Voli-
    ne.
    »Kommen Sie als Klient oder als Polizist?« fragte er.
    Mescard zog die Nase hoch.
    »Ich verstehe ...«, murmelte er.
    Der Anwalt runzelte die Stirn.
    »Was verstehen Sie?«
    »Wieviel verlangen Sie?«
    Der Anwalt zuckte zusammen.
    »Das hängt ausschließlich von dem Fall ab, den Sie
    mir anvertrauen wollen«, erklärte er bissig. »Ich habe
    keine Pauschalpreise.«
    Ungeniert begann sich Mescard mit dem Zeigefinger
    in der Nase zu bohren.
    »Ich ermittle in einem Mordfall.«
    »Also sind Sie als Polizist hier?«
    »Nicht unbedingt«, antwortete Mescard geheimnis-
    voll.
    »Hören Sie, ich bin Anwalt und nicht Detektiv. Was
    ist los, Inspektor? Hat ein Wahnsinniger die Nutte um-
    gelegt, auf die Sie ein Auge hatten? Hat einer Ihrer Hin-
    termänner sich schnappen lassen?«
    Die Augen des Polizisten funkelten belustigt.
    »Lesen Sie gern Kriminalromane?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Dann sollten Sie welche schreiben. Sie haben ein be-
    sonderes Talent dafür, gewisse Dinge zu beschreiben.
    Nein, im Ernst, die Leute sind versessen auf so was.«
    Die Überspanntheit seines Gesprächspartners schien
    dem Anwalt schwer auf die Nerven zu gehen. Verärgert
    schaute er auf seine Armbanduhr.
    »Ich habe eine Verabredung«, sagte er. »Es tut mir
    leid, aber ...«
    »Eigentlich ermittle ich in einem dreifachen Mord-
    fall«, unterbrach ihn Mescard. »Verstehen Sie, es han-
    delt sich nicht um eine Kleinigkeit. Und ich habe Be-
    weise dafür, daß Sie eines der Opfer kannten ...«
    Er zuckte mit den

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