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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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und
    stellte sich vor den großen Spiegel, in dem er das Bild
    eines dieser Geier sah, die er so lange gehaßt hatte.
    Langsam streifte er seine weichen Lederhandschuhe
    über und schlug derart kräftig gegen die Glasscheibe,
    daß sie auf ihrer ganzen Fläche einen riesigen Riß be-
    kam.
    »Armes Schwein!« fluchte er leise und verließ die
    Wohnung.
    Statt den Aufzug zu nehmen, rannte er die Treppe
    hinunter, um sich die Beinmuskeln zu lockern. Im un-
    terirdischen Parking blieb er vor dem gewaltigen roten
    Motorrad mit dem Seitenwagen stehen, in dem Gerard
    Roussel in der ersten Zeit ihrer Zusammenarbeit, bevor
    sie den Cherokee kauften, Platz zu nehmen pflegte.
    Trotz ihrer Schnelligkeit und Wendigkeit hatte sich
    diese Maschine mit der begrenzten Ladekapazität und
    der verhältnismäßig einfachen Ausrüstung sehr bald als
    unzulänglich erwiesen.
    David setzte seinen Sturzhelm auf und schwang sich
    auf die Maschine, deren Motor gleich beim ersten Start-
    versuch aufzuheulen begann. Die Zeiten, wo er auf die-
    sem roten Motorrad durch die Straßen der Hauptstadt
    kurvte und als einziges Material einen Scanner, eine
    Metallkiste mit einigen chirurgischen Werkzeugen und
    zwei kleine Kühltaschen besaß, waren längst vorbei. Mit
    dieser amateurhaften Ausrüstung hatten die beiden
    Männer trotzdem gute Arbeit geleistet und die fehlende
    Quantität durch Schnelligkeit und Geschicklichkeit
    wettgemacht. Sie waren so sehr von ihrer Arbeit über-
    zeugt ...
    Das Motorrad fuhr die Ausfahrt hoch, das Eisengitter
    öffnete sich und gab den Ausgang des Parkings frei. Mit
    schwindelerregender Geschwindigkeit raste David auf
    die Schnellstraßen zu.
    Inspektor Mescard stand am Eingang des Gebäudes
    und zündete sich eine der Zigaretten an, die er sich
    beim Anwalt geborgt hatte.
    »Das Flugzeug erwartet uns, Doktor. Ich will, daß Pa-
    mela so schnell wie möglich operiert wird.«
    Mark Zorski zog die Nase hoch. Das Kokain hatte zu
    einer Entzündung seiner Stirnhöhle geführt. Gewiß,
    Sirchos wußte zu überzeugen, aber im Grunde war es
    mehr als das. Die Leute liebten es, von ihm überzeugt
    zu werden. Seine Entschlossenheit, diese teuflische Fä-
    higkeit, aus völlig hoffnungslosen Situationen einen
    Ausweg zu finden, nötigte auch dem Chirurgen Be-
    wunderung ab. Er erinnerte sich an die Bemerkung des
    Milliardärs über Pokerspiele, die man in der Schwebe
    lassen muß. Zorski hatte das sonderbare Gefühl, an ei-
    nem Spiel teilzunehmen, bei dem er das unsagbare Ver-
    langen hatte, es zu verlieren.
    Der Arzt hob die Augen und spürte im grauen Blick
    seines Gegners, daß sie den Höhepunkt des Kampfes
    erreicht hatten.
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Mister Sirchos?«
    Der Milliardär gab sich etwas erstaunt.
    »Aber selbstverständlich.«
    »Sie behaupten, Ihre ganze Kraft gegen den Schmerz
    und den Tod einsetzen zu wollen, aber wären Sie bereit
    zu töten, um Ihre Frau zu retten?«
    Die Augen des Milliardärs verengten sich ein wenig,
    so als sei er kurzsichtig und würde auf diese Weise ver-
    suchen, klarer sehen zu können.
    »Vielleicht«, gestand er mit deutlicher Stimme. »Ich
    empfinde Pamelas Krankheit als eine große Ungerech-
    tigkeit, und gewiß wäre ich nicht abgeneigt, mich mit
    einer anderen Ungerechtigkeit dagegen zu wehren.
    Aber ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.«
    Diese Antwort verunsicherte Zorski erneut. Er war
    nach wie vor davon überzeugt, daß Sirchos bluffte, aber
    er hätte keinen Cent mehr darauf gewettet. Seine Über-
    zeugung ließ allmählich nach.
    »Ich will ebenfalls ganz ehrlich zu Ihnen sprechen«,
    sagte er und bedauerte den Mangel an Bestimmtheit in
    seiner Stimme. »Ich habe nicht die Absicht, dem Vor-
    schlag, Ihre Frau zu operieren, zu folgen.«
    Sirchos' Gesichtszüge verhärteten sich, verschlossen
    sich vor innerer Wut.
    »Das ist ganz allein Ihre Entscheidung . . . «
    Zorski versuchte, der sich anbahnenden Spannung
    entgegenzuwirken.
    »Seit Monaten habe ich keine Herztransplantatio-
    nen mehr vorgenommen. Doch andere Chirurgen in
    Europa führen solche Operationen regelmäßig durch.
    Es wäre klüger, sich an einen von ihnen zu wenden.«
    Sirchos' Augen wurden zu zwei horizontal in eine Ei-
    senmaske geschlagenen Schlitzen.
    »Ist das der einzige Grund für Ihre Ablehnung, Dok-
    tor Zorski?«
    Zorski runzelte die Stirn.
    »Genügt der Ihnen nicht?« fragte er etwas lauter. »Es
    gibt Fakten, Mister Sirchos, die nicht zu leugnen sind.
    Bei meiner vorherigen

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