Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
Vom Netzwerk:
Briefumschlag hervor, den er auf den Schreib-
    tisch seines Chefs warf.
    »Ich habe noch etwas anderes mitgebracht«, grinste
    er.
    Odds schaute den dicken Umschlag an, ohne zu be-
    greifen.
    »Im Studebaker liegt noch ein Paket«, fuhr Milan fort.
    »Da muß es doch einen Zusammenhang geben.«
    »Ein Paket?« stotterte Odds.
    Milan stützte sich mit beiden Händen auf den
    Schreibtisch und beugte sich nach vorn.
    »Worauf warten Sie denn noch, Boß? Auf daß irgend-
    ein Schnüffler Ihre Baracke mit einem Dutzend Fotos in
    die Luft fliegen läßt?«
    Odds überwand seinen Ekel vor den blutigen Flecken
    auf dem Umschlag, öffnete ihn und zog die Dokumente
    hervor. Sogleich erkannte er die Negative und Zei-
    tungsausschnitte wieder, die die Geiermannschaft vom
    jungen Araber mitgebracht hatte.
    »Noch mehr!« seufzte er.
    Milan nickte.
    »Tja ... Und diesmal war es ein Bulle, der das alles in
    der Tasche hatte.«
    Odds riß die Augen auf und schnappte nach Luft.
    »Sie ... Sie haben einen Bullen umgelegt?«
    Ein Grinsen huschte über Milans Gesicht.
    »Was hätten Sie an meiner Stelle getan, Chef?« fragte
    er.
    Seine Frage klang nach offensichtlicher Verachtung.
    »Einen Polizisten ...«, wiederholte Odds fassungslos.
    Milan nahm einige Blätter aus der Mappe und zerriß
    sie sorgfältig.
    »Jetzt brauchen sie sich keine Sorgen mehr zu ma-
    chen, Boß«, erklärte er scheinheilig. »Von diesem Zeug
    gibt's nur noch eine einzige Kopie, und die ist in guten
    Händen ...«
    Odds verzerrte das Gesicht. Mehrere Sekunden lang
    betrachtete er Milans spöttische Miene.
    »Sie?« hauchte er.
    Milan streckte beide Arme von sich.
    »Natürlich, Boß!« entgegnete er. »Was hätten Sie ge-
    tan?«
    Plötzlich beugte er sich ein weiteres Mal über den
    Schreibtisch und blies Odds seinen Atem in die Nase.
    »Ich bin ein guter Schüler, Chef!« knurrte er. »Erpres-
    sung, Betrug, haben Sie etwa nicht so begonnen?«
    Odds schien sich aufzublähen wie eine häßliche Krö-
    te.
    »Sie wissen nicht, mit wem Sie es zu tun haben!«
    drohte er.
    »Genau!« antwortete Milan. »Das will ich ja gerade
    herausfinden. Für wen ich arbeite . . . «
    Er schlug mit der Faust auf die grüne Schreibunterla-
    ge-
    wich will mit den Amerikanern Kontakt aufnehmen!«
    forderte er. »Ab jetzt bin ich Ihre rechte Hand, Ihr
    Schatten, Ihr Alter ego! Haben Sie immer noch nicht be-
    griffen, warum ich Toland in meiner Mannschaft haben
    möchte? Weil jeder ihm glaubt, falls es Schwierigkeiten
    gibt. Dieser Typ ist meine Garantie dafür, daß Sie nicht
    versuchen werden, mich reinzulegen.«
    Abrupt zog er weitere Blätter aus der Mappe und we-
    delte damit vor der Nase des Z.S.A.-Gründers her-
    um.
    »Sie wissen, was passieren würde, wenn Toland die-
    ses Zeug in die Hände bekäme?«
    Er warf die Blätter in die Höhe.
    »Eine Explosion! Bumm! Schluß mit Odds und seinen
    Geiern! Zerfall!«
    Plötzlich sprach er leiser.
    »Wir spielen das Spiel zusammen, Boß. Fifty-fifty.
    Und zu Beginn ...«
    Er sprang auf und riß das Fahndungsplakat von der
    Wand.
    »... sagen Sie mir, was diese Schweinerei zu bedeu-
    ten hat!«
    Nach zwei Gläsern Bier, vier Zigaretten und einer kur-
    zen Diskussion war die dicke Krankenschwester endlich
    bereit, Loic Gaborit in die Rue Dulong hinter der Place
    Villiers zu führen, in ein kleines sechsstöckiges Ge-
    bäude mit Innenhof und zahlreichen schäbig eingerich-
    teten Einzimmerwohnungen.
    »Ich warne Sie«, erklärte die Krankenschwester mit
    kehliger Stimme. »Solange man der Mutter der Kleinen
    keinen Geldschein in die Hand drückt, ist sie völlig
    taub.«
    »Tatsächlich?« wunderte sich der Chirurg.
    Die Rothaarige lachte laut auf.
    »Schlimmer noch. Aber Sie werden ja sehen.«
    Rasch schaute sie sich die Briefkästen an.
    »Sie wohnen noch immer hier«, bestätigte sie.
    Gaborit atmete erleichtert auf. Bis zuletzt hatte er be-
    fürchtet, es könnte sich erneut um eine falsche Adresse
    handeln, doch diesmal stimmte sie ... Bald würde er
    derjenigen gegenüberstehen, die von den Z.S.A.-Gei-
    ern so fieberhaft gesucht wurde. Jetzt nahm er Revan-
    che.
    Die sechs Stockwerke kamen der Krankenschwester
    reichlich hoch vor. Mühsam stieg sie die Treppen hinauf
    und mußte sich von Zeit zu Zeit vor Erschöpfung an das
    Geländer lehnen.
    »Ich hätte unten auf Sie warten sollen«, knurrte sie.
    »Schließlich brauchen Sie mich nicht mehr.«
    »Wenn diese Frau wirklich so mißtrauisch ist, wie Sie
    behaupten, traut sie

Weitere Kostenlose Bücher