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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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der Geier. »Ihre verdammten Plakate hängen
    in sämtlichen Krankenstationen und Kliniken dieses
    Landes. Und mich bitten Sie, dieses Mädchen umzule-
    gen, das bald berühmter sein wird als die Freiheitssta-
    tue?«
    Odds rutschte in seinem Sessel hin und her. Dann
    schaute er auf die Uhr.
    »In zehn Stunden ungefähr kommen Alexander Sir-
    chos und seine Frau in Paris an. Glauben Sie wirklich,
    uns bliebe noch Zeit für Skrupel? Bisher schienen Sie
    für solche Gefühle doch nicht so anfällig zu sein. Offi-
    ziell wurde Giova Llorens vor knapp einer Woche in
    eine Vorstadtklinik eingeliefert. Sie liegt in tiefem Koma und leidet an einer schweren Schädelverletzung sowie
    an inneren Blutungen.«
    Milan knurrte und deutete mit dem Daumen auf die
    geschlossene Tür.
    »War es wirklich nötig, Toland hinzuzuziehen?«
    Odds gluckste.
    »Wer würde denn dem großen David Toland zutrau-
    en, ein junges unschuldiges Mädchen töten zu wollen,
    um der Frau eines amerikanischen Milliardärs das Le-
    ben zu retten?«
    Odds begann zu lachen.
    »Wenn er Ihnen dabei hilft, die kleine Llorens zu fin-
    den, glaubt dieser Idiot doch, einem an Leukämie er-
    krankten Jungen das Leben zu retten.«
    Milan verzog den Mund.
    »Genau!« lästerte er. »Und bestimmt applaudiert er
    mir noch, wenn ich der Kleinen den Schädel einschla-
    ge.«
    »Aber wer bittet Sie denn, so was zu tun?« fragte
    Odds ungeduldig. »Ich möchte, daß Sie dieses Mädchen
    entführen und unverzüglich in die Klinik bringen. Ob
    mit oder ohne ihr Einverständnis, das ist mir völlig
    gleichgültig, da niemand aus ihrem Verwandten- und
    Bekanntenkreis über ihr Schicksal etwas weiß. Niemand
    darf Sie sehen, Milan, vergessen Sie das nicht! Später
    kümmern wir uns dann um die Kleine. Und anschlie-
    ßend wird sie ganz offiziell ins Amerikanische Ho-
    spital überführt, wo die Transplantation durchgeführt
    wird.«
    In den Augen des Geiers sah das Unternehmen nun
    plötzlich ganz anders aus.
    »Wieso im Amerikanischen Hospital?« wunderte er
    sich. »Jedermann wird Bescheid wissen.«
    »Genau das wollen wir ja«, gestand Odds. »Eine
    Persönlichkeit wie Pamela Sirchos operiert man doch
    nicht in einer schäbigen Vorstadtklinik.«
    Eine Weile schwieg Odds.
    »Milan?«
    »Ja?«
    »Versuchen Sie, Toland zu überzeugen, und lassen
    Sie ihn mit der Kleinen reden. Die Leute vertrauen ihm.
    Begnügen Sie sich damit, das Unternehmen zu überwa-
    chen.«
    Milan runzelte die Stirn.
    »Wollen Sie, daß er in der Tinte sitzt, wenn etwas
    schiefgeht?« fragte er.
    Odds lehnte sich in seinem Sessel zurück, dick und
    fett wie ein Sumokämpfer voller Bier.
    »Mir wäre das lieber«, erwiderte er.
    Zwei Männer stützten Alexander Sirchos beim Ausstieg
    aus dem Falcon auf dem Washingtoner Flughafen. Zum
    ersten Mal sah Mark Zorski eine Regung auf dem Ge-
    sicht des Milliardärs. Es war nur ein flüchtiger Eindruck, ein rasch vergängliches Bild, aber es kam ihm vor, als
    hätte Sirchos Angst. Er zeigte eindeutige Anzeichen
    von Besorgnis und schien unendlich viel beunruhigter
    zu sein als nach Hugo Russels Selbstmord im Schlaf-
    zimmer seiner Frau.
    Einen Moment lang diskutierte Sirchos mit den bei-
    den stämmigen Kerlen, bevor er sich dem Chirurgen
    näherte. In seinem harten Blick war ein scheuer, fast
    ängstlicher Glanz.
    »Ich bin gleich wieder da. Kümmern Sie sich um Pa-
    melas Transfer in die Concorde.«
    Zorski nickte mit dem Kopf und sah, wie der Milliar-
    där, nach wie vor in Begleitung der beiden Zerberusse,
    im Zollgebäude verschwand. Vielleicht gab es irgend-
    welche Probleme mit den Ausweis- oder Visum-Papie-
    ren? Alles war so schnell gegangen, vermutlich hatte er
    nicht genug Zeit gehabt, um diese Dinge in Ordnung zu
    bringen. Obwohl auch das ziemlich unwahrscheinlich
    war ... Denn Sirchos überschritt die Grenzen, wie an-
    dere eine Straße überqueren.
    Der Chirurg hob die Schultern, versuchte nicht länger
    zu begreifen und kümmerte sich um das Umsteigen der
    Ärztemannschaft von einer Maschine in die andere.
    Der Mann war so alt, so vollkommen reglos, daß jeder,
    der ihn sah, ihn für tot hielt. Er saß zusammenge-
    krümmt in seinem Rollstuhl, und mit seinem wächser-
    nen Gesicht, seiner Pergamenthaut erinnerte er an eine
    Mumie. Ein leichtes Zittern bewegte unaufhörlich seine
    linke Hand. Ein prächtiges Wappen mit den aufgestick-
    ten Initialen J.M. schmückte die Decke, die auf seinen
    Knien lag. Neben seinem Rollstuhl stand eines der

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