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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Pressezar, den Besitzer zahlreicher
    Werbeagenturen in ganz Europa, den Direktor von Ha-
    vas France, von Verlagen, Produktionsfirmen, interna-
    tionalen Handelsgesellschaften und so weiter und so
    weiter. Ein steinreicher Mann. Seit zwei Monaten ist
    Gerstein bei uns in Behandlung. Ein ganz klarer Rou-
    tinefall. Abgesehen von seinen Nieren, die so trocken
    sind wie zwei uralte Nüsse, ist Gerstein bei bester
    Gesundheit. Die Analysen ließen auf maximale Verträg-
    lichkeit schließen. Keinerlei Risiko für eine Transplan-
    tation.«
    David runzelte die Stirn.
    »Und?«
    »Nun, kommt es dir nicht sehr merkwürdig vor, daß
    er zu uns gekommen ist, um sich operieren zu lassen?
    Er hätte sich problemlos einen Aufenthalt im Hospital
    Des Moines bei den Nierenspezialisten leisten können.
    Großen Luxus und die weltweit besten Chirurgen für
    solche Eingriffe. Warum nun aber hat er sich ins Saint-
    Louis-Hospital verkrochen, in dieses Durcheinander im
    größten Saustall dieses Scheißstaates? Na, warum
    wohl?«
    David lachte.
    »Weil er von dem allergrößten Doktor namens Loic
    Gaborit operiert werden wollte!«
    Der Chirurg schüttelte den Kopf.
    »Du irrst dich. Komm mit!«
    David folgte Gaborit in das Krankenzimmer. Gerstein
    saß vor dem Fernseher, einem alten Kasten mit kleinem
    Bildschirm, der allerdings mit einer Zusatzantenne aus-
    gestattet war.
    »Was ist los, Gaborit?« tönte Gerstein. »Ärgert man
    um diese Zeit seine Klienten? Genügt es nicht, daß ich
    Sie bereits jeden Morgen ertragen muß? Sie werden
    doch wohl nicht vorhaben, zweimal am Tag Krankenvi-
    site zu machen?«
    Gaborit lachte, schaltete den Fernseher aus und
    wandte sich an David.
    »Ich vergaß, dich darauf hinzuweisen, daß der Cha-
    rakter des Boris Gerstein dem Umfang seines Bankkon-
    tos angepaßt ist.«
    »Ich habe einen dieser verfluchten Kommunisten an
    mir herumschnippeln lassen!« knurrte Gerstein. »Und
    nun schalten Sie gefälligst wieder diese Schundkiste
    ein. Demnächst werden einige meiner Werbespots ge-
    sendet.«
    »Ich hab etwas Besseres für Sie.«
    »Der Vorsitzende des Obersten Sowjets will mir einen
    seiner Gesellen vorstellen?«
    Gaborit deutete auf David.
    »Ich will Sie mit David Toland bekannt machen.«
    Gerstein schaute auf und verzog das Gesicht, als er
    sich erhob.
    »Toland? Sie sind Toland?«
    David wußte nicht, was er antworten sollte. Er ver-
    stand nicht, was hier eigentlich vor sich ging.
    »Kommen Sie näher!« befahl Gerstein. »Vom tage-
    langen Glotzen habe ich Brei in den Augen.«
    David folgte seinem Befehl und stellte sich neben das
    Bett. Gerstein sah ihn sich einen Moment lang an und
    reichte ihm dann die Hand.
    »Gratuliere, Toland!« schrie Gerstein so laut, daß
    sämtliche Fenster des Stockwerks aus dem Rahmen zu
    fallen drohten. »Ich bin verdammt stolz darauf, eine Ih-
    rer Nieren im Leib zu haben. Das ist mir lieber als eine
    Widmung.«
    »Eine meiner Nieren?« stotterte David und sah Gabo-
    rit an, während der Milliardär ihm beinahe die Hand
    zerquetschte.
    Der Chirurg nickte mit dem Kopf.
    »Ja ja!« seufzte er. »Boris Gerstein hat sich hier ope-
    rieren lassen, weil ich der einzige war, der ihm ein Or-
    gan versprechen konnte, das der berühmte David To-
    land beschafft hatte. Was sagst du dazu?«
    David war sprachlos.
    »Ich ... ich weiß nicht ...«
    Die beiden Männer verließen Gersteins Zimmer,
    nachdem sie den Fernseher erneut eingeschaltet hatten.
    »Auf der Liste seiner Präferenzen stehst du genau
    zwischen Gott und Geld ...«
    Er krempelte sich die Hemdsärmel hoch und fuhr
    fort: »Und Gott unternimmt nicht viel, um seinen Rück-
    stand aufzuholen.«
    David zuckte mit den Schultern.
    »Quatsch!« murmelte er. »Aber ich könnte ihn im-
    merhin bitten, mich ein wenig finanziell zu unterstüt-
    zen.«
    »Es würde mich wundern, wenn er das täte«, entgeg-
    nete Gaborit. »Havas ist einer der Hauptaktionäre der
    Z.S.A. . . . «
    Er stieß eine andere Tür auf und trat zur Seite, um
    dem Sammler den Vortritt zu lassen. Auf dem Bett saß
    ein kleines Mädchen mit ungewöhnlich großen Augen.
    Es trug einen Pyjama, der viel zu groß für sie war. Sie
    kämmte das gelockte Haar einer riesigen Puppe. Im
    Vergleich zu ihrem kleinen Körper wirkte tatsächlich al-
    les irgendwie unproportioniert. Als das Kind Gaborit
    sah, begannen seine Augen zu strahlen, und die Wan-
    gen erröteten leicht.
    »Guten Tag, Sandrine«, sagte der Chirurg freundlich.
    »Wie fühlst du dich

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