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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Cha-
    rakter her ganz ähnlich seid!«
    »Das würde dir so passen«, lachte David. »Wenn er
    eines Tages völlig verblödet ist, setzt du ihm einfach
    mein Hirn ein. Das würde keinen andern Menschen aus
    ihm machen. Bis es aber so weit ist, will ich versuchen,
    mein Material zu verkaufen, und wie die Dinge im Mo-
    ment stehen, werde ich noch die ganze Nacht zu tun
    haben. Tschüs, Loiic!«
    Mit großen Schritten entfernte sich David auf dem
    Flur und verschwand im Treppenhaus. Der Chirurg
    stieß einen langen Seufzer aus.
    »Mein lieber Gaborit, mit den Fingern kannst du
    vielleicht zaubern, aber als Psychologe mußt du noch
    eine ganze Menge lernen ...«
    Am anderen Ende des Flurs tauchte ein Assistenz-
    arzt auf.
    »Doktor Gaborit, wir warten schon seit zwanzig Mi-
    nuten in der Operationsabteilung auf Sie.«
    Mit Daumen und Zeigefinger massierte der Chirurg
    ausgiebig seine Augen.
    »Was steht als erstes auf dem Programm?«
    »Eine Hüfte. Sind Sie sicher, daß mit Ihnen alles in
    Ordnung ist?« fragte der Arzt besorgt.
    »Ja ja, Kleiner, ich fühle mich topfit! Doch soeben ist
    mir der heikelste Eingriff dieses Tages danebengegan-
    gen.«
    »Und was war das?«
    »Der Versuch, jemanden von seinen Idealvorstellun-
    gen abzubringen«, antwortete Gaborit und betrat die
    Aufzugskabine.
    Vito stand mit einem Kunden am Eingang des Parks.
    Milan betrat das Haus mit den vom Salpeter zersetzten
    Mauern. Als er den Dreck und die Unordnung im
    Wohnzimmer sah, verzog er das Gesicht und flüchtete
    in die Küche. Er öffnete den Kühlschrank und nahm
    sich eine Dose Bier, die er in langen Zügen austrank.
    Die leere Dose zerquetschte er in der bloßen Hand, und
    mit dem Hemdsärmel wischte er sich den Mund ab.
    Stefan war ein echtes Problem. Man konnte unmög-
    lich zulassen, daß er einem ganzen Heer von Frauen
    den Kopf einschlug. Zweimal bereits war die Polizei in
    den Park gekommen, da in den letzten drei Monaten
    mehrere Mädchen verschwunden waren. Ma war es
    gewohnt, die Polizisten wegen Vito und seiner Trunk-
    sucht zu empfangen. Autodiebstahl, Kreditschwindel,
    verschiedene Überfälle. Vitos Akte auf dem Kommissa-
    riat wurde immer umfangreicher. Diesmal jedoch ging
    es um verschwundene Frauen, und diese verfluchten
    Bullen begannen ernsthaft, Stefan zu verdächtigen. In
    ihren Augen mußte ein geistig zurückgebliebener Koloß
    einfach zum idealen Verdächtigen werden. Es mußte
    schnellstens ein Weg gefunden werden, um den kleinen
    Bruder unschädlich zu machen, ihn an weiteren
    Dummheiten zu hindern. Milan schauderte es bei der
    Vorstellung, daß Ma eines Tages nicht mehr da sein
    würde, um auf ihn aufzupassen.
    Er nahm sich eine weitere Dose Bier und trank sie zur
    Hälfte leer. Da betrat auch Vito die Küche und sah sich
    ängstlich um.
    »Wo ist er?«
    »Er schläft«, knurrte Milan.
    Vito seufzte erleichtert, nahm eine Flasche mit dunk-
    lem sauren Wein und trank einen Schluck.
    »Verdammt! Ich hatte wirklich geglaubt, diesmal
    würde er auch mir den Kopf einschlagen!«
    Mit dem Handrücken schlug Milan ihm die Flasche
    weg, die an der Wand zerschellte.
    »Hör auf zu saufen, Idiot!« schrie Milan. »In diesem
    Zustand bist du doch nicht einmal in der Lage, auf ein
    Kind aufzupassen!«
    Ein nervöses Zucken bewegte Vitos runzeliges Ge-
    sicht.
    »Ein Kind von hundertdreißig Kilo, du hast mir viel-
    leicht ...«, stammelte er. »Gewöhnlich stellst du dich
    doch nicht so zimperlich an. Warum hast du dir dieses
    Weib nicht einmal angeschaut?«
    »Weil du dann ein ruhiges Gewissen haben könntest,
    Arschloch!« schrie Milan und trank sein Bier aus. »Ich
    sollte dir beide Arme brechen, damit du endlich be-
    greifst, daß du deinen kleinen Bruder nicht immer für
    deine Schweinereien ausnützen sollst. Eine Leiche -
    perverser geht's wohl nicht!«
    Er rülpste und sah Vito an.
    »Mach dir doch nicht gleich in die Hose, ich werde
    dich nicht anrühren.«
    Vito atmete auf. Das Zucken seiner Wange wirkte
    grotesk.
    »Ma braucht dich doch, um den Laden hier zu
    schmeißen«, knurrte Milan und wischte sich den Staub
    von den purpurfarbenen Schulterteilen seiner Uniform.
    »Und ich brauche dich ebenfalls.«
    Neugierig hob Vito den Kopf.
    »Mich?«
    »Triffst du dich immer noch mit den Apachen aus
    Montreuil?« fragte Milan, während er die Bierdose wie
    eine Papierrolle zerdrückte.
    Fasziniert sah Vito ihm dabei zu.
    »Ich sehe sie ab und zu«, antwortete er vorsichtig.
    »Ich hab Arbeit für sie.«
    Mit dem

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