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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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aussehen ließ.
    »Vito hat dir ganz deutlich zu verstehen geben, daß
    du nur die Ausrüstung zerstören solltest, nicht die
    Männer!« knurrte Milan.
    »Ach so! Deswegen bist du gekommen! Um mir Vor-
    würfe zu machen? Mir?« sagte Bismark und legte seine
    tätowierte Hand auf die Brust. »Hierher bist du ge-
    kommen, um mir Vorwürfe zu machen?«
    »Du wurdest für eine ganz bestimmte Arbeit bezahlt,
    für eine einfache Arbeit, die ich den Kindern aus der
    Gegend für eine Handvoll Kröten hätte anbieten kön-
    nen. Und du bist nicht imstande, das zu erledigen?«
    zischte Milan und trat vorsichtigerweise einen Schritt
    nach hinten.
    »Der Geier ist tot?« fragte der Bandenführer belustigt.
    »Nein, aber so gut wie. Er liegt im Koma, im Saint-
    Louis.«
    »Ich hab ihn kaum angerührt, das schwör ich dir«,
    verteidigte sich Bismark. Dabei grinste er, ehrlich wie
    ein Versicherungsagent. »Hör zu, Milan, du kennst sie
    doch, diese Giftzwerge. Oder? Wenn du sie nicht dau-
    ernd anbrüllst, nehmen sie dich nicht für voll. Ich hab
    ihm wirklich nicht den Kopf einschlagen wollen. Was
    kann ich denn dafür, daß deine Kumpel Köpfe wie Ka-
    narienvögel haben, verdammt noch mal!«
    Milan schüttelte den Kopf.
    »Du weißt nicht, wie stark du bist«, sagte er ironisch.
    »Genau«, frohlockte Bismark und schnippte mit den
    Fingern. »So ist es. Ich kenne meine Kraft nicht.«
    Er lachte laut und spuckte Milan genau zwischen die
    Stiefel.
    »Ich warte nur darauf, daß jemand kommt und seine
    Kräfte mit mir mißt«, schloß er mit rauher Stimme.
    Milan schauderte. Er hatte große Lust, diesen Drecks-
    kerl mit dem Kopf in den Schlamm zu stopfen und ihn
    auszupeitschen. Dieser Wunsch stand ihm wohl im Ge-
    sicht geschrieben, denn Bismark drehte sich langsam
    um und faßte sich mit der Skorpionhand an den Gürtel.
    »Wenn ich jetzt in meine Jacke greife, legst du mich
    dann um?« murmelte Milan.
    »Unter uns gesagt, so was tut man nicht ...«, antwor-
    tete Bismark.
    »Um so besser«, grinste Milan und zog ein Bündel
    Banknoten aus der Tasche.
    Bismarks Verkrampfung löste sich merklich.
    Gewiß hatte die Zeit ihn vieles vergessen lassen, doch
    er hätte sich unbedingt daran erinnern müssen, daß er
    Milan nie, nicht einmal eine halbe Sekunde lang, aus
    den Augen lassen durfte. Dessen wurde er sich aber lei-
    der erst wieder bewußt, als ihm das Messer in den Un-
    terleib drang. Milan packte ihn am Nacken und ver-
    setzte ihm zwei Schläge zwischen die Augen. Dann zog
    er ihn nahe an sich heran.
    »Erinnerst du dich an die gute alte Zeit, Bismark?«
    flüsterte er ihm ins Ohr, während der Blick des Banden-
    führers sich trübte. »Keine Zeugen, hieß es. Niemals ei-
    nen Zeugen.«
    Bismark sank in die Knie. Milan drückte ihn gegen die
    Tür des Studebakers.
    »Sauhund!« zischte Milan. »Du stinkst bereits nach
    Aas, aber so einfach kommst du mir nicht davon. Ich
    habe noch eine kleine Überraschung für dich. Stefan!
    Vito!«
    Entsetzen breitete sich in Bismarks Augen aus, als er
    Milans Brüder aus dem Studebaker springen sah. Vito
    hielt eine Maschinenpistole auf das Pavillon gerichtet, wo sich nichts und niemand rührte. Mit gierigen Augen
    näherte sich Stefan, das Riesenbaby, dem Apachen-
    führer und öffnete bereits den Reißverschluß seiner
    Hose.
    »Du wirst merken, wie gut das tut!« tobte Milan.
    Verzweifelt schüttelte Bismark den Kopf. Milan warf
    ihn auf alle viere in den Schlamm. Mit dem Messer
    schnitt er die Lederhose des Apachenhäuptlings auf
    und entblößte dessen riesigen runden Hintern.
    »Du bist 'ne Sau!« spie Milan. »'ne dicke brünstige
    Sau!«
    Das Schauspiel erregte Stefan, der das wirklich nicht
    nötig hatte ...
    Die Lichter waren nicht mehr so grell und kreisten lang-
    samer. Es erinnerte nun an einen scheußlichen Alkohol-
    rausch. David hatte unbändige Lust zu kotzen. Als er
    versuchte, sich aufzurichten, vernahm er eine Stimme
    in seinem Kopf:
    »Bleiben Sie ruhig liegen, Monsieur Toland.«
    Warum schrie man denn so? David wurde erneut be-
    wußtlos.
    Wie erwartet, lösten die Nebelschwaden sich nach einer
    guten Tasse Kaffee und einer Dusche allmählich auf.
    Als Mouss mit den Croissants vom Bäcker zurückkam,
    konnte Sylvie sich wieder ganz genau an den Mann er-
    innern, der ihr die Filmrolle gegeben hatte. Aber sie
    sagte kein Wort, sondern blieb eher nachdenklich.
    Mouss setzte sich, nahm ein Croissant aus der Papiertü-
    te, schnitt es der Länge nach auf, strich Butter

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