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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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umständlich
    von ihrem Hocker, verstauchte sich dabei den Knöchel,
    ließ einen Schuh auf dem Teppich zurück und verließ
    schleunigst die Blue Bar, nachdem sie sich ein letztes Mal entsetzt nach Fleischer-Tony umgedreht hatte.
    »Daß du die Mäuschen aber auch immer so erschrek-
    ken mußt!« sagte Simba mit perfekter Unschuldsmiene.
    Allmählich verbesserte sich Davids Gesundheitszu-
    stand. Er befand sich praktisch außer Lebensgefahr, war
    aber noch außerordentlich schwach. Der plötzlichen
    Schwindelgefühle wegen hatte er allergrößte Mühe,
    länger als fünf Minuten auf den Beinen zu sein. Doktor
    Gaborit besuchte ihn auch weiterhin regelmäßig, unter-
    ließ es jedoch, über die katastrophale finanzielle Lage
    seines Freundes zu sprechen. Wie erwartet und gemäß
    den Bestimmungen des vom Sammler unterzeichneten
    Vertrags hielten die Versicherungen es nicht einmal für
    nötig, einen Experten zur Schadensprüfung zu schik-
    ken, und waren nicht bereit, für mehr als ein Drittel der
    Schäden aufzukommen. Die Gläubiger allerdings ließen
    nicht lange auf sich warten; sie wollten die Ausrüstung
    zurückhaben, die aller Wahrscheinlichkeit nach nie be-
    zahlt werden würde. Gaborit mußte sie regelrecht aus
    dem Krankenhaus hinauswerfen lassen. Toland stand
    vor dem Nichts, seine Moral war angeknackst, vor al-
    lem wegen Roussels Tod, weswegen sich seine Gene-
    sung merklich verlangsamte. Er begann zu bedauern,
    daß er den Überfall der Rowdies überlebt hatte.
    Flüchtig durchblätterte David eine Zeitschrift, als der
    Polizist sein Zimmer betrat. Einer dieser Typen, die
    niemals stillstehen können, deren Blick niemals ruht
    und deren Gedächtnis jedes Wort, jedes Zögern, jede
    Ungereimtheit speichert ... Sein ganzes Verhalten deu-
    tete darauf hin, daß er schnell zum Ende kommen woll-
    te, daß er womöglich mit irgendeiner aufgedonnerten
    Blondine verabredet war und der Fall, um den er sich zu
    kümmern hatte, ihn mindestens soviel interessierte wie
    der derzeitige Stand der französischen Wasserballmei-
    sterschaft.
    »Ich bin Inspektor Mescard«, stellte sich der Polizist
    vor und warf einen flüchtigen Blick auf die Fiebertabelle
    des Sammlers. »Ich sollte Sie eigentlich schon vor eini-
    gen Tagen befragen, aber Ihr Arzt bat mich, damit noch
    eine Weile zu warten.«
    Da David nicht antwortete, begann er zu husten.
    Dann zog er ein riesiges kariertes Taschentuch aus sei-
    ner Manteltasche und schneuzte sich geräuschvoll.
    »Diese verdammte Grippe!« knurrte er und zog die
    Nase hoch. »Die schleppe ich jetzt schon fast zwei Wo-
    chen mit mir herum. Scheint eine Epidemie zu sein. Ein
    chinesischer Virus, sagt man.«
    Als er das Taschentuch erneut sorgfältig zusammen-
    gefaltet hatte, steckte er es in seine Tasche zurück.
    »Sogar die Schule, in die meine Tochter geht, hat man
    schließen müssen, und mein jüngster Sohn liegt nun
    schon seit zwei Tagen mit neununddreißig Grad Fieber
    im Bett«, fuhr er fort. »Vielleicht hätte ich meine ganze
    Familie impfen lassen sollen. Meine Frau hat sich imp-
    fen lassen, und ihr geht es blendend. Keine Bronchitis,
    keine Grippe, nicht einmal ein kleiner Schnupfen,
    nichts! Es ist unglaublich . . . «
    Er rieb sich die Nase, als müßte er jeden Augenblick
    niesen. Dann fügte er hinzu:
    »Unglaublich, denn meine Frau raucht wie ein Schlot
    und säuft wie ein Loch. Wenn ich nur ein Viertel von
    dem rauchen und von dem trinken würde, was sie
    raucht und trinkt, wäre ich längst begraben!«
    Er lachte laut auf. Mit finsterer Miene griff David er-
    neut nach seiner Zeitschrift.
    »Kannten Sie sie?«
    David schaute auf.
    »Wie bitte?«
    »Ob Sie die Leute kannten, die Ihnen das zugefügt
    haben?«
    David schüttelte den Kopf.
    »Nein. Nie gesehen.«
    »Waren es viele?«
    David zuckte mit den Schultern.
    »Ungefähr zehn, vielleicht auch mehr ...«
    Der Inspektor räusperte sich.
    »Ich weiß, daß das nicht sehr lustig für Sie ist, aber Sie würden mir sehr helfen, wenn Sie mir erzählen könnten, wie es passiert ist.«
    »Wir bekamen eine Meldung übermittelt, wir fuhren
    hin, und die Rowdies warteten auf uns . . . «
    »Mitten in der Nacht?«
    David runzelte die Stirn.
    »Sie arbeiten nachts?«
    David schnitt eine Grimasse.
    »Gewöhnlich arbeiten wir am Tag, aber nachts versu-
    chen wir, die gesammelten Organe an den Mann zu
    bringen.«
    »Ich verstehe«, murmelte der Polizist.
    »Sie machen sich keine Notizen?« fragte David er-
    staunt.
    »Wie

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