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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Mädchen und
    schien nicht im geringsten darüber empört zu sein, daß
    Simba sie nun plötzlich duzte.
    »Bei dir ist es wirklich etwas ganz anderes«, fuhr
    Simba fort und pfiff durch die Zähne. »Du hast Klasse,
    große Klasse. Anders als diese blöden Flittchen, denen
    man in Philadelphia begegnet. Man sieht sofort, daß du
    etwas ganz Spezielles hast, etwas . . . «
    »Etwas?« fragte Olivia erstaunt, zugleich geschmei-
    chelt und neugierig.
    Simba schnippte mit den Fingern.
    »Nun, etwas ... etwas Geheimnisvolles«, sagte er
    schließlich, als der Kellner die Getränke hinstellte.
    Simba hob sein Glas, wußte aber nicht so recht, wor-
    auf er eigentlich anstoßen sollte.
    »Auf die Mädchen aus Chattanooga?« schlug Olivia
    vor.
    Um ein Haar hätte Simba sich verschluckt.
    »Genau«, stimmte er zu. »Auf die Mädchen aus
    Chattanooga!«
    Er nahm einen Schluck Rum und stellte sein Glas
    wieder hin.
    »Und was hat ein Mädchen deines Formats in diesem
    verfluchten Staat zu suchen?«
    Plötzlich verfinsterte sich der Blick des Mädchens.
    »Ach! Eigentlich bin ich nur auf Durchreise!« antwor-
    tete sie. »Nächste Woche soll ich eine Freundin in New
    York treffen.«
    »Ich verstehe«, murmelte Simba und zog die Nase
    hoch. »Und wo haust du?«
    »Wie bitte?«
    »Du mußt doch 'ne Bude hier in Philadelphia haben?«
    »'ne Bude?«
    »Nun, ein Zimmer, ein Platz zum Schlafen. Wohnst
    du in einem Hotel?«
    Olivia runzelte die Stirn.
    »Sie gehen aber hart ran, Sie!« gluckste sie.
    »Ich bin eben ein Zauberer, Püppchen«, sagte Simba,
    schnitt eine Grimasse und spielte den Angeber. »Was
    auch immer du hier suchst, ich kann es dir bieten. Los,
    sag schon, was du von mir willst!«
    »Aber ich ...«
    »Du bist hergekommen, um den Dealern aus Big
    Apple aus der Patsche zu helfen, stimmt's? Es scheint,
    daß sie seit zwei Wochen in New York nur noch Aspirin
    schnupfen.«
    Verdutzt schüttelte das Mädchen den Kopf. Unter der
    hellen Haarsträhne verbarg sich ein wundervolles
    blaues Auge, wahrscheinlich das Resultat ihrer ersten
    Begegnungen in Philadelphia.
    »Los, Puppe, pack aus!« sagte Simba und äffte den
    Akzent der Ganoven aus Harlem nach. »Bei mir bist du
    an den richtigen Mann geraten. Brauchst du Morphium,
    Kokain, Speedball-Hasch, Opium, Black Bombay,
    Brown Sugar, LSD, Yellow Sunshine Explosion, STP
    Vroom-Vroom? Barbitol, Anti-Selbstmord-Tabletten in
    24er Röhrchen, Metedrin, Benzedrin, Demerol, Ko-
    dein ...«
    Gierig fuhr er sich mit der Zunge über die Lip-
    pen.
    »Worauf wartest du noch, Kleines?«
    Um ein Haar wäre Olivia vom Hocker gefallen. Sie riß
    ihr einziges, noch sichtbares Auge weit auf und war baß
    erstaunt.
    »Jetzt weiß ich's!« schrie Simba. »Du brauchst Waf-
    fen! Natürlich! Ich kann dir Dan Wessen, 357 Maximum,
    einen Rolls-Ballermann anbieten. Eine kleine Bazooka,
    kapiert? Du kannst auch einen Colt, einen Ruger, eine
    Beretta oder eine Uzi kriegen. Was du willst. Alle Grö-
    ßen, jede Menge!«
    Er zwinkerte.
    »Alter Knastbrauch! Wenn es für einen Guerillakrieg
    sein soll, ich hab 's. Für eine Revolution, hab ich eben-
    falls. Für einen Staatsstreich? Kein Problem! Kanonen,
    Raketen, Tanker, Flugzeuge und Kalaschnikows! In
    rauhen Mengen. Ich kann's dir beschaffen, Kleine, ein-
    fach alles! Du hast wirklich an die richtige Tür geklopft.
    Oder soll's noch ausgefallener sein? Fliegende Fische?
    Landungsboote, Ultimax-Sturmgewehre, einen Alpha-
    jet? He, Puppe, ich kann dir alles besorgen, was du
    brauchst, um diesen Scheißplaneten in die Luft zu
    sprengen!«
    Olivia nahm ihre Tasche und drückte sie fest an sich.
    Verzweifelt suchte sie nach einer Möglichkeit, von ih-
    rem Hocker runterzusteigen, ohne auf den Teppich zu
    fallen.
    »Nein, ganz und gar nicht!« wiederholte sie mit leicht
    hysterischer Stimme.
    Simba schlug sich mit der flachen Hand gegen die
    Stirn.
    »Jetzt weiß ich's!« seufzte er. »Entschuldige, Mäd-
    chen. Ich habe mich etwas daneben benommen. Be-
    stimmt suchst du einen Job. So wie du aussiehst, möch-
    test du wohl in Fleischer-Tonys Puff unterkommen.
    Stimmt's?«
    Bald würde das Mädchen laut zu schreien beginnen.
    »Verdammt, du hast aber wirklich Glück«, fügte er
    mit einem Blick über Olivias Schulter hinzu. »Da kommt
    Tony gerade. Ich werde dich ihm vorstellen . . . «
    Das Mädchen drehte sich um und sah, wie Mark
    Zorski die Bar betrat. Der Kerl da sah nicht besonders
    freundlich aus.
    Olivia wurde ganz blaß im Gesicht, stieg

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