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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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bitte?«
    »Gewöhnlich kritzeln Polizisten, die mit einer Unter-
    suchung beschäftigt sind, ständig auf einem Notizblock
    rum.«
    »Ach ja!« lachte der Inspektor. »Ich verstehe, was Sie
    meinen. Aber das ist nicht meine Art. Sie sprachen von
    einer Meldung?«
    David legte die Zeitschrift beiseite und kreuzte die
    Arme.
    »Sie wissen nicht genau, wie ein Sammlerteam arbei-
    tet, Inspektor?« fragte er mit leicht ironischem Unter-
    ton.
    »Ich habe mich in den letzten Tagen erkundigt«, ver-
    riet der Polizist und starrte unentwegt zum Fenster hin-
    aus. »Sie sind mit einem Computer ausgerüstet, der die
    Informationen auswertet und sie, je nach Ihrer Position,
    an Sie weiterleitet. Das stimmt doch, oder?«
    »Sie haben sich sehr gut informiert!«
    Erneut zog der Inspektor die Nase hoch und schien
    zu zögern.
    »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Monsieur To-
    land. Ich stelle Ihnen diese Fragen nicht aus reiner Neu-
    gier ...«
    Er trat merklich näher ans Bett.
    »Haben Sie Feinde?«
    »Alle Sammler haben Feinde. Ich nehme an, Sie wis-
    sen, wie man uns in der Öffentlichkeit nennt.«
    Der Inspektor hustete leise.
    »Ich meine«, verbesserte er sich, »haben Sie persönli-
    che Feinde?«
    Tolands Blick verfinsterte sich. Einen Augenblick lang
    schwieg er.
    »Ich muß das wissen, Monsieur Toland«, ermutigte
    ihn der Polizist. »Denn, verstehen Sie, um ein solches
    Attentat planen zu können, mußten die Ganoven Ihren
    Standort genau kennen. Auf den ersten Blick deutet al-
    les auf ein willkürliches, zufällig begangenes Verbre-
    chen hin, das gegen den erstbesten Sammler gerichtet
    sein konnte, der die Falschmeldung empfangen hätte
    und an der Unfallstelle eingetroffen wäre. Diese Hypo-
    these scheint die Tatsache zu untermauern, daß Sie kei-
    nen der Angreifer gekannt haben. Aber . . . «
    Er legte eine kurze Pause ein, die Toland für reichlich
    theatralisch hielt.
    »Aber da gibt es ein Detail, das mir keine Ruhe läßt«,
    fuhr der Polizist fort. »Unseres Wissens hat sich kein
    anderer Sammler an der vermeintlichen Unfallstelle
    eingefunden. Sie wurden von einem Taxifahrer gefun-
    den, und nur zwei Augenzeugen haben sich bei uns
    gemeldet. Dabei herrscht in Ihrem Beruf ein ziemlich
    harter Konkurrenzkampf. Es kommt eher selten vor,
    daß nur ein einziger Sammler einem Aufruf Folge lei-
    stet, nicht einmal nachts.«
    »Sie scheinen sehr viel über unseren Beruf in Erfah-
    rung gebracht zu haben«, murmelte David.
    »Ich hatte fast drei Wochen Zeit, mich zu informie-
    ren«, antwortete der Inspektor ohne Zögern. »Sie lei-
    sten hervorragende Arbeit, Monsieur Toland, aber nicht
    jeder Sammler ist so gewissenhaft wie Sie.«
    Er ging im Zimmer auf und ab wie eine in einem Käfig
    eingesperrte Raubkatze.
    »Ich habe mir die Zeit damit vertrieben, Ihren Weg in
    der Nacht des ... des Unfalls zu rekonstruieren. Und
    ich habe herausgefunden, daß es äußerst einfach war,
    Ihnen zu folgen, da die Unfallstationen der verschiede-
    nen Hospitäler, je weiter Sie sich entfernten, von dem
    Computer nicht länger erfaßt wurden. Unter diesen
    Umständen kann ich mir sehr gut vorstellen, daß man
    Ihre Strecke problemlos voraussehen konnte.«
    David machte ein gelangweiltes Gesicht.
    »Sie irren sich, Inspektor. Ich ...«
    »Waren Sie nicht im Rothschild-Hospital, bevor Sie
    bei Clignancourt in die Falle gerieten?«
    David runzelte die Stirn. Dieser Bulle brachte ihn völ-
    lig aus der Fassung, sowohl durch sein Verhalten als
    auch durch den verschlungenen Gang seiner Überle-
    gungen.
    »Ja, aber ...«
    »Aber das Rothschild-Hospital stand nicht auf der
    Computerliste!« triumphierte der Polizist. »Wenn ich
    erraten habe, daß Sie sich in dieses Institut begeben ha-
    ben, so kann jeder andere das ebenfalls erraten haben.
    Abgesehen davon, daß Sie von jemandem verfolgt wer-
    den konnten ...«
    Der Inspektor rieb sich heftig die Nasenspitze.
    »Ich möchte Ihnen eine sehr wichtige Frage stellen,
    Monsieur Toland. Und ich bitte Sie, gut zu überlegen,
    bevor Sie diese Frage beantworten.«
    David war aufmerksam geworden.
    »Haben Sie das Gefühl, daß die Übeltäter auf Sie ge-
    wartet haben?« flüsterte der Inspektor. »Auf Sie und
    nicht auf irgendeinen anderen Sammler?«
    Seit David erneut bei Bewußtsein war, hatte er sich
    diese Frage immer wieder gestellt. Und schließlich war
    er zu einer Antwort gelangt, die er nun jedoch ins ge-
    naue Gegenteil umdrehte:
    »Ich habe den Eindruck, daß diese Rowdies dem

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