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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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was
    ich Ihnen schulde!« befahl Zorski in barschem Ton.
    Dann wandte er sich erneut an seinen Kollegen.
    »Und du erzählst mir jetzt auf der Stelle, was du alles
    weißt!«
    Plötzlich war Simba wieder vollkommen nüchtern.
    Neugierig betrachtete er Zorski.
    »Hast du wirklich keine Ahnung?« fragte er.
    »Ich weiß nur, daß das Central Hospital sämtliche
    Kredite für unsere Forschungsarbeiten gestrichen hat«,
    gestand Zorski. »Aber was zum Teufel müßte ich denn
    noch wissen?«
    Simba stand von seinem Stuhl auf und streckte sei-
    nen riesigen Körper.
    »Komm mit! Ich zeig dir was.«
    Zorski bezahlte eine astronomische Summe für den
    Rum, dessen Preis dem eines narzissengelben Diaman-
    ten entsprach, und verließ die Blue Bar. Draußen regnete es in Strömen. Die Schauer hatten die Straßen von Philadelphia innerhalb weniger Sekunden leergefegt. Die
    Passanten suchten in den Hauseingängen Schutz. Die
    beiden Ärzte stiegen rasch in den Cadillac.
    Simba schüttelte sich, öffnete das Handschuhfach
    und warf Zorski einen Stapel Zeitschriften auf den
    Schoß.
    »Das alles ist in den letzten beiden Tagen über uns
    beide erschienen«, erklärte Simba und schaltete die
    Deckenlampe der Limousine an.
    »Über uns?« wiederholte Zorski ungläubig.
    »Die Medical World News etwa schreibt«, zitierte Simba lakonisch: »>Max Zorski und die Untergrund-Forschung<. Das Journal of the American Medical Association:
    >Die Experimente im Hospital von Philadelphia. Zorski
    und Simba halten sich für Zauberer<. Die Time und die New York Daily News: >Doktor Zorski sorgt für den Skandal im amerikanischen Ärztemilieu<. Medical Com-munications: >Mystik und Forschung, Prolegomena einer verspotteten Ethik<. Esquire: >Zorski und Simba wollen unsere Köpfe austauschen<. Bulletin of the New York Aca-demy of Mediane: >Es kommt zu einer Untersuchung über die von Mark Zorski im Hospital von Philadelphia
    geleiteten Forschungsarbeiten<. The American Journal of Psychiatry: >Die neuen Gegner der Schizophrenie, Zorski hält sich für Mengele . . . < . «
    Fieberhaft durchblätterte Zorski die Zeitschriften.
    Sein Gesichtsausdruck erstarrte.
    »Das gibt's doch nicht«, stammelte er. »Das ist doch
    nicht möglich ...«
    »Ist das dein Ernst?« fragte Simba völlig verblüfft.
    »Hast du wirklich nichts davon gewußt?«
    Wütend schob Zorski die Zeitschriften zur Seite.
    »Das ist doch eine gemeine Verschwörung«, fluchte
    er vor sich hin. »Alle diese Schundblätter, die zur glei-
    chen Zeit diese Artikel veröffentlichen. Die wollen uns
    fertigmachen ...«
    Simba schüttelte den Kopf.
    »Ehrlich gesagt, ich glaubte, diese ganze Scheiße wäre
    deine Idee gewesen«, flüsterte er. »Um den Ärztever-
    band zu zwingen, uns Subventionen zu gewähren ...«
    »Subventionen?« schrie Zorski. »Ich pfeife auf dessen
    Subventionen. Sirchos' ganzer Reichtum steht mir zur
    Verfügung! Ich könnte in dieser verfluchten Stadt ein
    Hospital bauen lassen, das zehnmal größer ist als das
    Central Hospital. Ein kurzer Anruf würde genügen.«
    Mit den Fingerspitzen rieb Simba sich die Wange.
    »Meiner Meinung nach wird es allmählich höchste
    Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken«, flüsterte er ver-
    legen. »So wie die Dinge momentan stehen, wird man
    uns bald nicht einmal mehr erlauben, eine simple
    Blinddarmoperation vorzunehmen.«
    Mustapha Moussi hatte sich seinen Plan sehr genau
    überlegt. Stundenlang saß er vor den Vergrößerungen
    der Bilder; Tag und Nacht studierte er die Artikel, die in der Woche nach den Zwischenfällen erschienen waren,
    legte sich ein Dossier an und stellte die verrücktesten
    Hypothesen auf, während sich in seinem Kopf bereits
    eine logische Erklärung für diese unglaubliche Ge-
    schichte herauszuschälen begann. Seine Überlegung
    war verhältnismäßig einfach: Die Z.S.A.-Sammler hat-
    ten die Manifestanten getötet, und die Todesanzeigen
    der Opfer waren aller Wahrscheinlichkeit nach unter
    der Rubrik Vermischtes, Verkehrsunfälle, Selbstmorde
    und Brände abgedruckt worden. In zwei Fällen war
    Mouss absolut sicher, die Leute auf den Fotos identifi-
    ziert zu haben. Das erste Opfer war von einem Panzer-
    fahrzeug der Polizei überrollt und anschließend vermut-
    lich von den Sammlern getötet worden. Den zweiten
    Manifestanten, dessen Todeskampf in Großaufnahme
    besonders erschütternd war, hatten die Sammler buch-
    stäblich eigenhändig niedergemetzelt, und zwar mit ei-
    nem seltsamen Ding, mit einer Art

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