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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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war wie eine Prüfung für ihn. Drei Tage und wahr-
    scheinlich auch drei Nächte lang brauchte er, um her-
    auszufinden, was du wissen wolltest. Dein Geheimnis
    verbirgt sich hinter einem Geflecht von Lieferlisten der
    Klinik, deren Zugangscode sechs Buchstaben hat: PA-
    MELA.«
    Zorski runzelte die Stirn.
    »Und weiter?«
    »Nun, ich weiß zwar nicht, wer dieser Alexander Sir-
    chos ist«, sagte Simba schließlich. »Aber dieser Kerl
    macht mir größere Angst als alle Anklagen der Hexerei
    zusammen.«
    »Hat Junior sich die Informationen ausdrucken las-
    sen?«
    Simba nickte.
    »Zehn Stunden lang hat er ununterbrochen Informa-
    tionen gesammelt, doch dann brach das Programm
    plötzlich zusammen. Er hat alles aufgezeichnet. Junior
    glaubt, daß der Zugangscode alle vierundzwanzig Stun-
    den geändert wird, es sei denn, es sind die Listen, die regelmäßig ausgetauscht werden. Meiner Meinung nach
    hat Sirchos keinen Grund mehr, noch länger im Miami
    Hospital zu bleiben, und seinen Computer anderswo
    hinstellen zu lassen.«
    »Ich nehme an, du hast versucht, die zehnstündigen
    Aufzeichnungen zu entschlüsseln«, meinte Zorski.
    Simba lächelte verlegen.
    »Ja«, gestand er. »Aber es ist in die Hose gegangen.
    Dabei glaubte ich, für eine solche Aufgabe ausreichend
    begabt zu sein, aber ich mußte es aufgeben. Es ist viel zu schwierig für mich.«
    »Sirchos ist der Erfinder des geheimsten Codes des
    CIA«, unterstrich Zorski und lächelte bitter. »Jedenfalls
    wird deine Erfahrung im Lösen von Kreuzworträtseln
    nicht genügen, um Sirchos' bestes System zu knacken.«
    Simba schob seine Kaffeetasse auf dem Tisch hin und
    her.
    »Juniors Patenonkel arbeitet im M.I.T.* Ich habe ihm
    eine Kopie der Aufzeichnungen geschickt. Ich warte auf
    seine Antwort.«
    Zorski kniff die Augen zusammen.
    »Aber was suchst du eigentlich genau?«
    »Dasselbe wie du«, antwortete Simba. »Ich will wis-
    sen, für wen ich arbeite ...«
    * Massachusetts Institute of Technology

    Vierzehntes Kapitel
    Steve Odds war nicht allzusehr überrascht, als er das er-
    ste Foto erhielt. Diese Geschichte des Journalisten, der
    anscheinend Selbstmord begangen hatte, gefiel ihm
    nicht so recht, und eigentlich hatte er die ganze Zeit
    schon mit irgendwelchen Folgen gerechnet. Auch der
    Abschluß der von der Polizei ziemlich nachlässig
    durchgeführten Untersuchung hatte ihm keine Sicher-
    heit gegeben.
    Das Bild war scharf genug, um den Manifestanten
    genau identifizieren zu können. Die Z.S.A.-Geier auf
    diesem Foto sahen aus wie auf dem Entwurf für ein
    Werbeplakat. Auf dem Rücken des Fotos stand nur, daß
    demnächst mit einem Telefonanruf zu rechnen sei.
    Vermutlich würde ihm dann die Art und Weise der
    Geldübergabe mitgeteilt.
    Odds, für den Erpressungen und die damit verbun-
    denen Vorgänge nichts Neues waren, ging davon aus,
    daß man ihm höchstwahrscheinlich das beste Foto aus
    einer ganzen Serie geschickt hatte, was in Anbetracht
    der hervorragenden Qualität des Bildes aber nichts an
    der Sache selbst ändern würde. Rasch las er die Akte je-
    ner bewegten Nacht durch, vergewisserte sich, daß er
    an jenem Abend (was er längst wußte) ohne jede offi-
    zielle Rückendeckung gearbeitet hatte, und ließ Daniel
    Goldman zu sich rufen, der bei dieser Gelegenheit zum
    neuen Chef der Brigade ernannt worden war, da Mirko
    Milan zu jenem Zeitpunkt nicht anwesend war. Trotz
    seiner Abneigung gegen Milan war Odds sicher, daß die
    ganze Geschichte nicht passiert wäre, wenn sein bester
    Sammler an besagtem Abend nicht mit einer anderen
    Aufgabe betraut gewesen wäre. Goldman hatte nicht
    das Zeug zum Chef, und vor allem fehlten ihm die
    wichtigsten Eigenschaften eines guten Z.S.A.-Geiers:
    der richtige Riecher sowie die Erfahrung mit Unter-
    grund-Aktionen. Milan besaß diese Eigenschaften
    durch und durch.
    Zweifellos ahnte Goldman, warum er gerufen wurde,
    denn als er das Büro seines Vorgesetzten betrat, war er
    in einem Zustand höchster, beinahe pathologischer Er-
    regung.
    Odds drückte seine Zigarre aus und betrachtete sei-
    nen Angestellten mit finsterem Lächeln.
    »Haben Sie den Inhalt des Fotoapparats geprüft, den
    der von Ihnen aus dem Fenster geworfene Journalist bei
    sich trug?« fragte Steve Odds ohne Umschweife.
    Goldman war ganz verlegen. Nervös trat er von ei-
    nem Bein auf das andere.
    »Ich habe den Film eigenhändig vernichtet«, vertei-
    digte er sich mit unsicherer Stimme.
    »Eigenhändig!« betonte Odds spöttisch.

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