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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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bunten Blu-
    men füllten, die Schwimmbecken säuberten, sämtliches
    Geschirr spülten, die Hecken stutzten und die weißen
    Kieswege harkten, kam Bewegung in das Haus, das für
    einige Stunden auflebte, um anschließend erneut in
    seine gewohnte Benommenheit zurückzufallen.
    Alexander hatte an alles gedacht. Da er die Vorliebe
    seiner Frau für diese Art von Musik kannte, ließ er wö-
    chentlich für mehrere Stunden sogar einen berühmten
    Violinisten aus Österreich einfliegen. Die Bibliothek,
    die Diskothek und die Videothek waren sowohl mit
    Neuerscheinungen als auch mit Klassikern gefüllt. Aber
    das alles half nichts: Pamela verwelkte nach und nach.
    Vom großen Fenster aus betrachtete Hugo Russel den
    wunderschönen Körper des reichsten Fotomodells auf
    der ganzen Welt. Er spürte, wie sich in seiner Hose et-
    was zu regen begann. Mein Gott! Einer solchen Folter
    kann doch kein Mann widerstehen. Er schüttelte sich
    und wurde erneut unruhig. Er mußte unbedingt etwas
    unternehmen, um Pamela von ihrer Verdrossenheit zu
    befreien.
    Obwohl er sich der Notwendigkeit bewußt war, zö-
    gerte er, Zorski über seine Besorgnis zu unterrichten.
    Angesichts des bevorstehenden Skandals in der Presse
    hatte der berühmte Chirurg vermutlich andere Sorgen
    als die möglicherweise nur eingebildeten Depressionen
    einer Milliardärsgattin. Zudem war dieses Exil Sirchos'
    Idee gewesen, und eine Beschwerde von Seiten Russels
    drohte den Milliardär erheblich zu verstimmen. Ein un-
    lösbares Problem.
    Der Arzt schaute auf die Uhr, verließ die Villa und
    stieg die wenigen Stufen zum Swimmingpool hinunter.
    Pamela hörte seine Schritte und öffnete die Augen.
    Russel schauderte. Im Vergleich zu diesem Mädchen
    sah Merle Oberon aus wie Marty Feldmann. Pamela
    schmollte wie ein kleines Kind.
    »Noch eine kleine Viertelstunde«, bettelte sie. »Die
    Sonne tut mir so gut.«
    Russel ergriff einen Sonnenschirm und hielt ihn so,
    daß Pamelas Körper im Schatten lag.
    »Sie sind noch schlimmer als mein Mann!« prote-
    stierte Pamela und richtete sich auf.
    Widerspruchslos schluckte Russel diese Bemerkung.
    Eine Krankenschwester rollte das Elektrokardio-
    gramm-Gerät an den Liegestuhl heran. Eines der Räd-
    chen quietschte fürchterlich. Russel schaltete das Gerät
    ein und beobachtete die leuchtende Linie.
    »Warum kommen Ihre Freunde Sie nie hierher besu-
    chen?« fragte er nach einer Weile.
    Überrascht drehte Pamela sich um.
    Es war das erste Mal, daß er eine persönliche Frage an
    sie richtete, und zudem nicht in diesem emotionslosen
    Ton, in dem Ärzte gewöhnlich mit ihren Patienten zu
    sprechen pflegen. Bisher hatte sie stets geglaubt, jedes
    Wort aus dem Mund dieses Mannes müsse eine thera-
    peutische Wirkung haben und ihn genauso erscheinen
    lassen wie diese seelenlose Villa: entsetzlich langweilig.
    Russel starrte nach wie vor auf den Schirm.
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie und zuckte mit den
    Schultern. »Ich nehme an, Alexander hat sie gebeten,
    mich in Ruhe zu lassen.«
    Den Vornamen ihres Mannes sprach Pamela stets mit
    europäischem Akzent aus.
    »Sie könnten sie doch anrufen«, schlug der Arzt vor.
    Sie lachte kurz auf.
    »Ich fürchte, das wäre ihnen äußerst peinlich«, er-
    klärte sie und setzte sich ihre Sonnenbrille auf. »Zwei-
    fellos hätten sie dann das Gefühl, den großen Alexander
    Sirchos zu hintergehen!«
    Russel räusperte sich, ohne vom Elektrokardiogramm
    aufzuschauen.
    »Ist's so interessant?« murmelte Pamela.
    »Wie bitte?«
    »Sehen Sie den Leuten nie in die Augen, wenn Sie
    mit ihnen sprechen?« fragte sie.
    Mit nervöser Hand schaltete Russel das Gerät ab. Er
    fühlte sich sehr unwohl in seiner Haut.
    »Ihrem Herzen geht es sehr gut«, sagte er in einem
    nun wieder sehr fachmännischen Ton. »Diesmal scheint
    die Herzklappe zu halten und ...«
    Pamela schwang die langen Beine zur Seite und
    tauchte die Füße ins Meerwasser.
    »Ich hätte große Lust zu schwimmen!« sagte sie fröh-
    lich.
    Einen Moment lang stand Russel mit halboffenem
    Mund da und kam sich unheimlich lächerlich vor. Diese
    Frau brachte ihn noch um den Verstand.
    »Das kann ich Ihnen leider nicht erlauben«, stam-
    melte er.
    Pamela stieß einen kurzen Seufzer aus und schaute
    den Arzt über das Perlmuttgestell ihrer Sonnenbrille
    hinweg an.
    »Sagen Sie mir bitte, Doktor Russel, ob diese Herz-
    klappe in einem Jahr etwas stabiler sein wird.«
    Der Arzt runzelte die Stirn.
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen

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