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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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. . . «
    »Ich möchte wissen«, sagte sie geduldig, »ob diese
    Herzklappe mit jedem Tag zuverlässiger oder ob sie von
    Tag zu Tag schwächer wird.«
    »Mit jedem Tag vergrößern sich die Aussichten, eine
    endgültige Lösung für Ihr Problem zu finden«, antwor-
    tete Russel.
    Pamela lächelte verkrampft. Ganz offensichtlich gab
    sie sich mit dieser Antwort nicht zufrieden.
    »Genaugenommen handelt es sich also gar nicht um
    eine Genesung?« beharrte sie.
    Russel schwieg. Pamela drohte ihn aus dem Konzept
    zu bringen.
    »Nicht nur heute muß ich jede Anstrengung, jede
    Aufregung meiden, sondern mein ganzes Leben lang
    muß ich das tun!« sagte Pamela schließlich ziemlich
    barsch.
    Sie erhob sich aus ihrem Liegestuhl und schlüpfte in
    ihre Pumps.
    »In drei Wochen habe ich Geburtstag«, sagte sie.
    »Und ich will, daß mein Mann ein Fest organisiert. Hier
    in diesem Park. Ein riesiges, ein gigantisches Fest!«
    Russel hörte, wie sich das Klappern ihrer Absätze auf
    dem weißen Marmor entfernte.
    David Toland stand am Fenster, hielt die Hände auf
    dem Rücken und schaute auf den Parkplatz des Kran-
    kenhauses hinunter, als Loic Gaborit sein Zimmer be-
    trat.
    »Wie fühlst du dich?« fragte der Arzt fröhlich.
    »Wie ein Gelatineklumpen auf wandernden Dünen«,
    knurrte Toland.
    »Du brauchst eben mehr Bewegung«, lachte Gaborit.
    »Es ist genauso, als wärst du soeben aus einem tiefen
    Winterschlaf erwacht ...«
    »Ich bedaure die Murmeltiere«, seufzte David und
    drehte sich um.
    Gaborit hielt ein Bündel Papiere in der Hand.
    »Die Resultate deiner letzten Analysen«, erklärte er.
    »Du bist wieder völlig gesund, David. Du kannst das
    Krankenhaus heute noch verlassen.«
    David nickte. Mit einer Hand zeigte er nach draußen.
    »Seit drei Stunden stehe ich hier am Fenster und be-
    obachte das Hin und Her der Krankenwagen. Bisher
    habe ich nur Fahrzeuge der Z.S.A. gesehen. Keinen
    einzigen Unabhängigen!«
    Gaborit schnitt eine Grimasse.
    »Kannst du an nichts anderes mehr denken?«
    »An etwas anderes?« fragte David empört. »Bitte ich
    dich etwa, an etwas anderes zu denken als an deine
    Chirurgie? Diesem verdammten Beruf habe ich mein
    ganzes Leben geopfert! Und nun verlangst du von mir,
    daß ich ihn aufgebe, nur weil eine Handvoll Rowdies
    mir die Visage eingeschlagen haben?«
    Gaborit zuckte mit den Schultern.
    »Das ist es nicht, was ich dir vorwerfe. Aber du ver-
    hältst dich genauso verbissen wie der kleine Lebens-
    mittelhändler an der Ecke, wenn gegenüber seinem La-
    den ein Supermarkt eröffnet wird . . . «
    »Scheiße!« fluchte David wütend. »Noch vor nicht
    allzulanger Zeit hast du mich durch die Flure deiner
    verdammten Station geschleppt, um mich den Kran-
    ken vorzustellen, denen du mein Material verpflanzt
    hast.«
    »Es gibt in diesem Krankenhaus hundertmal mehr
    Patienten, die mit Organen der Z.S.A. behandelt wur-
    den«, entgegnete Gaborit gelassen. »Und niemand von
    ihnen hat sich je über zweitklassige Ware beklagt.«
    »Du willst also immer noch, daß ich in den Dienst die-
    ses Idioten namens Steve Odds eintrete, nicht wahr?«
    brüllte David. »So ist es doch?«
    »Ich habe dir keine guten Ratschläge zu erteilen«,
    murmelte Gaborit. »Meine Aufgabe bestand nur darin,
    dich zu heilen. Und geheilt bist du jetzt. Was du tust,
    wenn du dieses Zimmer verlassen hast, geht mich
    nichts an.«
    Müde ließ er sich auf der Bettkante nieder.
    »Man hat mir das Messer auf die Brust gesetzt, David.
    Keine ungerechtfertigten Bevorzugungen mehr. Ab sofort
    arbeitet das Saint-Louis ausschließlich mit der Z.S.A.
    zusammen. Und wenn ich es wagen sollte, gegen diese
    Vorschriften zu verstoßen, wird man mich auffordern,
    mein Talent anderswo unter Beweis zu stellen.«
    Er zog die Nase hoch und wandte den Blick ab.
    »Ich habe nachgegeben. Und weißt du warum? Weil
    ich so bin wie du! Weil dieser Scheißberuf mein Leben
    ist!«
    »Und weißt du, wohin eine derart dämliche Überle-
    gung führt?« schrie David.
    Bestürzt schüttelte Gaborit den Kopf.
    »Du hast nicht das Recht, so etwas zu sagen. Ich habe
    es versucht. Verdammt noch mal, ich habe es wirklich
    versucht! Ich glaubte, mein guter Ruf würde mir jede
    Menge Türen öffnen. Und weißt du, was man mir ange-
    boten hat? Einen Job als Gerontologe in der Provinz. Ich
    bin überzeugt, einer der Besten zu sein, David, ehrlich,
    aber die sind nun mal stärker als ich. Die Erfolge, die ich aufzuweisen habe, interessieren sie einen

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