Die Geier
den
Teppich, auf dem ihre sämtlichen Bücher herumlagen.
Der nächste Schlag war noch brutaler; er erstickte den
Schrei, der ihr im Hals steckte, und verwandelte ihn in
ein lächerliches Quietschen. Dann bekam sie noch einen
Fußtritt in den Magen, ehe sie ein unerträgliches Ge-
wicht auf ihrem Rücken spürte.
Rücksichtslos packte Mirko Milan sie an den Haaren
und zwang sie, den Kopf zu heben.
»Na, kleines Luder!« brüllte der Sammler. »Was hast
du mit diesen verdammten Fotos angestellt?«
Alexander Sirchos spazierte über das Deck seiner Jacht.
Sein imposanter, muskulöser Oberkörper glänzte in der
Sonne über der Ostküste. Er trug eine weiße Leinenho-
se, die Sonnenbrille mit dem vergoldeten Gestell hatte
er sich ins Haar gesteckt. Einen Augenblick lang blieb er
stehen und betrachtete den Horizont, der in einen bei-
nahe weißen Himmel überging; dann marschierte er
rasch auf die drei Männer los, die am Heck des Schif-
fes an einem runden Tisch saßen und auf ihn warte-
ten.
»Wie Wetterfahnen verhalten Sie sich!« brüllte Sir-
chos und zeigte mit dem Finger auf das Metalldreieck
am Großmast, das im Wind sanft hin und her schaukel-
te. »Gestern noch gaben Sie mir grünes Licht, und
heute behaupten Sie, Ihre lächerlichen Komitees hätten
die Absicht, den Krieg der Sterne zu subventionieren?
Ein ruinöses Regierungsprojekt, das das Land vor un-
lösbare Probleme stellen wird!«
Er machte ein verächtliches Gesicht.
»Wenn Ihre Gesellschaften nichts anderes als Su-
per-Steuerzahler sein möchten, hätten Sie nicht zu mir
zu kommen brauchen!« schimpfte er.
Die drei Männer schienen sich ziemlich unwohl in ih-
rer Haut zu fühlen. Einer von ihnen räusperte sich.
»Was hat es für einen Sinn, ein Vermögen in Boden-
Boden-Raketen zu stecken, wenn wir nicht einmal wis-
sen, wo wir sie aufstellen sollen?« fragte er zögernd.
Sirchos schaute ihn an.
»Ich dachte, das wäre längst geklärt«, knurrte er.
Der Mann war außerstande, dem eisernen und un-
glaublich starren Blick des Milliardärs noch länger
standzuhalten. Er tat so, als beobachtete er die Wellen,
die die Jacht sanft hin und her schaukelten.
»Im Grunde geht es nicht in erster Linie darum, un-
sere vorherigen Beschlüsse erneut in Frage zu stellen«,
fuhr ein anderer fort, »sondern wir müssen endlich wis-
sen, wo wir stehen.«
Sirchos hob die Schultern, als würde er tief durchat-
men. Er setzte sich die Sonnenbrille auf die spitze Nase
zurück. Die Männer schienen erleichtert zu sein, diesen
Blick nicht länger ertragen zu müssen.
»Bestimmt möchten Sie, daß ich Ihnen einen Bericht
vorlege«, grinste der Milliardär.
Er hob beide Hände und spreizte die Finger.
»Zehn Jahre! Ich will Sie nur daran erinnern, daß wir
uns auf eine Frist von zehn Jahren geeinigt haben, eine
Frist, die angesichts der Bedeutung des Projekts immer
noch unglaublich kurz ist. Zehn Jahre, um die Ge-
schichte auf den Kopf zu stellen! Ist das wirklich zuviel
verlangt? Es bleiben uns noch vier Jahre. Und erste Re-
sultate zeigen sich bereits im Mittleren Orient und in
Europa ...«
»In Europa?« fragte der Mann erstaunt, der zuvor als
erster gesprochen hatte.
»In Westdeutschland, in Italien, in Belgien«, betonte
Sirchos. »Unsere Leute stehen bereit, und in den kom-
menden Generationen wird es so gut wie keine negati-
ven Elemente mehr geben. Und das Vermögen, das Sie
vorhin angesprochen haben, gehört zum größten Teil
mir. Ich brauche nur Ihren internationalen Schutz,
meine Herren, nicht Ihr Geld.«
Er hob den Kopf.
»Sie sollen ruhig wissen, daß ich Ihr Verhalten nicht
begreifen kann«, fuhr er mit beeindruckender Autorität
fort. »Ich nehme an, daß Sie die geopolitische Entwick-
lung dieser Länder mit größter Aufmerksamkeit verfol-
gen. Überall, in jeder Region, in jeder Stadt, in jedem
Dorf sind wir auf dem Vormarsch. Und diese Entwick-
lung hat bislang nicht den kleinsten Skandal hervorge-
rufen. Also frage ich mich, meine Herren, wovor Sie
Angst haben!«
»Die Sowjets üben Druck aus«, erwiderte der dritte
Mann, der etwas ruhiger wirkte als seine Kollegen.
»Die Sowjets?« gluckste Sirchos. »Wenn Ihre Exper-
ten einen solchen Unsinn in die Welt gesetzt haben, so
können Sie sie getrost auf die Straße setzen, mein Lie-
ber, denn dann sind sie keinen Pfifferling wert. Die So-
wjets wissen längst, daß sie nicht die Mittel haben, sich
an dem Wettlauf um die
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