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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Dreck. Und
    nun frage ich dich: Was hätte ich denn tun sollen? Hätte
    ich in die Schweiz auswandern sollen, um dort in einer
    dieser exquisiten Kliniken milliardenschwere Patienten
    gesund zu pflegen? Hätte ich Sultane, Nabobs und
    Emire in den Arabischen Staaten operieren sollen, in
    diesen Luxus-Hospitälern, die sie sich bei den ersten
    Anzeichen ihrer Krankheit erbauen und am Tag nach
    ihrer Genesung wieder niederreißen lassen?«
    Er begann sich zu ereifern.
    »Klar, das wäre natürlich eine Lösung gewesen! Und
    wenn du Steve Odds entkommen willst, dann kann ich
    dir nur eins raten! Emigriere nach Südafrika, Brasilien,
    Argentinien, nach Arabien, dort gibt es genug Arbeit!
    Dort träumen sie davon, sich einen David Toland an
    Land zu ziehen. Du brauchst nur der Polizei zu folgen,
    um auf gutes Material zu stoßen.«
    Einen Augenblick lang zögerte er, ehe er weiterfuhr:
    »Aber mach dir keine Illusionen. Das Kapital, von
    dem du dort lebst, ist dasselbe, das du hier ablehnst ...«
    Gegen Mittag rief Juniors Patenonkel an. Zorski, der am
    Ende doch nicht nach Hause gegangen war, schlief noch
    im Gästezimmer. Simba, der sich von der Sauferei am
    Vorabend noch nicht so richtig erholt hatte, hob ab.
    »Armyan?«
    »Ja ... «
    »Was für'n Ding hast du mir denn da geschickt? Wo
    hast du das her?«
    Simba gähnte heftig.
    »Hast du den Code entschlüsselt?« stammelte er.
    »Nein. So was hab ich noch nie gesehen. Dieser Text
    scheint auf Variablen zu beruhen, die nach bestimmten
    Prinzipien funktionieren, die ich beim besten Willen
    nicht begreifen kann. Es gibt derart viele Schlüssel, daß
    man sich ernstlich fragen muß, welcher Wahnsinnige
    ein solches Durcheinander jemals dechiffrieren könnte.
    Kannst du mir sagen, woher du das hast?«
    Armyan schüttelte sich und schwang die Beine aus
    dem Bett.
    »Würdest du die Lösung finden, wenn du mehr Zeit
    hättest?« fragte er.
    »Nein«, gestand der Anrufer unverzüglich. »Ich habe
    dir doch gesagt, daß es sich um einen sich verändern-
    den Code handelt. Er verändert sich jeweils nach zwan-
    zig oder dreißig Signalen. Ich kann nur Hypothesen
    aufstellen, und selbst dann ... Meiner Meinung nach
    entsprechen die Überschriften der verschiedenen Kapi-
    tel den Namen von Ländern oder Regionen. Höchst-
    wahrscheinlich gibt es auch Namenslisten, die mögli-
    cherweise Personen oder Städten entsprechen. Und je-
    der Name hängt mit einer Zahl zusammen. Das ist alles,
    was ich herausgefunden habe, und ich bin mir nicht
    einmal sicher, ob das stimmt.«
    »Gut«, seufzte Simba. »Ich danke dir.«
    Er legte wieder auf und fuhr sich nachdenklich über
    den Kopf. Viel klüger war er jedenfalls noch immer
    nicht geworden. Aber was hatte er sich eigentlich er-
    wartet? Herausfinden zu können, daß Alexander Sir-
    chos für den KGB arbeitete? Er schluckte nervös und
    war sich der Absurdität dieses Gedankens vollauf be-
    wußt. Jahrelang hatte er an Zorskis Seite gekämpft, in
    Zorskis Schatten gestanden. Zorski hatte sich in die Öf-
    fentlichkeit begeben, um utopische Kredite zu ergat-
    tern. Stets hatte e.r in der ersten Reihe gestanden, doch
    nun, da die Ärztevereinigung sich gegen ihn richtete,
    ließen alle ihn im Stich. Sogar sein Assistent, sein bester Freund.
    Simba war sich selbst zuwider.
    »Du bist ein elender Feigling!« murmelte der Chir-
    urg.
    Fünfzehntes Kapitel
    Sylvie döste in dem Taxi, das sie nach Hause brachte,
    vor sich hin. Dieser entsetzlich lange Abend hatte sie to-
    tal erschöpft. Begonnen hatte alles mit der Vernissage
    zur Ausstellung von Bernardo, diesem großen, von sich
    selbst so sehr eingenommenen schwulen Idioten, der
    sich weiß der Teufel etwas darauf einbildete, daß eine
    kleine, erbärmliche, zwischen der Samaritaine und den
    Schrotthändlern gelegene Galerie sich erbarmt hatte,
    endlich seine scheußlichen Bilder auszustellen. Rotwein
    und kaltes Buffet - und das Riesenarschloch behaupte-
    te, das sei der letzte Schrei ... Es war zum Kotzen. In
    einem verrauchten, stinkigen Keller, inmitten von son-
    derbaren Figuren und umgeben von abscheulichen
    Gemälden hatte sie sich, mit einem Glas saurem Wein
    in der Hand, das selbstgefällige Geschwafel des
    Schmierfinks anhören müssen, dem eine Handvoll Buf-
    fetpicker auch noch applaudieren zu müssen glaubten.
    Sylvie war einem Nervenzusammenbruch nahe und
    fragte sich, was sie inmitten all dieser Hohlköpfe eigent-
    lich zu suchen hatte.
    Als sie zwei Stunden später im La

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