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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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die auch ein fünfjähriges
    Kind kommen könnte«, fuhr Mouss fort, ohne sich um
    die Unterbrechung zu kümmern. »Ich habe alles genau
    untersucht, Monsieur Odds. Punkt für Punkt, sämtliche
    Details. Ein erheblicher Arbeitsaufwand. Aber das Re-
    sultat ist ein dicker Aktenordner, von dem die Presse
    begeistert sein wird und der in der Bevölkerung für ei-
    nige Aufregung sorgen wird.«
    »Sie phantasieren, mein lieber Freund . . . «
    »Wenn Sie das Risiko eingehen, Monsieur Odds,
    dann versichere ich Ihnen, daß Sie noch vor Ende dieser
    Woche auf der Straße sitzen werden«, drohte Mouss.
    »Gegen diese Flutwelle haben Sie keine Chance. Auch
    wenn Sie die Polizei beschuldigen, einige ihrer Sammler
    entlassen und Ihre Unschuld beteuern, wird niemand
    Ihnen glauben, daß Ihre Opfer irgendwelche Opfer wa-
    ren. Ich habe das Leben jedes einzelnen genau stu-
    diert. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, Monsieur
    Odds?«
    Ein nervöses Zucken bewegte Steve Odds' Wangen.
    Dieser Dreckskerl war noch weiter gegangen, als er es
    für möglich gehalten hatte.
    »Es wird nicht einfach sein, das alles zu beweisen«,
    knurrte er.
    »Haben Sie Vertrauen zu mir!« spottete Mouss.
    »Rechnen Sie sich aus, wie groß Ihre Chance ist, einem
    solchen Skandal unbeschadet zu entkommen. Ich
    werde mich wieder melden.«
    »Warten Sie! Es wäre mir lieber, wenn wir uns sehen
    könnten ...«
    »Das glaube ich Ihnen gern! Sie halten mich wohl für
    blöd!«
    Steve Odds' fette Finger klammerten sich an den Te-
    lefonhörer.
    »Sagen Sie mir wenigstens Ihren Preis und welche
    Bedingungen Sie stellen«, beharrte er.
    »Versuchen Sie nicht, mich reinzulegen, Odds!« ent-
    gegnete Mouss bissig. »Ich will fünfzehn Millionen für
    sämtliche Unterlagen.«
    »Fünfzehn Millionen!« wiederholte Odds.
    »Alles zusammen oder in Raten, das ist mir egal!«
    sagte Mouss spöttisch. »Das Geld werden Sie auf ein
    Nummernkonto in Genf überweisen. Das Konto läuft
    bereits auf meinen Namen, und ich brauche nur anzu-
    rufen, um mich zu vergewissern, ob Überweisungen er-
    folgt sind. Auch die Währung überlasse ich Ihnen. Und
    wenn Sie noch mehr Zeit und Geld zu verlieren haben,
    so versuchen Sie ruhig herauszufinden, wer Inhaber
    des Kontos ist. Ich werde so viele Transfers kreuz und
    quer durch die ganze Welt tätigen, daß Ihnen ganz
    schwindelig wird. Schließlich ist auch nicht auszu-
    schließen, daß ich mich auf Spekulationen mit Z.S.A.-
    Aktien einlasse. Als ausgleichende Gerechtigkeit. Ich
    bin sicher, daß mein Geld bei Ihnen in guten Händen
    ist. Bis dann, Odds, und grüß mir dein Magenge-
    schwür!«
    Der schrille Piepston gellte in den Ohren des
    Z.S.A.-Chefs.
    Mouss verließ die Telefonzelle und rieb sich die Hän-
    de. Er hatte das eindeutige Gefühl, das Spiel, dessen er-
    ste Angriffe er sehr sorgfältig vorbereitet hatte, richtig begonnen zu haben. Aber er wußte auch, daß die wahre
    Angst mit dem Warten auf eine Antwort seines Gegen-
    spielers erst so richtig begann, auch wenn er deren
    Symptome zu verdrängen versuchte. Für welches Ver-
    teidigungssystem würde Odds sich entscheiden? Oder
    würde er sich gleich beim ersten Angriff geschlagen ge-
    ben? Würde er versuchen, Zeit zu gewinnen? Wahr-
    scheinlich. Aber er durfte sich nicht täuschen lassen.
    Andernfalls würde Odds zum Gegenangriff übergehen,
    und Mouss kannte den Schwachpunkt seines Plans nur
    zu gut: Sylvie Vercauteren. Odds und seine Männer
    waren sehr wohl imstande, sie ausfindig zu machen.
    Und somit auch ihn. Wenn es Odds gelänge, die Identi-
    tät seines Gegners herauszufinden, wäre die Sache
    nicht mehr so einfach. Dann würde der Kampf sich ver-
    schärfen.
    Schließlich kam Mustapha Moussi von sich aus - und
    vermutlich auch aus einer gewissen Nachgiebigkeit - zu
    der Überzeugung, daß er es wagen, ja sogar das zusätz-
    liche Risiko eingehen konnte, Sylvie vor der ihr dro-
    henden Gefahr zu warnen. Doch sollten Odds' Gesellen
    Sylvies Wohnung bewachen, so würden sie sich um-
    sonst bemühen: Mustapha hatte keinesfalls die Absicht,
    dieses Haus noch einmal zu betreten. Die andere Mög-
    lichkeit stellte ihn allerdings vor unlösbare Probleme.
    Sollte er sich mit Sylvie versöhnen? Ihr gestehen, daß er
    den Film nicht auf den Müll geworfen hatte? Ihr erklä-
    ren, daß er vorhatte, den großen Chef der Z.S.A. zu er-
    pressen? Das alles wäre viel zu kompliziert. Sollte er sie sich zur Komplizin machen? Sie zwingen, sich eine andere Wohnung zu

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