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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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fuhr
    Russel fort und massierte sich sanft die Knöchel. »Und
    zweifellos ist das die große Stärke des mächtigen Alex-
    ander Sirchos: er versteht es, die richtigen Leute um
    sich zu scharen. Auf sämtlichen Gebieten.«
    Der Hausmeister sagte kein Wort. Russel schaute
    zum Park hinüber.
    »Haben Sie das ebenfalls gehört?«
    »Es gibt eine Menge Vögel hier, Monsieur«, erklärte
    Jimmy nach kurzem Schweigen. »Brauchen Sie mich
    noch?«
    Der Arzt lächelte leicht verkrampft.
    »Nein, ich glaube nicht«, murmelte er. »Ich habe nicht
    die Absicht, noch einmal in den Pool zu springen ...«
    Der Hausmeister nickte und ging in Richtung Villa
    davon. Wahrscheinlich würde er Sirchos über das Ver-
    halten seiner Frau unterrichten. Und höchstwahr-
    scheinlich würde es Russel sehr schwerfallen, eine the-
    rapeutische Rechtfertigung für sein Abenteuer mit Pa-
    mela zu finden ...
    Mühsam erhob er sich, ließ sich in einen Liegestuhl
    fallen und nahm sein Cocktailglas in beide Hände. Rat-
    los drehte er das runde Gefäß eine Weile zwischen den
    Fingern; er war außerstande, einen Weg zu finden, um
    der Bestrafung zu entgehen, die der Milliardär zweifel-
    los über ihn verhängen würde.
    Mouss stand am Ende des Bahnsteigs, neben einer
    Gruppe aufgeregter Jugendlicher in blauen Trainings-
    anzügen, die wahrscheinlich von oder zu einer Sport-
    veranstaltung unterwegs waren. Milan trat an einen
    Automaten und nahm sich ein Päckchen Kaugummi.
    Ohne den jungen Araber aus den Augen zu lassen, wik-
    kelte er ein Stück aus dem Papier, das er in der Hand
    zerknüllte und anschließend zu Boden warf.
    Unauffällig betrachtete er die Werbeplakate und nä-
    herte sich seiner Beute. Die Metro hatte Verspätung,
    und der Bahnsteig füllte sich. Ein undefinierbarer Ge-
    ruch, eine Mischung aus Wasserfarbe und Urin, lag un-
    ter der Kuppel.
    Leise fuhr die prallvolle Metro in die Stadt ein. Mit ei-
    nem schrillen Pfeifton blieb sie stehen. Plötzlich be-
    schleunigte Milan seine Schritte. Im Gedränge gelang es
    ihm, sich genau hinter Mouss zu stellen, ganz dicht in
    seinen Rücken. Diese gewollte Intimität entlockte dem
    Sammler ein seltsames Lächeln. Das Opfer mußte den
    Atem seines Jägers im Nacken spüren.
    Die Metro setzte sich in Bewegung. Die stehenden
    Passagiere schaukelten bedrohlich hin und her und er-
    innerten an die Fan-Gruppen in englischen Fußballsta-
    dien. Mit einem Blick über Mouss' Schulter vergewis-
    serte sich der Geier der Abfolge der Stationen. Die
    nächste Station war nicht von Bedeutung, doch die
    übernächste war eine wichtige Anschlußstation und
    würde für etliches Gedränge sorgen. Langsam glitt Mi-
    lans Hand in seine Hosentasche und zog die Karte mit
    äußerster Vorsicht hervor. Die unglaublich scharfe
    Kante der Karte wurde von einer harten Lederhülle ge-
    schützt. Irgendwo zu seiner Rechten schimpfte eine
    weibliche Stimme über ein Kind.
    Mit der freien Hand ließ Milan die Karte langsam her-
    ausgleiten. Er wußte, wohin er zielen mußte, um den
    sofortigen Tod seines Opfers herbeizuführen. Der Geier
    beugte sich leicht nach hinten, um genügend Distanz
    zwischen sich und Mouss zu schaffen. Das Gedränge
    der übrigen Fahrgäste würde genügen, um den jungen
    Araber umzubringen.
    Ein plötzlicher Schwenk zur Seite durchkreuzte den
    Plan des Geiers. Mouss wurde gegen die mittlere
    Stange gedrückt und stand nun gut einen Meter weit
    von ihm entfernt, während ein nach Mottenkugeln und
    Schweiß stinkender dicker Fünfzigjähriger sich vor
    Milan stellte. Der Geier hatte zweifellos zu lange gezö-
    gert. Die wichtigste Station auf dieser Linie verband mit
    vier Anschlußstationen und einem Bahnhof. Die Hälfte
    der Fahrgäste stieg aus. Eine eindrucksvolle Men-
    schenmenge strömte anderen Gängen, anderen Trep-
    pen anderen Aufzügen zu.
    Inmitten dieses unerbittlichen Andrangs hatte Milan
    kaum Zeit, die Karte wieder in seine Tasche zu stecken.
    Er mußte sich seiner Ellbogen bedienen, um sein Opfer,
    das sich bereits in Richtung Bahnhof entfernte, nicht aus
    den Augen zu verlieren. Ein Streitlustiger, Typ Ge-
    schäftsmann mit Aktentasche, begann plötzlich zu mek-
    kern und hielt Milan am Ärmel fest.
    »He, Sie! Sie könnten sich zumindest entschuldigen!«
    zischte der Idiot.
    Mit einem kurzen kräftigen Kinnhaken schlug Milan
    ihm drei Zähne ein und setzte seine Verfolgung fort.
    Hinter ihm waren Schreie zu hören. Mouss stand be-
    reits am oberen Ende der

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