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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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überdenken.
    »Was ist mit Corso?«, wollte er wissen.
    »Er hat Phoenix mit Melanie Harris in einem Wohnmobil verlassen – Sie wissen schon, die Moderatorin von dieser Fernsehsendung American Manhunt.«
    Er nickte.
    »Wir haben das Wohnmobil in Scottsdale gefunden. Sie sind beide im Phoenician Resort gemeldet. Innerhalb der nächsten halben Stunde müsste ich mehr erfahren.«
    Er zog die Augenbrauen hoch: »Haben die was miteinander?«
    »Getrennte Zimmer. In denen sie auch getrennt geschlafen haben.«
    Rosen schien enttäuscht zu sein. »Bringen wir's hinter uns«, sagte er.
    »Was ist denn mit Ihrer Hand passiert?«
    »Und Sie hatten sich so gut gehalten«, seufzte Corso. »Einfach nur geredet. Keine Spur von dieser Reporternummer.«
    »Das liegt mir halt im Blut«, lachte Melanie.
    »Wieso machen Sie nicht einfach so weiter?«
    »Aber genau vor meiner Nase sitzt das Interview Nummer eins in ganz Amerika und schlürft Kaffee. Wie könnte ich da widerstehen?«
    »Tun Sie uns beiden einen Gefallen. Widerstehen Sie.«
    Als sie abermals auflachte, fuhr eine Wüstenbrise durch ihr Haar und ließ die hellen Strähnchen aufleuchten. Die Doppeltür, die den privaten Balkon vom Rest des Speisesaals trennte, ging auf und ließ das Gemurmel gedämpfter Gespräche aus dem Hauptraum herüberdringen. Corso unterdrückte ein Stirnrunzeln. Einer der Vorzüge von Hotels wie dem Phoenician war, dass das Timing des Personals in der Regel unfehlbar war; sie kamen nur dann herein, wenn sie gebraucht wurden, und hielten sich ansonsten im Hintergrund. Der Kellner hatte vor fünf Minuten herausgelugt. Jetzt schon wieder war zu viel.
    Es war auch nicht der Kellner. Es war Oscar, der Concierge. Oscar war Schweizer und ein Meister aristokratischen Desinteresses. Heute allerdings sah er ein wenig verwirrt aus. Höflich nickte er beiden zu, dann schloss er die Türen hinter sich.
    »Sie haben … äh … Gäste, Mr. Corso.«
    »Gäste?«
    »Offizielle Gäste.«
    »Offiziell im Sinne von Dienstmarken?«
    »Ganz genau, Sir.« Ehe Corso fragen konnte, sagte er: »FBI, Sir.«
    »Wie viele?«
    »Acht, zehn, ein Dutzend. Vielleicht auch mehr. Sie verunstalten die Lobby mit diesen grauenhaften Anzügen. In Ihren Zimmern warten auch welche auf Sie. Ja, sie haben sich sogar Zutritt zu Ms. Harris' Urlaubsfahrzeug verschafft.« Sein Ton verriet, dass er solche Urlaube noch stärker missbilligte als die Schneider des FBI.
    Corso dachte kurz nach. »Als Bürger und Steuerzahler denke ich, man sollte unsere Gesetzeshüter bei ihrer Arbeit in jeder nur erdenklichen Weise unterstützen, finden Sie nicht auch, Oscar?«
    »Gewiss, Sir.«
    »Und zwar so weit, dass Ihre Befragung des Personals ergeben hat, dass ich heute Morgen abgereist bin.«
    »Ja, Sir.«
    »Und Sie gebeten habe, meine paar Habseligkeiten an die übliche Adresse in Seattle zu schicken.«
    »Und die junge Dame?«, wollte Oscar wissen.
    »Hoffentlich, Oscar, wird die junge Dame tun, was sie am besten kann.«
    »Sehr wohl, Sir«, antwortete er mit einer knappen Verbeugung. »Äh … Es dürfte übrigens am besten sein, Sir, wenn Sie das Hotel durch die Küche verlassen. Ich werde Fritz informieren, es wird keine Probleme geben.«
    »Vielen Dank, Oscar. Wie immer war mir mein Besuch hier ein Vergnügen.«
    »Ich werde es dem Manager ausrichten, Sir.«
    Corso wartete, bis die Türen sanft wieder zugeklappt waren.
    »Wollen Sie dieses Interview haben?«, fragte er. Als sie nicht gleich antwortete, fuhr er fort: »Das Interview, auf das ganz Amerika wartet. Der Mann, der den Häftlingsaufstand miterlebt hat. Der perfekte Abschluss für Ihren Ausflug nach Arizona.«
    »Warum beschleicht mich das Gefühl, dass das nicht umsonst sein wird?«
    »Nichts ist umsonst.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich will, dass Sie mich hier rausbringen.«
    Sie sah ihn an, als habe er den Verstand verloren. »Sie haben ihn doch gehört. Die warten in meinem Trailer.«
    »Dann gehen Sie zu Ihrem Trailer. Sagen Sie denen, wir hätten gestern zusammen zu Abend gegessen und uns dann verabschiedet. Sie hätten keine Ahnung, wo ich jetzt bin, und was haben die überhaupt ohne Durchsuchungsbefehl in Ihrem Wohnmobil zu schaffen? Werden Sie unangenehm. Die hauen sofort ab.«
    »Und dann?«
    »Schließen Sie die Tür nicht ab. Die werden Rücksprache halten müssen. Ich steige ein, während die überlegen, was sie als Nächstes tun sollen.«
    »Was ist, wenn die Sie sehen?«
    »Dann bekomme ich eine Mitfahrgelegenheit aufs Revier.

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