Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
Reden war.
Als die Freude sich gelegt hatte, besah sie sich die Notiz genauer. „Dieser Halunke!“
Sie lachte. Er hatte vorgegeben, kaum fähig zu sein, die lateinischen Buchstaben zu schreiben, dabei besaß er ein gestochen scharfes Schriftbild.
Jake würde Cai mögen, da war sie sich sicher. Sie legte die Notiz in die Schatulle zurück, setzte den Deckel auf und ging auf die Knie, um die entflohenen Perlen einzufangen. Eine hatte sich in den Ritzen des Bodens verfangen, und so sehr sich Lizzie auch abmühte, sie war unfähig, sie hervorzupfriemeln. Sie würde Sí Hong-Yu um Hilfe bitten müssen. Die anderen beiden Kugeln hatten sich unter das Bett davongemacht, wo sie noch etwas anderes entdeckte, etwas Flaches, Weißes.
Lizzie sammelte zunächst die Perlen ein und legte sie in das Kästchen. Dann bückte sie sich erneut, konnte den Umschlag aber erst in die Finger bekommen, als sie sich flach auf den Boden legte. Sie setzte sich auf die Matratze und starrte auf den Brief. Sie hatte eben diesen Brief nur wenige Tage vorher verfasst und an Cai weitergegeben. Stirnrunzelnd dachte sie nach. Hatte er gesagt, er habe den Brief abgegeben? Oder war er unverrichteter Dinge gegangen, als er erfahren hatte, dass die Reardons nach Beijing unterwegs waren?
Zweifel regten sich. Sorgsam strich sie über den Brief. Dann nahm sie das Schriftstück und versteckte es unter ihrer Leibwäsche.
Lizzie stützte ihren Kopf auf ihrem angewinkelten Arm ab und beobachtete Cai dabei, wie er sich ankleidete.
Er schlüpfte in die gerade geschnittene Hose, und als er begann, seine Mandarinjacke zuzuknöpfen, fragte sie ihn: „Hast du meine Nachricht für Jake dort zurückgelassen oder wieder eingesteckt?“
Er hielt inne. Sein Gesicht war ausdruckslos.
„Welche Nachricht?“
Er sah sie nicht an. Kein Mann, der die Wahrheit sagte, starrte auf etwas anderes als auf sein Gegenüber – das behauptete Lizzies Vater, und sie war überzeugt, dass es stimmte.
„Den Brief an meinen Bruder“, half Lizzie seinem Gedächtnis auf die Sprünge, obwohl sie ihm ansah, dass dies unnötig war.
Cais Augen verrieten ihn. Er wusste genau, wovon sie sprach.
„Ja, natürlich“, sagte er. Sein Blick flog kurz hoch.
Lizzies Lächeln gefror auf ihren Zügen. Sie hatte Mühe ihre Lippen zu bewegen.
„Also könnte mein Bruder die Botschaft hinterhergesandt bekommen?“
Cai zuckte mit den Achseln.
„Möglicherweise.“
Du verlogenes Aas! , dachte Lizzie. Sie hatte Mühe, ihre wahren Gefühle zu verbergen. Doch was Cai billig war, sollte ihr nur recht sein. Sie konnte ebenso mit der Wahrheit jonglieren wie er, wenn es sein musste. Er würde nicht einmal ahnen, dass sie seine Lüge durchschaut hatte, bis sie ihn damit konfrontierte!
„Musst du wirklich schon gehen?“, gurrte sie.
Cai blickte sie blinzelnd an und lächelte ahnungslos.
„Leider ja, den Gouverneur von Schanghai lässt man nicht warten.“
„Wie schade.“ Lizzie erhob sich so lasziv, wie es ihr möglich schien, und ging zu Cai. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Sie presste ihren grazilen Körper an den seinen, und als sie sich von ihm trennte, war sie ebenso atemlos wie er. Sie mochte wütend sein, doch ihr Körper passte einfach perfekt zu seinem, und seine Küsse waren schlichtweg umwerfend. Allein das rettete ihn davor, dass sie ihm die verlogene Zunge abbiss.
Eine Stunde später saß Lizzie immer noch zähneknirschend auf ihrem Bett und überlegte, was das Vernünftigste wäre. Cai körperlich zu züchtigen war eine der reizvolleren Ideen, die ihr durch den Kopf gingen. Andererseits wollte Lizzie nicht einmal ein Tier leiden lassen, wie sollte sie erst einem Menschen, noch dazu jemandem, den sie liebte, etwas antun? Sie sollte sich zunächst selbst davon überzeugen, dass ihr Bruder beim Kaiser war.
Einmal beschlossen, zögerte Lizzie nicht länger. Sie zog sich ihre Straßenschuhe an, warf sich eine Stola über und ging hinunter.
Weder die Dienerinnen noch Mai-Ling waren zu sehen. Die perfekte Gelegenheit, um das Haus zu verlassen!
Auf dem Gehsteig sah sie sich um und entschied, sich in die Richtung zu bewegen, in der sich laut Cais Aussage sein Haus befinden sollte.
Lizzie fühlte sich beklommen. Nicht einmal als sie ihr Elternhaus verlassen hatte, ängstigte sie sich so sehr. Aber in London waren ihr Straßen und Sprache vertraut, während sie in Schanghai weder das eine noch das andere kannte. Sie kaute auf ihrer
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