Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
Unterlippe herum und verbarg ihre Unsicherheit, indem sie ihre Hände in die Falten ihrer Stola vergrub.
„Lizzie Reardon, Lizzie Reardon!“
Marou, die junge Dienerin in Mai-Lings Haushalt, rannte ihr hinterher. Lizzie beschleunigte ihren Schritt, doch Marou blieb hartnäckig. Außerdem sahen die Leute auf der Straße inzwischen zu ihr her. Es war nicht der rechte Zeitpunkt, Aufmerksamkeit zu erregen.
Die junge Frau nahm Lizzie bei der Hand. Ihre großen schokobraunen Augen sahen Lizzie flehend an.
„Lizzie Reardon!“ Sie deutete mit dem Kopf zum Haus zurück. „Ja? Ja?“, sagte sie, offenbar das einzige Wort, das sie auf Englisch beherrschte.
Lizzie zögerte.
Marous mandelförmige Augen schwammen in angstvollen Tränen.
Lizzie seufzte.
„ Láiba , Lizzie Reardon!“
Vielleicht war es klüger, einen Zeitpunkt abzuwarten, an dem es eine Weile dauerte, ehe man ihr Verschwinden bemerkte. Zudem wollte sie nicht, dass Marou wegen ihr in Schwierigkeiten geriet. Es konnte von Vorteil sein, eine Freundin unter den Dienstboten zu haben. Sie nickte zum Zeichen ihrer Zustimmung und ließ sich an Marous Hand zurückführen. Die chinesische Dienerin brachte Lizzie in ihr Zimmer zurück. Sie nahm ihr die Stola ab, legte sie sorgsam zusammen und wandte sich Lizzie zu.
Lizzie kam zum ersten Mal in den Sinn, dass Marou kaum älter sein konnte als sie selbst. Die Chinesin besaß ebenmäßige Gesichtszüge, eine feine Haut, funkelnde braune Augen und einen wohlgeformten Körper. Gewiss hatte sie einige Verehrer, und ein unbestimmtes Gefühl sagte Lizzie, dass Marou trotz ihrer mädchenhaften Erscheinung genau wusste, was sie wollte.
Marou näherte sich Lizzie und ergriff ihre Hände. Sie überschüttete Lizzie mit einem Wortschwall, hob Lizzies Hände an ihre Lippen und bedeckte sie mit Küssen. Lizzie fühlte sich überrumpelt, doch da ihr Marous Berührung nicht unangenehm war, schüttelte sie die junge Frau nicht ab.
Eine Träne kullerte der jungen Chinesin über die Wange, und Lizzie dachte, dass Marou bestraft würde, wenn Lizzie verschwand. Marou umarmte Lizzie.
„Ist ja gut. Du musst keine Angst haben. Niemand bestraft dich.“ Hilflos tätschelte Lizzie Marous Rücken.
Die Dienerin schmiegte sich an Lizzie, und ihr Körper fühlte sich jugendlich straff an, so wie Lizzie vermutet hatte. Einen Moment lang war sie versucht, Marou zu streicheln. Eine ungewohnt zärtliche Regung stieg in ihr auf und mischte sich mit einem Kribbeln in ihrem Unterleib. Sie widerstand dem Impuls und hielt Marou weiter im Arm, bis diese sich löste.
Die junge Chinesin starrte Lizzie mit undeutbarem Ausdruck an, ehe sie ihre Lippen zu einem wissenden Lächeln verzog und perlweiße Zähne entblößte. Sie hob ihre Hand und strich über Lizzies Haar. Dann drehte sie sich um und verschwand beschwingt wie ein kleines Mädchen aus dem Zimmer.
Kapitel 8
„… nicht immer ist es das Richtige,
seinem eigenen Kopf zu folgen, liebe Jenny.
Manchmal sollte man auf die anderen hören …“
Lizzie an ihre Nichte Jennifer, kurz nach deren Debüt
Marou trug das Essen auf. Wie immer bog sich der Tisch unter der Vielzahl der Schüsseln und Platten. Lizzie wunderte sich nicht mehr darüber, dass Suppe, Fleisch, Beilagen und Gemüsegerichte gleichzeitig serviert wurden.
Cai hatte kaum etwas gesagt, seit er in Mai-Lings Haus eingetroffen war. Nervös starrte Lizzie auf Mai-Lings Platz, wünschte, die Chinesin überlegte es sich anders und erschiene doch zum Essen im Speiseraum. Marou verneigte sich und zog sich zurück.
Cai schob seine Ärmel zurück und warf Lizzie einen verletzten Blick zu.
„Man hat mir berichtet, du wolltest davonlaufen.“
Lizzie starrte ihn an, und zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass er vielleicht doch nicht so hinterhältig war, wie sie vermutete. Cai wirkte ehrlich betroffen. Wie ein Mann, der um ein Haar Liebgewonnenes verloren hätte. Sie entschied sich, zu lügen. Hieß es in der Bibel nicht Auge um Auge, Zahn um Zahn? Sie hatte eine Lüge gut bei Cai.
„Mir war langweilig.“ Sie sah Cai in die Augen. „Und ich wollte an die frische Luft.“
Cai musterte sie nachdenklich.
„Es sind unruhige Zeiten, vor allem für Ausländer.“ Sein Gesicht verzog sich sorgenvoll. „Es laufen chinesische Milizen herum, die darauf brennen, sich an den Briten zu rächen. Ich bitte dich inständig, verlasse das Haus nicht ohne männlichen Schutz.“
„Ich verspreche dir, dass ich nicht allein aus dem
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