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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Turnier, von einem Auftrag oder einem Krieg zum nächsten, bis sich vielleicht endlich ein Lehen fand.
    Für die junge Frau sah es anders aus. Die Rache des Herzogs würde Amra treffen.



D AS K LOSTER
    Walsrode – Dänemark – Pommern
1169 bis 1170

Kapitel 1

    A mra konnte sich später nur dunkel erinnern, wie sie aus dem Garten zurück in ihre Kemenate gekommen war. Mathilde hatte sie höflich, aber entschlossen von Magnus getrennt, bevor sie weitere Worte tauschen konnten. Dann hatte plötzlich Melisande bei ihr gestanden, sie in den Arm genommen und in die Frauengemächer geführt.
    »Am besten bleibst du erst einmal hier«, meinte die Freundin, »bis sich die Wogen geglättet haben. Die Herzogin beruhigt sich auch wieder.« Dann ließ sie die Freundin allein.
    »Was soll sich denn da glätten?«, fragte Amra.
    Aller Mut hatte sie verlassen, zumal sie sich nicht ausmalen konnte, was nun mit ihr geschehen sollte. Amra hatte nur ungefähre Vorstellungen davon, was ein Kloster überhaupt war, und eines war sicher: Mathilde würde sich auf keinen Fall von ihren wie auch immer gearteten Plänen abbringen lassen. Was an diesem Morgen geschehen war, hatte die junge Herzogin eiskalt geplant. Amra und Magnus waren ihr in die Falle gegangen – und ebenso der Herzog. Was mochte der jetzt mit Magnus vorhaben? Amra traute dessen beruhigenden Worten nicht.
    Kurz nachdem Melisande gegangen war, erschien Mariana mit einem Krug heißen Würzweins. »Hier, Kind, trink erst mal«, sagte sie mit belegter Stimme. »Das bessert zwar nichts, aber … Himmel, warum hast du nicht auf mich gehört? Ein Wahnsinn, den Herzog und die Herzogin hintergehen zu wollen! Habe ich dir nicht gesagt, du musst deine Stellung am Hof festigen, bevor du dir irgendwelche Freiheiten herausnimmst?«
    Amra starrte die erfahrene Edelfrau an. »Ihr meint, wenn ich Heinrichs Geliebte geworden wäre, würde er … würde er Magnus nichts tun?«
    Mariana rang die Hände. »Im Gegenteil, dann würde er Magnus umbringen«, murmelte sie. »Aber mit ein bisschen Glück hätte er gar nichts davon erfahren. Kind, als Heinrichs Geliebte hättest du eigene Gemächer gehabt, du hättest dich nicht in aller Öffentlichkeit mit deinem Ritter treffen müssen. Du hättest Dienstboten gehabt, die dir treu ergeben gewesen wären … Himmel, du liest doch seit Jahren die höfische Dichtung! Muss ich dich daran erinnern, dass Guinevere und Lancelot sich jahrelang heimlich trafen, bevor Artus dahinterkam?«
    »Das ist nur eine Dichtung«, flüsterte Amra.
    Mariana fasste sich an die Stirn. »Schön, dass du das endlich erkennst. Wenn auch etwas spät.«
    »Was wird denn jetzt mit Magnus?«, fragte sie verzweifelt. »Was geschieht ihm?«
    »Ich würde mich an deiner Stelle mehr darüber sorgen, was mit dir geschieht!«, meinte Mariana mit beißender Stimme. »Amra, Magnus ist frei, er wird morgen sein Pferd nehmen und weiterziehen. Aber du … nach dem Eklat im Garten wird Heinrich kein Interesse mehr an dir haben. Die kleine Herzogin will dich loswerden, und er wird ihr nicht widersprechen. Also wird es auf ein Kloster hinauslaufen. Mathilde denkt längst darüber nach.«
    »Und wo ist das?«, fragte Amra naiv. »Sie hat eine Klosterfrau empfangen, neulich.« Amra erinnerte sich an eine strenge, schwarz gekleidete Frau, die mit Mathilde gebetet, aber dann auch fürstlich mit ihr gespeist hatte. »Kam sie nicht aus Heiningen?«
    Heiningen lag ganz in der Nähe. Magnus würde Amra dort leicht finden können – und vielleicht fasste er sich ja diesmal ein Herz und befreite sie … Amra schöpfte fast so etwas wie Hoffnung.
    Mariana lachte. »Kleines, Klöster gibt es überall in der christlichen Welt. Und das letzte, in das Mathilde dich schicken wird, ist das Kanonissenstift in Heiningen. Da wärst du schließlich sehr komfortabel untergebracht – und sehr nah am Hof. Nein, nein, wenn du mich fragst, berät sich die Herzogin jetzt schon mit dem Hauskaplan darüber, in welcher gottverlassenen Gegend ihrer Ländereien das kleinste, dunkelste und ärmste Frauenstift zu finden ist. Sie will dich los sein, Amra, für immer und ewig und so weit weg wie nur möglich.«
    Amra schaute Mariana erschrocken an. »Man geht für immer in so ein Kloster?«
    »Und das nennt Ihr nun Treue, Herr Magnus? Gegenüber Eurem Verwandten, König Waldemar, und mir, Eurem Burgherrn? Das nennt Ihr die Erfüllung eines Auftrags?«
    Heinrich der Löwe schlich so wütend um Magnus von Lund herum wie sein

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