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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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bisschen reizen ist gut und schön, Kind, aber mach ihn nicht wütend! Er ist dir völlig verfallen, bisher hast du es gut gemacht. Aber jetzt musst du ihn auch erhören, sonst schlägt die Liebe irgendwann um und wird zu Zorn. Und dann gnade dir Gott, Mädchen! Ich hoffe, da ist nicht wieder etwas zwischen dir und dem dänischen Ritter.«
    Amra musste sich mühen, nicht zu erröten. Mariana war scharfsinnig, ihr war nicht entgangen, dass Magnus seit seiner Rückkehr oft unter den jungen Rittern war, die Mathildes Hofdamen in ihren Kemenaten besuchten und unterhielten. Das alles sollte sich natürlich stets unter den wachsamen Augen der Anstandsdamen abspielen, aber es gab immer wieder die Möglichkeit, sich der Aufsicht zu entziehen. Auch Amra und Magnus war das schon mehrmals gelungen. Statt sich in den stickigen Kemenaten in Konversation oder Lautenspiel zu üben, schlichen sie hinaus in den Garten oder auf die Wehrgänge der Burg, um Zärtlichkeiten zu tauschen. Es bereitete ihnen ein diebisches Vergnügen, die gestrengen Damen Aveline und Mariana zu narren, doch im Gegensatz zu den anderen jungen Frauen fehlte es Amra am Rückhalt unter ihresgleichen. Während die anderen Mädchen schwiegen und höchstens ein bisschen darüber kicherten, was Geneviève und Herr Heribert wohl miteinander trieben, waren nur Melisande und Joana bereit, Amras und Magnus’ Geheimnis zu wahren. Gleich das erste der jüngeren Mädchen, das die beiden auf dem Weg zum Abtritt entdeckte und belauschte, erzählte die Geschichte umgehend seiner besten Freundin: Mathilde Plantagenet.
    »Ich komme, um Euch um einen Rat zu bitten …«
    Mathilde hatte um eine förmliche Audienz bei ihrem Gatten nachgesucht – Herzog Heinrich nahm sich wenig Zeit für sie, und wenn er Mathildes Räume aufsuchte, so nicht, um mit seiner Gattin zu plaudern, sondern allenfalls um Amra von Arkona zu sehen. Das sollte sich nun jedoch ändern …
    Mathilde lächelte, während sie auf Heinrichs Aufforderung hin Platz in einem der Sessel vor seiner Feuerstelle nahm. Sie hatte sich festlich herrichten lassen wie für den Besuch eines Hochamtes. Ihre Kleidung passte so gar nicht zu dem Vorhaben, einen Mann zu umgarnen. Brav faltete sie die Hände und sah ins Feuer, bis Heinrich das Wort an sie richtet.
    »Jederzeit, meine Gemahlin. Womit kann ich Euch dienlich sein?«
    Mathilde schürzte die Lippen. »Es ist eine Angelegenheit meines Hofes, mein Herr Heinrich, und ich sollte Euch eigentlich nicht damit behelligen. Meine Mutter würde mich rügen. Aber ich … ich weiß einfach nicht recht, wie ich damit umgehen soll. Eine der Damen an meinem Hof … nun, sie ist bei unzüchtigen Handlungen mit einem Eurer Ritter beobachtet worden.«
    Heinrich lächelte. »Auch Eure Damen sind noch sehr jung«, meinte er dann gelassen. »Sie mag einfach noch nicht wissen, was sich ziemt. Zitiert sie zu Euch, rügt sie … wenn Ihr mögt, nennt mir den Namen des Ritters, dann will ich ihn gern herkommen lassen.«
    Mathilde rieb sich die Schläfe, als denke sie darüber nach, wie viel von der Sache sie preisgeben wollte.
    »Nun, der Ritter ist Magnus von Lund«, sagte sie dann. »Aber die Dame … sie ist nicht mehr so jung, mein Gemahl, das ist es ja gerade, was mich beunruhigt. Sie hat einen schlechten Einfluss auf die jüngeren Mädchen. Und sie ist von hohem Rang. So etwas kann einen ganzen Hof in Verruf bringen.«
    Heinrich zog die Augenbrauen hoch. »Von hohem Rang? Jetzt sagt mir nicht, dass es Melisande von Kent mit dem Falkenmeister treibt! Aber nein, der Tunichtgut ist ja Herr von Lund … schäkert er wohl gar mit Joana Howard?« Er lachte schallend.
    »Mit Anna Maria von Arkona«, sagte Mathilde trocken. »Es tut mir leid, aber Ihr wolltet es wissen.« Sie sah ihren Gemahl aus unschuldigen Augen an.
    »Das kann nicht sein!« Heinrich sprang auf. »Es kann nicht sein, dass Amra …«
    »Aber wenn ich es Euch doch sage!« Mathildes süße Stimme klang flehend. »Ich bilde mir so etwas schließlich nicht ein! Und Ihr könnt Euch auch selbst davon überzeugen. Man hat Magnus von Lund gerade in den Küchengarten gehen sehen. Was sollte er dort machen bei diesem Wetter? Denkt Ihr, er erntet Suppenkraut?«
    In der vergangenen Nacht war Schnee gefallen. Die Gärten lagen unter einer dicken weißen Decke, und auch jetzt tanzten feine Flocken durch die eiskalte Luft.
    Heinrich blitzte seine Gattin an. »Ihr habt das eingefädelt«, sagte er drohend. »Aber ich warne Euch … wenn Ihr

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