Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
mich foppt …«
    Mathilde zuckte die Schultern. »Warum sollte ich Euch foppen, mein Gemahl? Ich bat Euch nur um einen Rat.«
    Damit stand sie auf. Heinrich hatte sich bei ihrem Eintreten gefragt, warum sie einen schweren, wollenen Umhang mitgebracht hatte, jetzt jedoch wurde es ihm klar.
    »Kommt!«
    Mathilde schritt hinaus auf den Wehrgang. Heinrich folgte ihr, unwillig, aber auch neugierig und glühend vor Zorn. Auf Mathilde – und auf Amra, wenn es wirklich stimmte, was das Mädchen sagte.
    Seine Gemahlin führte ihn durch den Rosengarten der Frauen in den Obstgarten. Und dann sah er auch schon das Paar, das eng umschlungen unter einem Apfelbaum Schutz vor dem Schneetreiben suchte. Die Flocken verfingen sich in Amras rotem Haar, legten sich leicht wie weiße Federn auf ihre Flechten. Heinrich wartete nicht, bis sie sich schmelzend in Tränen verwandelten. Er trat aus dem Schatten des Hauses, der Schnee dämpfte seine Schritte. Amra und Magnus hörten ihn nicht, bis er die Stimme erhob.
    »Herr Magnus von Lund! Ich glaube, Ihr haltet etwas in den Armen, was mir gehört!«
    Magnus und Amra fuhren auseinander. Der Herzog sah ihre von Kälte und Erregung geröteten, immer noch strahlenden Gesichter. Er meinte zu explodieren.
    »Und Ihr, Frau Amra«, stieß er hervor, »ich höre noch Eure sanfte Stimme: ›Nein, ich bin niemandem in Minne zugetan.‹ Und wie nennt Ihr das dann, meine ranische Prinzessin?« Heinrich ging auf sie zu und riss sie aus Magnus’ Armen. »War das der Grund dafür, mich wochenlang hinzuhalten? ›Nein, Herr, nicht vor den Augen Eurer Gattin … Nein, Herr, ich bin noch Jungfrau … ich bin so unschuldig … ich verstehe gar nicht, was Ihr meint …‹ Ha!«
    Er hielt Amra am Arm, schien aber nicht recht zu wissen, was er mit ihr anstellen sollte. Magnus war kurz davor, sein Schwert zu ziehen – doch dann trat Mathilde zwischen den Herzog und die Liebenden, bevor ihr Gatte sich gänzlich zum Narren machen konnte. Oder Magnus das Sakrileg beging, seinen Herrn zu schlagen.
    »Ihr habt gesehen, mein Gemahl, wovon ich rede«, sagte sie ruhig. »Ich weiß nicht, wie man einen Ritter für diese Dinge zur Rechenschaft zieht …«
    Amra begann zu zittern, als Mathilde sie jetzt ansah.
    »… aber das Mädchen … Also, meine Mutter pflegte junge Damen von Stand in einem solchen Fall sofort zu verheiraten – sofern das denn noch möglich war im Rahmen des Schicklichen.«
    Heinrich schien um Luft zu ringen, er hielt Amras Arm fest, während Mathilde unverdrossen weitersprach.
    »Nun haben wir es hier allerdings mit einer Geisel zu tun, also einer Dame von weniger hohem Stand, für die wir in gewisser Weise die Verantwortung tragen. Zumal fast noch eine Heidin, die vielleicht gar nicht weiß, was sie tut. Ich denke, die Entsendung in ein Kloster wäre hier eine weise Entscheidung.« Mathilde lächelte.
    Der Herzog starrte seine Gattin an, immer noch sprachlos und bebend vor Wut, aber doch wieder so weit bei sich, dass er Amra losließ. Inzwischen hatten sich weitere Mitglieder des Hofes in dem verschneiten Garten eingefunden. Ein Eklat wie dieser blieb nicht unbemerkt, und der Herzog hatte sein Gesicht zu wahren. Heinrich der Löwe riss sich zusammen.
    »So bedurftet Ihr meines Rates ja nicht wirklich, meine Gattin«, sagte er mit beißendem Spott. »Ich bin sicher, Ihr werdet die richtige Entscheidung treffen.« Damit lief er zur Treppe, die zu seinen Räumen hinaufführte. Als er sie halb erklommen hatte, wandte er sich noch einmal um. »Herr Magnus, ich denke, bei Sonnenuntergang werde ich mich so weit gefasst haben, dass ich Euch nicht gleich vierteilen lasse, wenn Ihr vor mich tretet. Ich erwarte Euch dann.«
    Magnus stand wie erstarrt, Amra jedoch wartete die nächsten Worte der Herzogin nicht ab, die sie zweifellos für immer von Magnus trennen würden. Sie flog auf ihn zu und schmiegte sich noch einmal in seine Arme.
    »Was werden sie mit dir tun?«, fragte sie verzweifelt. »Er kann dich doch nicht wirklich töten lassen, er …«
    Magnus umfasste sie, überrascht und beschämt ob der Selbstlosigkeit ihrer Liebe. »Nichts«, sagte er leise. »Sorge dich nicht um mich. Mir wird sicher nichts geschehen.«
    Die Liebelei eines jungen Ritters mit einer Hofdame war nicht strafbar. Heinrich konnte Magnus natürlich von seinem Hof verweisen. Aber der Ritter würde auf jeder anderen Burg zumindest kurzfristig gastliche Aufnahme finden und sich dann einreihen in das Heer der Fahrenden – von einem

Weitere Kostenlose Bücher