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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Wappentier um die Beute. Magnus musste sich zwingen, den Kopf nicht wie ein Büßer zu senken, aber er war aufrecht und stolz in die Räume des Herzogs gekommen, und er würde auch jetzt nicht klein beigeben.
    »Ich nenne das Liebe, Herr Heinrich«, gab er deshalb mit ruhiger Stimme zurück. »Das, was die Troubadoure besingen. Weil es stärker ist als jeder Ritter. Ich wollte es nicht, Herr Heinrich, und ich habe dagegen gekämpft, ich bin bis in die Lande der Obodriten geflohen. Aber ich bin unterlegen. Ich liebe Amra von Arkona – und damit gehört sie mir, was auch immer sonst geschehen ist.«
    Der Herzog lachte hässlich auf. »Mit dieser Meinung steht Ihr aber ziemlich allein, Herr Magnus. Von Rechts wegen gehört die junge Frau mir – wie auch neunzehn weitere Geiseln. Nach Ansicht Eures Oheims gehörte sie ihm, sodass er meinte, sie verschenken zu können. Und wenn es nach meiner Gattin geht, so gehört sie ab heute Gott. Sie sucht schon nach dem passenden Kloster.«
    Magnus horchte auf. »Ihr wollt sie in ein Kloster schicken? Aber dann … Herr Heinrich, Ihr könntet sie ebenso gut verheiraten! Wenn es darum geht, sie vom Hof zu entfernen … Bitte, Herzog, ich bitte Euch förmlich um ihre Hand. Lasst sie mich heiraten!«
    Magnus sah den Herzog flehend an. Er war nah daran, vor ihm auf die Knie zu fallen.
    Heinrich lachte erneut. »Herr Magnus, Ihr seid toll vor Liebe! Was ich Euch nicht einmal zum Vorwurf machen kann, mir ging es ja genauso. Aber denkt Ihr wirklich, ich belohne Euch auch noch für diesen Frevel? Und selbst wenn ich es täte – ich müsste Euch ja gleich noch ein Lehen dazugeben. Oder wie wollt Ihr die Frau ernähren?«
    »Ich würde alles tun«, flüsterte Magnus.
    Er wusste, dass er sich gänzlich zum Narren machte, aber er fühlte sich seinem Ziel so nah. Und er konnte nicht zulassen, dass Amra in ein Kloster verbannt wurde.
    »Ihr seid verrückt, Herr Magnus«, wiederholte Heinrich. »Aber wenn es Euch tröstet: Wir werden sie beide nicht bekommen, und für Gott ist sie auch zu schade. Eine slawische Prinzessin … oder wenigstens fast … dazu wird mir auf Dauer anderes einfallen als ein schwarzer Schleier. Zumal, wenn sie tatsächlich noch Jungfrau ist. Ihr schwört, Ihr habt sie nie besessen?«
    Die Frage nach Amras Jungfernschaft war eine der ersten, die Heinrich dem jungen Ritter gestellt hatte.
    Magnus blitzte ihn an. »Bei meiner Ehre, Herzog. Ich will sie doch heiraten, ich …«
    Heinrich wehrte mit einer Handbewegung ab. »Wir werden das überprüfen«, meinte er kurz. »Wenn sie wirklich noch Jungfrau ist, ist sie wertvoll. Ansonsten soll Gott sie haben. Mathilde wird ein Kloster finden, dass sie mit kleinstmöglicher Mitgift nimmt. Und Ihr, Herr Magnus, verlasst die Burg, sobald morgen die Tore hochgezogen werden. Ich will Euch hier nicht wiedersehen. Verschwindet von meinem Hof und aus meinem Reich!«
    Magnus verbeugte sich. »Ihr werdet mir nicht sagen, was Ihr mit ihr tut?«, fragte er noch.
    Heinrich schüttelte den Kopf. »Ganz sicher nicht, junger Mann! Nicht, dass Ihr noch auf den Gedanken kommt, sie zu rauben. Ihr wisst, dass Ihr Eurer Ritterehre verlustig geht, wenn Ihr ein Kloster schändet.«
    Magnus verließ die Räume des Herzogs, ohne noch etwas zu erwidern. Aber er war fest entschlossen herauszufinden, wohin man Amra brachte. Auch wenn er dafür ein Heiligtum schänden müsste. Amra selbst hatte das schließlich auch getan – und damit mehr riskiert als ihre Ehre.
    Vorerst blieb dem jungen Ritter allerdings keine andere Möglichkeit, als seine Sachen zu packen und sich auf den Abritt vorzubereiten. Unglücklich räumte er seinen Schlafplatz in einem Seitentrakt des Rittersaals und lud seine wenigen Habseligkeiten in seine Satteltaschen. Viel war es nicht, die Besitztümer eines Ritters ohne Land beschränkten sich im Allgemeinen auf eine Rüstung und ein Pferd. Magnus besaß noch ein Zelt und ein zweites Pferd, er hatte einen der Hengste behalten, die er beim Turnier gewonnen hatte. Das Tier verstand sich gut mit seinem Fuchshengst, er konnte es sowohl als Packtier als auch als Ersatzpferd nutzen. Schließlich rollte er sich vor den Ställen der Pferde in seine Decke. Die Nacht würde kurz sein, die Tore öffneten sich bei Morgengrauen. Und Magnus stand nicht der Sinn danach, mit Heribert und den anderen Rittern seinen unwürdigen Abschied zu feiern. Lieber dachte er an Amra. Wenn es nach Heinrich und Mathilde ging, würde er ihr nie mehr so nahe sein wie

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