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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Gottes auf und sicherten sich den Segen dafür bei Svantevit und seinen Priestern, indem sie dem Tempel freigebig kleine Opfergaben zukommen ließen. In all dem Getümmel fiel Amra mit ihrem Korb gar nicht auf. Sie gelangte unbehelligt zu dem Wachturm, unter dem das Verlies lag. Rasch richtete sie noch einmal das Tuch, unter dem sie ihr Haar züchtig verbarg, und versuchte, einen geschäftigen und harmlosen Eindruck zu erwecken.
    »Essen für die Gefangenen, Burgwächter«, erklärte sie kurz und machte Anstalten, einfach in das Verlies hinabzusteigen, doch so leicht ging das natürlich nicht.
    Die Wächter lachten. »Das müssen wir uns erst mal ansehen, Kleine!«, meinte der Ältere. »Wer bist du überhaupt? Warst du nicht gestern mit dem Juden hier?«
    Amra nickte, es hatte ja keinen Zweck zu leugnen. Außerdem bot die Erwähnung des Herrn Baruch eine fabelhafte Erklärung für ihr Hiersein.
    »Sehr wohl, meine Herren!«, bestätigte sie mit einer Verneigung. »Und die Gefangenen, also der Herr Gisbert, hat meinem Herrn einen Lohn versprochen, wenn er ihm etwas besseres Essen zukommen lässt als das, was die Küche für die Gefangenen hergibt.« Sie lächelte kokett.
    Der jüngere Wächter ließ nun wollüstig den Blick über Amras zu enges und zu kurzes Kleid wandern. Das Mädchen errötete. Es hatte nicht daran gedacht, wie aufreizend das Kleid wirken konnte. Er schlenderte näher. »Dann lass uns mal sehen …«, meinte er und hob das Tuch an, das Amra über den Korb gebreitet hatte.
    Ihr Ausschnitt schien ihn allerdings deutlich mehr zu interessieren. Er kam ihr so nah, dass sie seinen Atem spürte und den schalen Geruch seines sicher seit Wochen nicht gewaschenen Körpers wahrnahm.
    »Haben die Priester das denn überhaupt gestattet?«, fragte er. »Wer weiß, vielleicht sollen die Kerle ja fasten, bevor sie dem Gott geopfert werden?«
    Amra zog sich ein wenig zurück und verbeugte sich noch einmal. »Das weiß ich nicht, Herr. Aber … aber ich … also … der Gott ist doch der Gott der Krieger, der … der größte Kriegsherr von allen. Der … der will doch keine schwachen Opfer.«
    Der ältere Wächter kam nun auch näher, wobei er angelegentlich schnüffelte. Das Rauchfleisch im Korb schien ihn anzuziehen.
    »Der scheint ja nicht arm zu sein, der Ritter da unten«, stellte er fest. »Obwohl die Männer kaum Beute gemacht haben auf der Galeere. Doch dies ist ein feines Essen … und Wein …«
    Amra lächelte ihm zu. »Das will ich meinen, Herr. Und sicher würdet Ihr auch gern etwas davon kosten.« Sie holte eines der Bündel aus dem Korb und öffnete es. »Seht her. Ihr könnt Euer Festmahl halten, während ich die Gefangenen speise.«
    Der jüngere Wächter gab eine Art Grunzen von sich. »Du kannst das Zeug auch hierlassen, und wir geben’s dann den Kerlen«, schlug er vor.
    Amra schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid. Aber das muss ich dem Herrn Gisbert schon persönlich aushändigen. Befehl vom Herrn Baruch. Also … es ist nicht, dass ich Euch misstraue. Aber so ein Kaufmann … diese Handelsherren misstrauen jedem, wisst Ihr …«
    Der ältere Wächter nahm einen Schluck aus dem Weinschlauch. Amra ließ jetzt die Halskette auf den Tisch gleiten, dabei zwinkerte sie ihm verschwörerisch zu.
    »Sehr gut!«, lobte der Mann und legte wie beiläufig die Hand darauf. Sicher gedachte er nicht, ihren Gegenwert mit seinem Kollegen zu teilen. »Komm, Jelek, lass die Kleine und iss mit! Bevor die Ablösung kommt und was abhaben will …«
    Der Jüngere trennte sich ungern von Amra. »Und wie wissen wir, was die da unten tut?«, fragte er mit gerunzelter Stirn. »Gestern haben sie in einer fremden Sprache gesprochen. Wenn sie das jetzt wieder macht …«
    Der Ältere zuckte die Achseln und brach sich ein Stück Brot ab. »Soll sie doch sagen und machen, was sie will. Einen Schmiedehammer und einen Amboss schleppt sie ja wohl nicht mit sich rum, also wird sie die zwei kaum befreien … Lass sie in Ruhe, Jelek. Vielleicht schenkt sie dir ja nachher noch einen Kuss, wenn du nett zu ihr bist.«
    Amra errötete und bemühte sich, ihren Abscheu nicht zu zeigen. Ganz sicher würde sie diesen schmierigen Kerl nicht küssen! Aber jetzt war erst mal der Weg frei zu Magnus. Ihren Korb am Arm kletterte sie rasch die Stiege hinunter.
    Gisbert de Soigne hatte die Nacht in stillem Gebet verbracht, während sich Magnus unruhig auf seinem schmutzigen Strohlager herumwarf. Der Junge haderte mit seinem Schicksal, aber

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