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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Niklot heiraten«, erklärte Mariana kategorisch. »Und Gott dafür danken, dass er dir diesen Ausweg bietet. Eine Flucht allein ist undenkbar.«
    Amra schlang ein weiteres Stück Brot mit Käse hinunter. Sie hatte lange nicht mehr so gut gegessen, die Kost im Gästehaus war so viel besser als die im Konvent.
    »Aber ich liebe Magnus«, gab sie dann zu bedenken. »Wenn ich einen anderen heirate …«
    Mariana rang die Hände. »Amra, nicht schon wieder! Hast du denn gar nichts gelernt? Diese unselige Geschichte mit dem jungen Ritter hat dich doch schon einmal eine sichere Stellung gekostet! Als Herrn Heinrichs Mätresse hättest du ein gutes Leben gehabt. Und am Ende hätte er dich am Hof zu Braunschweig verheiratet, nicht an diese düstere Burg im Slawenland und mit einem Mann, der womöglich noch heimlich zu den alten Göttern betet. Finde dich endlich in dein Schicksal, Amra! Heirate diesen Fürsten Niklot und sei ihm eine brave und tugendhafte Frau!«
    Amra seufzte. Zu welchen Göttern ihr künftiger Gatte betete, war ihr eigentlich gleich. Aber sie wünschte sich einen Mann, den sie lieben konnte. Sie wünschte sich Magnus.
    »Von dem du im Übrigen seit Jahren nichts mehr gehört hast!«, ereiferte sich Mariana, als Amra das anmerkte. »Kind, er kann längst tot sein. Oder mit einer anderen verbandelt – verheiratet ja wohl kaum, er bekommt nie ein Lehen. Wahrscheinlich reitet er längst unter dem Zeichen einer anderen Frau in den Kampf, während du dich hier nach ihm verzehrst. Gib es auf, Amra. Versuche, deinen Gatten zu lieben. Vielleicht hat Herr Heribert ja Recht, und er ist ein schöner, stattlicher Mann.«
    Herr Heribert musste sich gleich mit seiner Werbung an Mariana gewandt haben, nachdem ihn die Äbtissin verabschiedet hatte. Den jungen Ritter drängte es erkennbar, Herzog Heinrich war sicher nicht bereit, ein Nein vonseiten Amras hinzunehmen.
    »Aber er ist nicht Magnus«, gab Amra beharrlich zurück.
    Mariana seufzte. »Und Magnus ist nicht Lancelot, und du bist nicht Guinevere. Aber eure unglückliche Liebe wird eine schöne Geschichte ergeben, mit der du dann deinen Töchtern und Enkelinnen Flausen in die Köpfe setzen kannst. Vergiss Magnus, Amra. Du hast die Wahl zwischen Niklot von Mikelenburg und Jesus von Nazareth. Wenn ich sie hätte, so wählte ich Letzteren. Aber wenn du dich denn so gar nicht berufen fühlst, dann sag Herrn Heribert morgen zu und nimm den Slawen. Gott möge dich dabei beschützen.«
    Die alte Edelfrau zog Amra in die Arme und küsste sie zum Abschied. Sie wusste, dass sie die junge Frau ganz sicher nicht wiedersehen würde, wenn sie ihren Entschluss erst einmal bekannt gegeben hatte. Sicher würde die Äbtissin Marianas Beratung mit dafür verantwortlich machen und sie in den letzten Stunden von Amra fernhalten.
    »Ich hoffe wirklich, du wirst glücklich!«, raunte sie der jungen Frau noch zu, bevor sie das Refektorium verließ. »Und tu mir einen Gefallen: Lauf jetzt nicht gleich zur Äbtissin und sag ihr, wie du dich entschieden hast. Geh erst in die Kirche und bete darüber. Möglichst die ganze Nacht. Das ist auch gut in Bezug auf Herrn Heribert. Man wird dich höher schätzen, wenn es wie ein schwerer Entschluss aussieht als wie eine Flucht.«
    Amra hörte auf den Rat Marianas und verbrachte eine letzte kalte und einsame Nacht in der Klosterkirche. Sie versuchte es sogar noch einmal mit einem Gespräch mit Gott, aber wie immer gönnte er ihr keine Antwort. Schließlich gab sie auf und wartete auf die Morgendämmerung. Nach der Laudes bat sie die Äbtissin um ein Gespräch.
    »Und lasst dazu bitte auch Herrn Heribert kommen«, sagte sie fest. »Ich bin zu einer Entscheidung gelangt.«
    Heribert von Fulda wirkte unendlich erleichtert, wogegen die Äbtissin die Lippen zusammenpresste, als Amra ihre Entscheidung schließlich verkündete.
    »Ich bin Euch für Eure Unterstützung unendlich dankbar«, wandte sie sich in gemessenen Worten an Mutter Clementia, »und für all die Unterweisungen, die ich hier erfahren durfte.« Amra biss sich auf die Lippen, aber sie hatte lange über die Formulierungen nachgedacht. Für Mariana würde es einfacher werden, wenn sie es sich nicht vollständig mit der Äbtissin verdarb. »Aber Gott hat mich nun einmal nicht berufen, sosehr ich mich Euch und Eurem Orden verbunden fühle. Sicher findet sich ein Kloster in der Nähe der Burg meines künftigen Gatten, das ich großzügig in Eurem Sinne unterstützen werde.«
    Mit Holz zum Heizen,

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