Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
dazu ein stattlicher Mann und …«, er warf einen Blick auf die Oberin, »… seit Jahren ein guter Christ. Ihr würdet sicher großes Glück an seiner Seite finden, Frau Amra, wenn Ihr es denn möchtet. Zumal sich Herr Niklot auch noch an Euch erinnert und Euch mit großer Liebe zugetan sei, wie er Herr Heinrich versichert hat.«
    Amra wusste nicht, wer Fürst Niklot war und woher er sie kannte. Sie konnte nur daran denken, dass sich ihr hier eine Möglichkeit ergab, dem Kloster zu entkommen. Sie rang mit sich um die richtige Erwiderung.
    »Um es aber noch einmal zu betonen«, ergriff stattdessen die Oberin erneut das Wort, »Herzog Heinrich kann dich nicht zwingen, Anna Maria. Wenn du hierbleiben willst und die Ewigen Gelübde ablegen, dann …«
    »Nein!«, brach es aus Amra heraus. »Das heißt … äh …«
    Erschrocken hielt sie inne. Ganz so schnell sollte sie die Entscheidung vielleicht doch nicht treffen. Wieder fiel ihr Magnus ein. Wenn sie sich mit diesem Fürsten Niklot vermählte, dann entkam sie zwar dem Kloster, aber eine Verbindung mit Magnus wäre ihr dann auch auf immer verwehrt. Sie biss sich auf die Lippen.
    »Ich … ich … kann ich noch darüber nachdenken? Ich …«
    »Du hast selbstverständlich Bedenkzeit, solange du willst, mein Kind«, beeilte sich die Äbtissin zu versichern, während Heribert nervös mit dem Fuß wippte.
    »Zwei oder drei Tage würde der Herzog Euch sicher zubilligen«, murmelte der junge Ritter.
    Er hatte zweifellos den Auftrag, umgehend mit Amra zurückzukehren oder sie gleich nach Mikelenburg zu bringen.
    »Geh zur Kirche, bete, geh in dich!«, forderte nun auch die Novizenmeisterin Amra auf. Sie hatte bislang still an der Tür gewartet. »Gott wird seinen Ruf an dich zweifellos erneuern. Hast du ihm nicht längst deine Seele versprochen?«
    Amra wollte wieder spontan verneinen, zumal Heribert sie mit einem Ausdruck mittleren Entsetzens musterte.
    »Ihr habt nicht wirklich die Gelübde abgelegt?«, fragte er besorgt.
    Amra schüttelte den Kopf. Und wagte dann einen Vorstoß, von dem sie sich jedoch wenig erhoffte. »Ich würde mich gern mit Frau Mariana beraten«, wandte sie sich ehrfürchtig an die Äbtissin. »Könntet Ihr mir das wohl gestatten, Ehrwürdige Mutter?«
    Gewöhnlich hätte die Oberin dies sofort abgelehnt und auf Gott als alleinigen Ratgeber hingewiesen, aber diesmal nickte sie gütig.
    »Wenn Frau Mariana Zeit für dich hat, kannst du dich gern gleich mit ihr zusammensetzen«, erklärte sie. »Ich werde sie holen lassen, ihr könnt euch in die Kirche oder ins Refektorium zurückziehen, da ist ja jetzt niemand.«
    Die Klosterfrauen waren um diese Zeit bei der Arbeit, und auch Amra hatte erwartet, zu der ihren zurückgeschickt zu werden. Wenn überhaupt, so hatte sie sich allenfalls während der Mußestunde nach der Vesper ein Treffen mit Mariana erhofft. Ihre unsterbliche Seele musste den Schwestern wohl sehr wichtig sein. Oder eher die hohe Mitgift, mit der Heinrich sie zweifellos beim Eintritt ins Kloster ausgestattet hatte, und die an den Herzog oder den künftigen Gatten der jungen Frau zurückfiel, wenn Amra das Kloster verließ. Amra hätte beinahe gelächelt.
    »Ich warte auf Eure Entscheidung, Frau Amra«, sagte Heribert mit einer Verbeugung, als die Novizenmeisterin Amra hinausführte.
    Amra hörte endlich wieder ihren richtigen Namen und sah zum ersten Mal seit zwei Jahren furchtlos in das Gesicht eines Mannes. Und sie konnte nicht anders – sie zwinkerte dem Ritter zu.
    Tatsächlich erwartete sie dann nicht nur Mariana im Refektorium, man hatte auch Wein und Speisen bringen lassen, um die Edelfrau zu bewirten. Natürlich nur die karge Fastenkost, aber Amra griff hungrig zu.
    »Du willst also gehen?«, fragte Mariana. Amra brauchte gar nichts zu sagen, sie erkannte am lebhaften Blick der jungen Frau, dass diese schon wieder das Abenteuer suchte.
    »Ich gehe auf jeden Fall«, stellte Amra klar. »Ich konnte es Euch bislang nicht sagen, es bleiben ja nie mehr als drei Atemzüge, um sich ein paar Worte zuzuraunen. Aber ich bin fest entschlossen, das Kloster zu verlassen. Ich plante, im Frühjahr zu fliehen und mich nach Stralow durchzuschlagen.«
    »Zu fliehen?«, fragte Mariana entsetzt. »Aber, Mädchen …«
    Amra winkte ab. »Ich weiß, es wäre gefährlich. Eine Frau allein unterwegs ist Freiwild, das braucht Ihr mir gar nicht vorzuhalten. Aber hier bleibe ich nicht mein Leben lang, alles ist besser als das.«
    »Dann musst du Herrn

Weitere Kostenlose Bücher