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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Hund zog den Schwanz ein und kam winselnd an ihre Seite. »Was soll ich tun? Mich Euch ›hingeben‹, weil es Euch so gefällt? Jetzt und gleich? Ihr habt mich doch, Fürst Niklot, wie Ihr eben schon zu bemerken geruhtet. Ich werde morgen mit Euch vermählt – falls ich mich nicht entschließe, Euch dieses Schwert jetzt noch in die Brust zu stoßen …«
    Amra wusste, dass sie das schwere Schwert unmöglich mit der nötigen Kraft nach oben stoßen konnte, Niklot hätte es leicht abwehren können und sich dabei allenfalls die Hand verletzt. So blieb ihr nur, mit Worten zu kämpfen.
    »Also übt Euch jetzt in Geduld, Fürst Niklot«, fuhr sie ruhig fort. »Wenn der Bischof morgen eintrifft, werden wir Hochzeit feiern, wie es der Brauch verlangt. Danach wird mir wohl nichts übrig bleiben, als Euch zu Willen zu sein. Jedoch nicht hier und nicht jetzt, Herr Niklot!«
    Niklot von Mikelenburg schien zu schwanken. Er musste wissen, dass er sie trotz der Waffe überwältigen konnte. Aber er mochte sich wohl nicht die Blöße geben, dafür Blessuren in Kauf nehmen und den anderen Rittern Rede und Antwort stehen zu müssen.
    Doch dann wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Fürstin Relana hatte wohl ihren Gatten zu Hilfe gerufen, denn ein weiterer, nicht minder großer Mann erschien in der Tür. Amra erkannte auch ihn. Er hatte sich damals an der jungen Alenka vergangen. Jetzt lachte er schallend.
    »Na, Brüderchen, wenn du dich da mal nicht übernommen hast!«, stieß er hervor. »Erinnere ich mich falsch, oder war sie dir damals schon ein bisschen überlegen? Aber du sagst mir Bescheid, wenn du Hilfe brauchst, was?«
    Pribislav schob seinen Bruder zur Seite und versuchte sich mit einer höfischen Verbeugung vor der zukünftigen Gemahlin seines Bruders. Dabei grinste er.
    »Frau Amra von Arkona? Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen. Bitte vergebt meinem ungestümen Bruder, er kann es wohl nicht abwarten, mit Euch vor den Altar zu treten. Aber wie ich sehe, habt Ihr ihm ja bereits Zügel angelegt.« Er hielt Amra die Hand entgegen. »Gebt mir jetzt das Schwert, Frau Amra, und bekleidet Euch. Mein Bruder wird Euch nicht mehr zu nahe treten, bis die Trauung vollzogen ist. Der Bischof hat bereits einen Boten geschickt, Niklot. Er wird morgen Nachmittag hier sein. Allzu lange brauchst du also nicht zu warten. Kaum der Rede wert, verglichen mit all dem, was die großen Ritter der Geschichte um der hohen Minne willen auf sich nahmen.«
    Pribislav schlug seinem Bruder scheinbar ermutigend auf die Schulter, nahm das Schwert von Amra entgegen und steckte es in die Scheide.
    Niklot gürtete sich kleinlaut. »Also morgen, Amra«, sagte er schließlich. »Es wird mir ein Vergnügen sein.« Auch er verbeugte sich jetzt artig, seine Stimme klang jedoch drohend, als er hinzufügte: »Und schafft den Köter hier heraus!«
    Als hätte er verstanden, begann Wuff erneut zu bellen.
    Amra machte sich keine Illusionen – Niklot würde ihr diese Demütigung heimzahlen. In der nächsten Nacht schützte sie keiner mehr.

Kapitel 4

    F ür Magnus gestaltete sich die Reise von Dänemark nach Mikelenburg mehr als unerfreulich. Mit Vaclav wechselte er unterwegs kaum ein Wort, was sicher auch besser war, um nicht alte Feindseligkeiten aufleben zu lassen. Vaclav wusste sicher von Magnus’ Beschwerde nach dem Feldzug nach Pommern. König Waldemar mochte sein unritterliches Verhalten decken, solange er vorgeben konnte, nichts davon zu wissen. Aber nach Magnus’ Bericht hatte er den jungen Ranen sicher zu sich befohlen und gerügt. Folgen hatte das natürlich keine gehabt, der Tadel dürfte mild ausgefallen sein. Aber Vaclav war dennoch verärgert und schwieg sich nun Magnus gegenüber aus. Auch seine Ritter mieden Magnus’ Männer, und oft wurden Spottworte laut. Magnus hielt seine heißblütigen jungen Kämpfer nur mühsam unter Kontrolle. Sie hätten die Schmähungen gern zurückgegeben und waren sicher wortgewandter als Vaclavs Ritter, doch die hätten dann womöglich zugeschlagen, und es ging nicht an, dass die Dänen sich untereinander prügelten.
    Hinzu kam, dass Magnus Sorge zu tragen hatte, dass die wertvollen Hochzeitsgeschenke, die König Waldemar dem Slawenfürsten zugedacht hatte, die Burg unbeschadet erreichten. Die Männer hatten die voluminösen Truhen auf einen Karren geladen, der nicht nur ständig im Schlamm stecken blieb, sondern obendrein zu breit für die Straßen nach Mikelenburg war. Die Lehnsleute hier erfüllten die

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