Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
Männergelächter.
    »Der Bischof?«
    Sie vernahm eine tiefe Stimme und horchte auf. Diese Stimme hatte sie schon einmal gehört … und sie verband damit großes Entsetzen.
    »Es ist mir ganz egal, ob der Bischof uns vorher einsegnet oder nicht. Und wenn ich ihr ein Kind mache, ist es auch gleichgültig, ob’s vorher oder nachher gezeugt wird – sieht man dem Balg ja nicht an. Also werde ich den Teufel tun und auf den Pfaffen warten … Ich warne dich, Relana, gib die Tür frei, oder ich trete sie ein.«
    Der gefleckte Hund sprang alarmiert auf und knurrte. Amra wollte aus dem Zuber steigen und sich mit dem Tuch verhüllen, bevor der Unbekannte sich Zutritt zu ihren Räumen verschaffte, aber es war zu spät. Sie schrie auf, als die Tür aufgestoßen wurde und ein großer, schwerer Mann ins Zimmer stürmte. Amra bedeckte ihre Brust notdürftig mit den Armen – und wurde von schierem Entsetzen ergriffen. Sie kannte dieses breite Gesicht mit den weit auseinanderstehenden kleinen Augen. Sie erinnerte sich noch zu gut an diesen Mund, dessen Lippen sich brutal auf die ihren hatten pressen wollen … und endlich fiel ihr auch wieder ein, dass Magnus diesen Mann, der sie hatte schänden wollen, im Lager der Dänen mit »Fürst« angesprochen hatte.
    Jetzt verzogen sich die groben Züge Niklots zu einem Grinsen. »Hol mich der Teufel, sie ist’s wirklich!«, bemerkte er. »Ich hab’s gehofft. So viele Rote waren ja nicht unter den Weibern damals auf Rujana. Ich hab dich nämlich gesucht, Amra oder wie du heißt. Später, als die Geiseln auf die Sklavenmärkte gingen. Da hätt ich dich gern gekauft, meine Hübsche. Aber du warst ja verschwunden – ins Bett des Löwen, hieß es. Und nun hör ich, er hätt dich doch verschmäht, wärst immer noch Jungfrau. Auch wenn’s mir darauf gar nicht so ankommt. Gut, bleibt es eben nicht bei ein paar wilden Nächten. Eine kleine Jungfrau aus königlichem Blut will geheiratet werden. Machen wir also eine Fürstin von Mikelenburg aus dir …« Niklot näherte sich dem Badezuber mit lüsternem Blick und trat nach dem Hund, der auf ihn zusprang und wütend zu bellen begann. »Und ich muss dich nicht mal mehr ausziehen.«
    Amra fühlte sich so hilflos wie noch nie in ihrem Leben, aber ihre Angst wurde schnell von Empörung und Wut verdrängt. Dieser Grobian konnte nicht einmal bis zur Einsegnung warten, bevor er seine Beute in Besitz nahm. Und Heinrich hatte sie ihm ausgeliefert. Niemand beschützte sie – nicht einmal Magnus. In ihrem Ärger trat Amra entschlossen die Flucht nach vorn an. Sie warf sich gegen die Wand des Badezubers und brachte ihn damit zu Fall. Das duftende Seifenwasser ergoss sich über Niklots Beinlinge und Waffenrock, und als er erschrocken zur Seite auswich, sprang der Hund ihn bellend an. Das verschaffte Amra Aufschub. Sie rappelte sich auf, rannte hinter das Lesepult und warf die Bibel nach Niklot.
    Der lachte hämisch auf. »Was für eine Wölfin! Du warst schon damals nicht ohne, meine Kleine. Oh, das verspricht ein Spaß zu werden! Und dabei fürchtete ich schon, man schickt mir eine Betschwester.«
    Niklot löste seinen Gürtel. Sein Schwert fiel zu Boden und glitt ein Stück weit aus der Scheide. Amra fixierte die Waffe. Dann griff sie nach einem Schemel und hielt ihn vor sich, um Niklot abzuwehren. Der Fürst folgte ihr lachend, schlug ihr den Schemel aus der Hand und wollte nach ihr greifen, aber ihre Haut war glitschig vom Seifenschaum. Amra entzog sich ihm erneut, griff nach dem Weinkrug, den die Dienerin zuvor gebracht hatte, und schüttete Niklot den Inhalt ins Gesicht. Bedauerlicherweise war es kein heißer Würzwein, er blendete den Ritter jedoch einen Herzschlag lang und brachte Amra damit näher an das Schwert. Niklot schien ihre Absichten nicht vorauszuahnen. Er lachte erneut dröhnend auf über das vermeintliche Spiel, mit dem sie ihn reizte – und trat noch einmal nach dem Hund, als der versuchte, ihn zu beißen. Amra duckte sich unter Niklots Arm weg, als er wieder nach ihr griff, und dankte dem Himmel dafür, dass die Kemenate mit einem Teppich ausgelegt war, als sie zu Boden stürzte. Und dann war sie neben dem Schwert. Sie griff beherzt nach dem Knauf, zog die Waffe aus der Scheide und hielt sie drohend vor sich.
    »Keinen Schritt weiter, Herr Niklot!«
    Niklot von Mikelenburg verharrte verwirrt. »Aber, aber, mein Täubchen … Du willst doch nicht … Lass jetzt augenblicklich die Waffe sinken und …«
    »Und was?«, fragte Amra. Der

Weitere Kostenlose Bücher