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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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nächster Freier werde ich sein. Ich lasse nie wieder einen anderen an dich heran – bei meiner Ehre als Ritter.«
    Heribert schüttelte den Kopf. »Du wirst kein Ritter mehr sein, Magnus«, sagte er dann streng. »Die Kirchenschändung und dieser zweifelhafte Zweikampf sind eine Sache, aber ein Ritter, der sich einem Gottesurteil durch Flucht entzieht? In der Ritterschaft wurden gestern böse Worte darüber laut, dass man dich in dieser Nacht noch im Kerker hält, Pribislav hätte dich auf Ehrenwort freisetzen müssen. Und jetzt das …«
    Magnus senkte den Kopf.
    »Besser ein lebender Bauer als ein toter Ritter«, bemerkte Amra scharf. »Hört endlich auf mit diesen Geschichten um eure großartige Ehre. Solange ein Vaclav und ein Niklot noch als Ritter ohne Tadel gelten, gebe ich darum keinen Kupferpfennig. Komm, Magnus, wir werden deinen Vergehen gegen die Ritterehre jetzt noch einen Diebstahl hinzufügen. Wir brauchen Pferde, Herr Heribert, und eine Rüstung.«
    Heribert stützte seinen Freund auf dem Weg nach draußen, dann schloss er sorgfältig das Kerkertor hinter ihnen, es sollte so lange wie möglich unberührt aussehen.
    »Ich könnte Euch die meine …«, murmelte er unwillig, aber Amra schüttelte den Kopf.
    »Ich denke, Herr Vaclav wird uns gern aushelfen«, bemerkte sie. »Er kann seinen Harnisch und seinen Helm wohl zurzeit kaum brauchen. Der Wappenrock fehlt, aber da können wir nichts machen … hoffen wir einfach darauf, dass der Torwächter bei Morgengrauen noch verschlafen ist.«
    »Und dass er die Farben des Herrn Vaclav nicht kennt«, bemerkte Heribert. »Denn der ist Slawe, wie Ihr wisst. Wenn sich Magnus an seiner Sprache versucht, wird jedem auffallen, dass hier der falsche Ritter reitet.«
    »Ich werde den Schild verhängen«, sagte Magnus. »Wir trauern doch wohl alle noch um Herrn Niklot. Gerade heute, wo es endlich Vergeltung für ihn geben wird. Erst wenn der Mörder tot und Herr Niklot gerächt ist, werde ich meine Farben wieder offen tragen.«
    Heribert grinste. »Hoffentlich nimmt man dir das ab. Eure Pferde stehen übrigens schon bereit, ich habe sie gesattelt und gestern noch frisch beschlagen. Ihr könnt euch im Stall verborgen halten, bis der Morgen graut. Betet nur, dass vorher niemand auf den Gedanken kommt, nach Frau Amra zu sehen oder mit dir zu beten, Magnus, oder eine frühe Morgenmesse zu lesen.«
    »Oder einfach aufzuwachen«, murmelte Amra und dachte an Vaclav. »Es muss einfach alles gut gehen. Beim ersten Sonnenstrahl werden wir reiten.«

Kapitel 8

    D ie Sonne ließ an diesem Tag auf sich warten. Amra lauerte ungeduldig auf die Morgendämmerung. Magnus war gleich in einen erschöpften Halbschlaf gefallen, nachdem sie sich von Heribert verabschiedet hatten. Der junge Ritter hatte ihnen Glück gewünscht, auch wenn er dabei mehr als zweifelnd dreingesehen hatte. Allzu große Chancen auf ein glückliches Leben räumte er den Flüchtenden wohl nicht ein.
    Amra betrachtete ihren schlafenden Liebsten im Schein der Laterne. Sie selbst fand keinen Schlaf, obwohl es im Stroh neben Magnus’ Hengst und Sternvürbe recht gemütlich war. Am liebsten hätte sie sich in Magnus’ Arme geschmiegt, sie sehnte sich nach seinen Zärtlichkeiten. Aber stören wollte sie ihn nicht. Er musste ausruhen, der Tag würde noch anstrengend genug werden. So kuschelte sie sich nur an Wuff, der sie schwanzwedelnd begrüßt hatte. Er war sichtlich erfreut, wieder bei ihr zu sein, und folgte ihr auch, als sie sich schließlich, kurz vor dem Morgen, noch einmal erhob und zur Waffenkammer schlich.
    Amra fand Vaclav von Arkonas Rüstung und Helm und nestelte ein dunkles Untergewand aus ihrem Kleiderbündel, das sie nutzen konnte, um Vaclavs Schild zu verhängen. Bei den Sachen des ranischen Ritters lag außerdem ein schwerer, langer Reisemantel. Ohne jede Gewissensbisse nahm Amra auch den mit und deckte Magnus erst einmal damit zu. Auf der Reise würde er dem Ritter sicher ebenso gute Dienste leisten wie Amra der Umhang der Äbtissin.
    Als es dann endlich hell wurde, fiel Amra mit Schrecken ein, dass sie nicht an Proviant gedacht hatte, und sie schalt sich ihrer mangelnden Umsicht. Aber immerhin konnte sie für ein Frühstück sorgen. Amra lief in den Kuhstall, molk eine freundliche braune Kuh und weckte Magnus dann mit einer Schale Milch.
    »Kleine Stärkung«, wisperte sie ihm zu. »Die wirst du gebrauchen heute.«
    Magnus öffnete die Augen und lächelte ihr zu. Der Schlaf hatte ihm gutgetan, aber

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