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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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einem Mann allein lassen. Und dann erkannte sie, dass sogar eine ganze Anzahl von Rittern und auch ein Geistlicher im Raum waren. Zu ihrer Verwunderung erkannte sie König Waldemar – und Baruch von Stralow unter seinen Beratern. Ein Blick über die Ritterschaft ließ ihr Herz zudem einen Sprung machen. Magnus stand zwischen den Männern des Königs.
    Amra hatte allerdings keine Zeit, Blickkontakt mit ihm aufzunehmen. Ihre Wächter stießen sie vor den König an einen Platz, den sie sich mit einer eher kleinen, noch offenen Truhe teilte, in der edle Brokatstoffe und ein paar Schmuckstücke verstaut waren. Amra linste neugierig hinein. Die Kleider und Schmuckstücke wären einer Königin würdig gewesen.
    »Das ist sie also?« König Waldemar machte sich nicht die Mühe, die junge Frau zu grüßen, bevor er sie in Augenschein nahm. »Bei Gott, Herzog Heinrich hat Glück!«
    Der König lachte und schaute lüstern auf Amras schlanke, aber frauliche Figur, ihr zartes, offenes Gesicht und die leuchtend roten Locken unter dem längst verrutschten Schleier.
    »Sie ist Jungfrau, Jude? Bestimmt?«
    Baruch warf einen ebenso beschwörenden wie entschuldigenden Blick auf die junge Frau. Er war sich nicht sicher, wie viel Amra verstand.
    »Die Hebamme hat es bestätigt«, erklärte er kurz.
    »Und du sagst, sie ist von edlem Geblüt?« Der König ließ seinen Blick zwischen dem Kaufmann und dem Mädchen hin- und herschweifen.
    Baruch senkte die Augen. Sein Haar hatte er unter einer voluminösen Kappe verborgen, aber ein aufmerksamer Beobachter konnte auch aus den grünen Augen Schlüsse ziehen, die er Amra vererbt hatte.
    »Wenn ich es doch sage, Herr. Ein Verwandter des Königs warb um sie, und sie stand bei Fürst Tetzlav in hohen Ehren. Sie diente seiner Königin als Kammerfrau.«
    Amra verstand die Worte »Königin« und »dienen« und fragte sich, warum die Augen des Königs bei deren Erwähnung belustigt aufleuchteten.
    Baruch sprach derweil weiter. »Und wenn Ihr mir in diesem Zusammenhang einen Vorschlag gestattet: Ihr solltet sie vielleicht nicht Herzog Heinrich zum Geschenk machen, sondern eher seiner jungen Gattin. Das Mädchen ist gebildet, spricht auch etwas Französisch. Die Prinzessin dürfte entzückt sein.«
    Amra blickte ihren väterlichen Freund verblüfft an. Sie hatte in den Jahren nach Magnus’ Befreiung versucht, etwas Dänisch zu lernen, ein spielerischer Versuch, ihrem Schwarm näherzukommen. Sehr weit war sie allerdings nicht gekommen, nur Baruch sprach die Sprache der Feinde wirklich fließend, und den hatte sie nicht um Unterricht bitten mögen. Schließlich hätte er zweifellos seine Schlüsse daraus gezogen und sich über sie lustig gemacht. Ein paar Worte kannte sie indes schon, unter anderem das Wort »Geschenk«. Es ließ sie jetzt alarmiert aufhorchen.
    Wollte man sie, Amra, womöglich verschenken? Unwillkürlich fühlte sie sich an die beiden maurischen jungen Frauen erinnert, die Baruch damals König Tetzlav zum Geschenk gemacht hatte. Ihr würde er so etwas doch nicht antun? Er konnte sie dem Dänenkönig unmöglich abgekauft haben, um sie irgendjemandem zu schenken! Und was war das mit dem »edlen Geblüt«? Hatte sie das auch richtig verstanden?
    Amra wollte aufschreien oder doch zumindest Fragen stellen, aber sie hielt sich zurück. Vielleicht verstand sie ja alles falsch.
    König Waldemar lächelte anzüglich. »Du bist klug, Jude«, bemerkte er, kam dann jedoch auf Amras vermeintliche Abstammung zurück. »So könnte man sagen, sie ist eine … hm … Nichte des Fürsten?«, überlegte er. »Ich möchte nicht, dass sich Prinzessin Mathilde beleidigt fühlt, wenn wir ihr hier sozusagen eine … Hofdame von niederem Stand senden.«
    Baruch verneigte sich. »Die Abstammung der jungen Frau Amra ist über jeden Zweifel erhaben«, erklärte er. »Sie könnte sogar als eine Art … Erzieherin für die Prinzessin eingeführt werden. Die ist ja noch überaus jung. Herzog Heinrich wäre Euch zweifellos verbunden.«
    Hatte er von einer Prinzessin gesprochen? Amra verstand den Zusammenhang nicht. Um welche Prinzessin handelte es sich? Wollte Baruch sie in eine Stellung vermitteln?
    Waldemar lachte jetzt unverblümt. »Also gut, dann ist es beschlossen. Der Rapphengst, die Truhe mit dem edlen Stoff und den Schmuckstücken – das alles geht nach Braunschweig. Und Ihr, Jude, macht die ›Kammerfrau‹ reisefertig. Ihr müsst auch bei der Ausstattung nicht knausern … schließlich spart sie uns mit

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