Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
etwas Glück den halben Schatz des Tempels.«
    Baruch von Stralow nickte. Er wirkte zufrieden, hob dann aber zögernd die Hand, um noch etwas anzumerken.
    »Ja, Herr Baruch?«, fragte der König.
    »Eine Eskorte, Majestät … Frau Amra wird eine Eskorte brauchen. Ihr könnt sie nicht … Ihr könnt sie nicht in einem Verschlag mit dem Hengst und der Truhe verschicken.«
    Der König lachte wieder, er schien das für einen überaus komischen Einfall zu halten. Amra fragte sich, ob er sich über sie lustig machte. »Frau Amra« – das hörte sich zugegebenermaßen seltsam an. Aber Herr Baruch wirkte nicht, als mache er Scherze.
    »Also schön. Eine Anstandsdame! Wunderbar, wir nehmen eine der alten Weiber aus dem ranischen Adel – König Tetzlav hat sich schon beschwert, dass die nicht ihrem Rang entsprechend gehätschelt werden. So erweisen wir wenigstens einer von ihnen die nötige Achtung. Und ansonsten … Herr Magnus! Ihr kehrt doch ohnehin zurück an den Hof des Herzogs. Also werdet Ihr die junge Dame nach Braunschweig geleiten. Mit meinen besten Empfehlungen.«
    Amra schaute ungläubig auf. Hatte der König von Magnus im Zusammenhang mit ihr gesprochen und von Braunschweig? Sicher, das musste der Plan sein! Baruch arrangierte ein »Geschenk« für irgendeinen Herzog, und Magnus sollte auf dem Weg dorthin mit ihr fliehen!
    Sie sah zu Baruch hinüber, der versuchte, seine Erleichterung zu verbergen. Er zwinkerte ihr zu, als ihre Blicke sich trafen, und Amra fühlte sich bestätigt. Mit leuchtenden Augen beobachtete sie, wie sich Magnus unter den Rittern des Königs erhob. Er schritt auf Waldemar zu, um ergeben das Knie vor ihm zu beugen.
    »Wie Ihr es wünscht, Herr.«
    Als er aufstand, erhaschte sie ein Aufblitzen seiner strahlenden blaugrauen Augen – und las darin Vorfreude und Hoffnung. Amra hätte singen und tanzen mögen. Nein, sie hatte sich nicht getäuscht, Magnus teilte ihre Gefühle – und nun würde sie Rujana verlassen, in der Begleitung des blonden jungen Ritters, von dem sie seit Jahren träumte. Amra fühlte sich gesegnet, egal von welchen Göttern.
    An das, was sie in Braunschweig erwarten würde, wenn sie diesen Ort, von dem sie nie gehört hatte, denn wirklich erreichte, dachte sie nicht.



D ER L ÖWE
    Rujana – Lübeck – Minden – Braunschweig
1168

Kapitel 1

    M ein Herr Heinrich ist Herzog von Sachsen und Bayern«, erläuterte Magnus Amra und Mariana, die man ausersehen hatte, die junge Frau nach Braunschweig zu begleiten.
    Für die ältere Adlige war dies zu Amras Überraschung fast eine Heimkehr. Sie hatte nicht gewusst, dass Mariana ursprünglich aus deutschen Landen kam, aber tatsächlich stammte die Witwe eines ranischen Ritters aus dem Bayernland. Sie war von recht hohem Adel, und ihr Vater hatte sie nach Dänemark verheiraten wollen, aber dann fielen die junge Frau und ihre Mitgift in die Hände ranischer Piraten. Gewöhnlich hätte man ihrem Vater oder ihrem künftigen Gatten das Angebot gemacht, sie freizukaufen, doch Drazan von Karentia, Mitglied des ranischen Fürstenhauses und Mundschenk des Königs, verliebte sich in die schöne junge Frau, und so stellte man Marianas Vater vor vollendete Tatsachen. Er stimmte einer Verbindung ihrer beiden Häuser denn auch zähneknirschend zu, und man feierte Hochzeit.
    Amra fragte sich, ob Mariana Drazans Liebe erwidert hatte, oder ob es ihr einfach egal gewesen war, mit welchem unbekannten Gatten sie vermählt wurde. Sie schenkte ihrem Mann zwei Kinder, verlor jedoch letztlich sowohl ihn als auch ihre Söhne bei einem der vielen Überfälle der Ranen auf Dänemark. Auf Rujana hielt Mariana folglich nichts mehr, und sie schien recht zufrieden, in deutsche Lande zurückkehren zu können. Über die politischen Verhältnisse dort wusste sie allerdings wenig und horchte nun ebenso gebannt wie Amra auf Magnus’ Erklärungen. Auch sie sprach Französisch – Amra indes war schon fest entschlossen, sie zu bitten, ihr auf der Überfahrt etwas Deutsch beizubringen.
    »Und er heiratet jetzt eine englische Prinzessin – Mathilde, die Tochter von König Heinrich II. und seiner Frau Eleonore«, fuhr Magnus fort.
    Die beiden Frauen nickten, als sie den Namen der Königin hörten. Eleonore von Aquitanien war als Kunstmäzenin und Förderin des Minnesangs jedem bekannt, der für höfische Dichtung schwärmte.
    »Ist er denn noch so jung, dass er jetzt erst eine Frau nimmt?«, fragte Amra naiv. »Er hat doch schon so viele Eroberungen gemacht. Da

Weitere Kostenlose Bücher