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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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dachte ich, er wäre älter.«
    Magnus lächelte. Er stand mit den Frauen an Bord eines der Schiffe, einer Galeere, die nun von König Heinrich bestellte Kämpfer aus deutschen Landen heimbringen sollte. Die slawischen Verbündeten waren bereits übel gelaunt abgesegelt. König Waldemar hingegen würde noch bleiben, schließlich mussten weitere Verträge über die Abtretung der anderen ranischen Burgen geschlossen und weitere heidnische Heiligtümer zerstört werden.
    »Ist er auch. Herzog Heinrich war bereits einmal verheiratet«, verriet Magnus nun Amra und Mariana. »Mit Clementia von Zähringen. Aber die hat er vor ein paar Jahren verstoßen. Zu nahe Verwandtschaft, heißt es, aber das heißt es ja immer. In Wahrheit ging es wohl eher darum, dass sie ihm in vierzehnjähriger Ehe nur eine einzige Tochter schenkte. Er braucht einen Erben. Und nun bot sich eben die überaus vorteilhafte Verbindung mit Mathilde von England.«
    »Aber ich hörte, sie sei noch ein Kind«, meinte Mariana und blickte über die Reling auf das Gewimmel im Hafen von Ralswiek, wo die Schiffe zum Beladen vor Anker gegangen waren. Die Männer Herzog Heinrichs führten eben ihre Pferde an Bord.
    Magnus nickte. Auch er hatte ein Auge auf den Steg, über den die Schlachtrosse balancierten. Sein eigenes Pferd hatte er vorher schon in einen der luftigsten Verschläge im Schiffsrumpf gebracht.
    »Sie ist elf Jahre alt«, bestätigte er. »Und wahrscheinlich spricht sie kein Wort Deutsch. Aber sie dürfte gut erzogen sein und ihre Pflichten kennen. Und ihre Mutter hat ihrem Vater zehn Kinder geschenkt, also ist sie sicher auch …«
    »… eine gute Zuchtstute«, führte Mariana den Satz zu Ende.
    Magnus biss sich auf die Lippen. Er musste wirklich besser aufpassen, welcher Wortwahl er sich in der Gegenwart der hochgewachsenen, gebildeten und sehr selbstbewussten Edelfrau bediente. Mariana hatte noble, wenn auch etwas strenge Züge, ihr fest aufgestecktes Haar war trotz ihrer Jahre immer noch hellblond und von nur wenigen grauen Strähnen durchzogen. Sie bedeckte es allerdings fast vollständig mit einem züchtigen Gebände, nur geschmückt von einem schmalen silbernen Reif.
    »Aber der Herr sollte in eigenem Interesse noch einige Jahre warten, sonst stirbt sie ihm beim ersten Kind«, sprach Mariana sachlich weiter. »Sie kommen nicht so leicht heraus wie hinein bei einem noch kindlichen Körper.«
    Magnus errötete, während sich Amra weder an der klaren Sprache der Edelfrau störte noch an Magnus’ kleinem Fauxpas. Auch sie schaute jetzt zum Hafen hinunter, allerdings nicht gleichgültig, sondern völlig gebannt. Die Aussicht auf die Reise beflügelte sie – und sie meinte nun auch zu verstehen, was sie in Braunschweig sollte. Als Geisel würde sie so etwas wie eine Sklavin bleiben, der dänische König konnte sie schicken, wohin er wollte, und er machte sie nun der kleinen Prinzessin Mathilde zum Geschenk. Amra war das ganz recht. Sie mochte Kinder und war bereit, Mitgefühl für das kleine Mädchen zu empfinden, das man hier von seiner Heimat und seinen Eltern trennte und an einen unbekannten Hof und in die Arme eines viel älteren Mannes schickte. Für eine Prinzessin mochte das normal sein, aber Mathilde würde sich bestimmt trotzdem einsam fühlen.
    Amra dachte darüber nach, wie sie der Prinzessin helfen konnte, sich die Zeit zu vertreiben, wie sie Französisch mit ihr sprach und mit ihr scherzte wie mit Basima und Dschamila. Sie würde ihr Hofdame und Freundin sein, und wenn sie es wollte, auch Vertraute – die Freundschaft mit den sarazenischen Konkubinen hatte ihr schließlich zu mancherlei Kenntnissen über den weiblichen Körper und die fleischliche Liebe verholfen. Und sie würde am gleichen Hof leben wie Magnus von Lund! Amra freute sich von ganzem Herzen auf ihr neues Leben. Sie hatte sich leicht von ihrer Mutter Mirnesa und fast ebenso leicht – und dankbar – von Baruch von Stralow getrennt.
    »Und wo genau ist nun Braunschweig?«, erkundigte sie sich nach ihrer neuen Heimat. »Ich hab noch nie davon gehört.«
    Mariana schien das ähnlich zu gehen. Magnus wunderte es nicht.
    »Die Stadt ist noch im Aufbau«, erklärte er den Frauen. »Sie liegt im Inland, an einem Fluss. Die Oker bildet die Grenze zwischen den Bistümern Halberstadt und Hildesheim.«
    Mariana schien auch das nichts zu sagen, Amra erst recht nicht.
    »Jedenfalls liegt Braunschweig in Sachsen und beherbergt eine Pfalz auf einer Insel in der Oker, die Herr

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