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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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für Damen und für die Herren des Klerus gezüchtet und ausgebildet. Zum Teil sind sie sehr kostspielig. Die zwei hier …«, Mariana wies auf die Braune und die Rappstute, »… sind gerade einmal durchschnittlich. Sie setzen die Beine nicht sehr graziös und sind nicht besonders schnell. Man könnte auch noch weicher sitzen, sie neigen beide zum Passgang. Aber das macht sie bezahlbar. Einer wie der da …«, sie zeigte auf den Schimmel, »… ist leicht das Doppelte von zwei Schlachtrossen wert.« Zu Amras Verwunderung ging Mariana jetzt forsch auf den Händler zu. »Darf ich die Stute nun auch einmal probieren?«
    Magnus betrachtete belustigt, Amra bewundernd, wie auch sie sich gekonnt in den Sattel helfen ließ und das Pferd dann genauso sicher lenkte wie die junge Rachel.
    Magnus wirkte zufrieden. »Doch, beide Pferde sind brav und gut ausgebildet«, erklärte er.
    Amra nickte. »Das hat der Mann doch auch gesagt«, meinte sie und verstand nicht, warum Magnus jetzt lachte.
    »Auf Arkona gab’s wohl keinen Pferdemarkt, oder?«, neckte er sie. »Sonst wüsstest du, was von den Worten der Händler zu halten ist.«
    Amra bemerkte beglückt, dass er sie endlich nicht mehr förmlich ansprach. Sein Verhalten in den letzten Tagen hatte sie nervös und unglücklich gemacht. Sie konnte sich doch nicht eingebildet haben, was in jener Nacht unter den Sternen zwischen ihnen geschehen war.
    Jetzt jedenfalls bestand sie darauf, dass er ihr auf die braune Stute half, nachdem er ausgiebig mit dem Händler um den Preis für die beiden Zelter gefeilscht hatte. Ein kräftiges Maultier zum Tragen der Truhe für den Herzog hatte Magnus auch noch ausgewählt. Für Frau Mariana mal wieder ein Grund zum Spotten.
    »Die Kosten für den Transport der Geschenke sind bald höher als ihr Wert«, meinte sie.
    Magnus sah sie dafür strafend an. »Kein Gold der Welt kann den Wert der Frau Amra aufwiegen!«, erklärte er dann.
    Amra war gerührt ob seiner Worte. Sie konnte sich jedoch immer noch nicht damit abfinden, was sie auf Rujana meinte gehört zu haben. Sie konnte nicht als »Geschenk« nach Braunschweig gesandt worden sein. Eine Kammerfrau war ihrer Herrin zwar in der Regel treu ergeben, aber als Leibeigene betrachtete man sie nicht.
    Amras Herz klopfte wieder einmal heftig, als Magnus ihr Bein ergriff, um ihr mit einem Schwung aufs Pferd zu helfen. Leider klappte es nicht auf Anhieb, anmutig auf das Sitzkissen zu gleiten. Amra fühlte sich wie ein gestrandeter Wal.
    »Ihr müsst Euch selbst auch hochdrücken«, verriet ihr schließlich das Mädchen Rachel. »Und Euch am Sattelknauf abstützen. Der Herr allein kann Euch nicht stemmen – obwohl … Euch vielleicht doch, Ihr seid ja leicht wie eine Feder. Aber eine stämmigere Dame …«
    Das Mädchen wies verstohlen auf eine ältere, rundliche Matrone, die am Stand nebenan versuchte, ein knochiges Maultier zu ersteigen. Amra ertappte sich dabei, mit der kleinen Jüdin zu kichern. Beim zweiten Versuch landete sie dann auch weich im Sattel ihrer neuen Stute und fühlte sich stolz wie eine Königin, als Magnus sie anführte.
    »Ich lerne das sicher schnell«, versprach sie ihm, und freute sich über das Leuchten in seinen Augen, als er sie aufrecht und furchtlos auf dem Pferd sitzen sah. »Zeigst du mir, wie man die Zügel führt?«
    Letztlich zeigte es ihr Mariana, Magnus hatte genug damit zu tun, die Maultierstute mit den Geschenken zu beladen und dann seine Ritter in Marsch zu setzen. Er führte zwanzig Reiter nach Minden. Die fünfzig Söldner sollten sich unter dem Kommando ihres Anführers nach Braunschweig begeben. Wahrscheinlich würden sie sich schon zwischendurch verstreuen und auf ihre Höfe zurückkehren. Es waren meist Bauern, in den Dienst gezwungen von einem Ritter, der dem Herzog lehnspflichtig war.
    Das Schiff war gegen Mittag in Lübeck angekommen, und eigentlich hätte es sich für die Reisegesellschaft angeboten, die Nacht noch in der Stadt zu verbringen. Davon wollte Magnus jedoch nichts hören.
    »Das treibt mir die Ritter nur in die Schenken, und bis ich sie morgen gesammelt habe, ist wieder der halbe Tag herum«, erklärte er. »Da legen wir besser heute noch ein paar Meilen zurück. Das ist auch für Euch angenehmer, Frau Mariana – und für Amra. Wenn sie gleich einen ganzen Tag im Sattel verbringt, werden ihre Muskeln am Abend schmerzen.«
    Amra glaubte das eigentlich nicht. Sie fühlte sich ganz wohl auf ihrer Stute, der sie den Namen Sternvürbe gegeben

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